In Afrika steht in den kommenden Jahren eine technologische Revolution bevor. Boost Africa trägt zu diesem grundlegenden Wandel bei, indem es die Bereitstellung von Risikokapital für Frühphasen-Unternehmen in diesem stark wachsenden Wirtschaftssegment vorantreibt.

Am Stadtrand von Nakuru (Kenia) wirft Isahia Alilubun einen kurzen Blick auf sein Handy: „Wir haben das Geld unkompliziert per SMS erhalten.“ Er musste für den Kredit nicht den beschwerlichen, weiten Weg zur nächsten Bankfiliale auf sich nehmen – ein Weg, an dessen Ziel er womöglich gar nicht bekommen hätte, was er brauchte. Alilubun verwendet das Geld, um seine Chili-Ernte zu steigern. Wenn er mehr erntet, verdient er auch mehr. Ermöglicht wurde die finanzielle Unterstützung durch FarmDrive, eine Idee von Rita Kimani und Peris Bosire.

Kimani und Bosire lernten sich an der Universität in Nairobi kennen. Beide sind Informatikerinnen, und beide stammen aus einem landwirtschaftlichen Milieu. Gemeinsam beschäftigten sie sich mit den Problemen der Gemeinschaften, in denen sie aufgewachsen sind. Aus diesen Überlegungen entstand eines Tages FarmDrive.

Das hochinnovative Unternehmen FarmDrive stellt eine Plattform zur Verfügung, über die Bauern aus abgelegenen ländlichen Gebieten Kredite erhalten können. „Kleinbauern haben nur einen ganz eingeschränkten Zugang zu Finanzinstituten“, erklärt Kimani. „Sie können ihr Land nicht als Sicherheit einsetzen, weil es ihnen nicht gehört, und sie haben keine Kredithistorie. Dies bedeutet jedoch keineswegs, dass sie keine soliden Kreditnehmer sind. Deshalb haben wir eine Lösung konzipiert, bei der die Daten dieser Menschen über das Mobiltelefon erfasst werden. Wir verarbeiten die Daten abschließend und stellen sie Finanzinstituten für Kreditentscheidungen zur Verfügung.“


„Deshalb haben wir eine Lösung konzipiert, bei der die Daten dieser Menschen über das Mobiltelefon erfasst werden. Wir verarbeiten die Daten anschließend und stellen sie Finanzinstituten für Kreditentscheidungen zur Verfügung“, erklärt Rita Kimani.

„Deshalb haben wir eine Lösung konzipiert, bei der die Daten dieser Menschen über das Mobiltelefon erfasst werden. Wir verarbeiten die Daten anschließend und stellen sie Finanzinstituten für Kreditentscheidungen zur Verfügung“, erklärt Rita Kimani.

Alilubun freut sich, dass er dank eines Kredits, der durch Technologie ermöglicht wurde, mehr ernten wird. FarmDrive erhält Mittel von Africa Technology Ventures, einem der wenigen Fonds, die innovative Start-ups in Afrika finanzieren. Eline Blaauboer, Managing Director des Fonds, betont, dass FarmDrive „wirklich hervorstach. Rita und Peris bringen nicht nur einen landwirtschaftlichen Hintergrund, sondern auch Computerkenntnisse mit. Auf dieser Basis haben sie eine Technologie entwickelt, mit der andere Unternehmen nicht mithalten können.“

Risikokapital für Afrika: Bislang gibt es nur wenige Investoren

Der Tide Africa Fund von TLCom sucht genau wie Africa Technology Ventures nach afrikanischen Technologie-Start-ups, in die er frühzeitig investiert. Der Fonds selbst ist das Ergebnis eines mehrjährigen Researchprozesses, um herauszufinden, wo Afrikas Technologie-Herz schlägt. „Wer Chancen sucht, sollte vorhandene Technologien nutzen, um auf dieser Basis Dienstleistungen anzubieten“, sagt Andreata Muforo, Direktorin für Investitionen bei TLCom. „In Afrika besteht eine hohe Internet- und Mobiltelefon-Penetration – viele Menschen haben einen kleinen Computer in der Hosentasche. Hier setzen Technologieunternehmen an.“

Muforo ist 35 Jahre alt und seit zehn Jahren in der Finanzindustrie tätig. Risikokapitalinvestoren sind in Afrika eine seltene Spezies, so ihre Erfahrung. Diesen Zustand würde sie gerne ändern. Andreata Muforo hat sich viel vorgenommen.

„In Afrika besteht eine Dienstleistungslücke“, so Muforo. „Nur etwa 30 Prozent der Bevölkerung haben beispielsweise Zugang zu Finanzdienstleistungen – aber 65 Prozent bis 70 Prozent haben Zugang zu Mobiltelefonen. Diese Plattform müssen wir nutzen, um das bereitzustellen, was die Menschen brauchen – von Gesundheits- über Bildungs- bis hin zu Bankdienstleistungen. Denkbar wäre zum Beispiel, dass wir Unternehmen fördern, die Bildungsmedien für Mobiltelefone anbieten. Kinder könnten dann über das Handy lernen und Prüfungen ablegen.“

Mit Risikokapital für Afrika neue Sektoren erschließen

Mit ihrer gemeinsamen Initiative Boost Africa fördern die Europäische Investitionsbank und die Afrikanische Entwicklungsbank ambitionierte, technologiefokussierte und -getriebene Vehikel wie den Tide Africa Fund oder Africa Technology Ventures. Beide Förderbanken verbindet eine langjährige Zusammenarbeit, und sie haben jeweils bis zu 50 Millionen Euro für Boost Africa zur Verfügung gestellt.

Boost Africa stellt Innovation und unternehmerische Initiative in den Vordergrund. Start-ups können auf Finanzierungsmittel, Beratung und technische Unterstützung zurückgreifen, um gute Jobs zu schaffen, die junge, technikaffine Afrikaner in dieses boomende Segment locken. Insgesamt dürfte das Projekt Investitionen von 1 Milliarde Euro mobilisieren und 1 500 kleinen Unternehmen im Technologiesektor zugutekommen, so dass 25 000 direkte Arbeitsplätze entstehen.

Mariam Yeo Dembele, Beteiligungsreferentin der Afrikanischen Entwicklungsbank, betont, dass Boost Africa nicht mit traditionellen Finanzierungen vergleichbar ist. „Nur durch die Partnerschaft mit der EIB sind wir in der Lage, Kleinunternehmen und Sektoren zu erreichen, die wir bislang nicht direkt fördern konnten“, führt sie aus. „Wir möchten Afrika wirklich voranbringen. Wir möchten eine Joboffensive, damit alle – Frauen, Männer und junge Menschen – Arbeit finden. Wir möchten eine Bildungs- und Gesundheitsoffensive, eine E-Health- und eine E-Farmer-Offensive.“


„Wir wollen großartige afrikanische Unternehmen schaffen“, so Andreata Muforo, TLCom.

Eine Initiative mit Strahlkraft

Boost Africa steht noch ganz am Anfang. Die Initiative verfügt jedoch über enormes Potenzial. Sie ist Teil einer Bewegung, die Afrikas Technologielandschaft und den Arbeitsmarkt komplett verändern kann. „Unser Team hat sich ein Tech-Ökosystem für Afrika auf die Fahne geschrieben“, erklärt Andreata Muforo. „Eine Umgebung, die reale Chancen und reale Ertragsaussichten bietet.“

Wir leben in einer spannenden Zeit. „Ich habe mehr als fünf Jahre in die Strategie des Tide Africa Fund investiert“, erläutert sie. „An die kommenden fünf Jahre knüpfe ich sehr große Erwartungen. Ich hoffe, wir werden mehr Investoren für Afrika finden, die in großartige Unternehmer investieren wollen. Die neu geschaffenen Arbeitsplätze entfalten hoffentlich eine deutlich spürbare Wirkung für die einheimische Wirtschaft. Wir möchten afrikanische Unternehmen entstehen sehen, die es zu weltweiter Bekanntheit bringen und Wert für die Menschen in Afrika schaffen. Ich wünsche mir, dass unsere Portfoliounternehmen gute finanzielle Ergebnisse erzielen und vermeintliche Grenzen überschreiten. Sie sollen die alten, ausgetretenen Pfade verlassen und ihre Branche revolutionieren, indem sie die Bedürfnisse der Menschen ins Zentrum stellen.“

Für Isahia Alilubun haben Risikokapitalfinanzierungen für Start-ups bereits vieles verändert. Boost Africa, Africa Technology Ventures und der Tide Africa Fund erschließen neue Wege zur Schaffung von Arbeitsplätzen und Wachstum in Afrika. „Wir sind überzeugt, dass die Technologie das Leben aller verbessern kann“, so EIB-Beteiligungsreferentin Paola Ravacchioli. „Auch das Leben der Ärmsten des afrikanischen Kontinents.“

Und das ist die wichtigste Wirkung überhaupt.