Wie ein Anbieter von Mikrokrediten kleinen Unternehmen in Burkina Faso auf die Sprünge hilft
Mit geübter Hand arrangiert Mariam Koanda ihr Obst und Gemüse, das sie in einer belebten Straße in Burkina Fasos Hauptstadt verkauft. Dreißig Jahre ist sie jetzt im Geschäft. Richtig gut läuft es aber erst in den letzten Jahren, seit sie expandieren und viele neue Abnehmer für ihre Mangos, Papayas, Grapefruits und Bananen hinzugewinnen konnte.
Mariam wollte schon immer etwas Eigenes aufbauen, aber nirgends konnte sie finanzielle Hilfe dafür bekommen. Das änderte sich 2012, als die Agence de Crédit pour l’Entreprise Privée vor Ort eine Zweigstelle eröffnete und Mariam endlich einen Kredit erhielt, um ihr Geschäft größer aufzuziehen.
„Ich bin rundum glücklich“, sagt sie. „Mein Geschäft läuft gut und laugt mich nicht aus. Ich habe wirklich Glück. Es gibt viele Menschen, die älter sind als ich und denen es nicht so gut geht.“
Kleine Kredite und einfache Beantragung
Das Mikrofinanzinstitut ACEP vergibt kleine Kredite, damit Unternehmen wachsen können. Es wurde 1989 in Senegal gegründet und ist mittlerweile in vier weiteren afrikanischen Ländern tätig: Madagaskar, Kamerun, Burkina Faso und Nigeria. ACEP sichert kleinsten Unternehmen das Überleben. Das Geschäftsmodell ist in allen Ländern ähnlich: Büros eröffnen, Menschen kennenlernen, Investoren mobilisieren und auf einfachen Antrag kleine Kredite vergeben.
Zu den Investoren von ACEP Burkina gehört auch der Luxembourg Microfinance and Development Fund. Der Fonds hat weltweit 35 Millionen Euro in 53 neue und vielversprechende Mikrofinanzinstitute investiert. Er unterstützt Kleinstunternehmen, die keinen Zugang zu klassischen Bankkrediten haben. Seine Beteiligung an ACEP Burkina ist mit 760 000 Euro etwas höher als üblich. Die Europäische Investitionsbank hat sich mit fünf Millionen Euro an dem luxemburgischen Fonds beteiligt, um kleinen Unternehmen in Schwellenländern zur Seite zu stehen.
Kleine Unternehmen sind in Burkina Faso der Motor der Wirtschaft. Doch wie in manch anderem Schwellenland haben viele von ihnen keinen Zugang zu Krediten. Hier hilft ACEP Burkina. Das Mikrofinanzinstitut betreibt mittlerweile landesweit sieben Zweigstellen, unter anderem in Ouagadougou, Bobo-Dioulasso, Kaya und Koudougou. Mit seinen 24 000 Kunden ist ACEP der zweitgrößte Mikrokreditgeber des Landes.
Nah am Kunden
„Wir haben uns hier niedergelassen, weil wir flexibel und aufgeschlossen sind und innerhalb weniger Tage helfen können. Das ist in Burkina Faso nicht selbstverständlich, schon gar nicht, wenn es um Bankgeschäfte jenseits von Mikrofinanzierungen geht“, sagt Valentine Nebié. Sie betreut das Mikrokreditgeschäft der Hauptniederlassung von ACEP Burkina Faso – in der Avenue Loudun, nur wenige Schritte von Mariams Laden entfernt.
Mariam freut sich, dass ACEP für sie so leicht zu erreichen ist und Entscheidungen schnell getroffen werden. „Sobald sie dich bei ACEP kennen und wissen, wie du dein Geschäft führst, helfen sie dir wirklich gut“, lobt Mariam.
Vor allem schätzt sie, wie ACEP Unternehmerinnen unterstützt. „Mein Älteste ist Geschäftsfrau wie ich. Vielleicht sind wir in diesen Dingen einfach besser als die Männer. Wir müssen uns alles hart erkämpfen und geben deshalb alles für unser Geschäft, das wir selbst aufgebaut haben.“
Zabda Moussa ist ebenfalls Unternehmer in Ouagadougou und eng mit ACEP verbunden. Er betreibt einen Elektronikladen in der Avenue de la Nation.
Dort verkauft und repariert er Backöfen, Mikrowellengeräte, Waschmaschinen, Kühl- und Gefrierschränke, Klimaanlagen und Fernsehgeräte. Seine Kunden in Ouagadougou und anderen größeren Städten in Burkina Faso bestellen in größerer Stückzahl Geräte für Unternehmen oder Privathäuser.
Zabda liefert, was er auf Lager hat, oder besorgt die Ware und kümmert sich mit seinen vier Beschäftigten auch um die Installation und Wartung. Sein Lagerbestand hat einen nicht unerheblichen Wert, denn seine Kunden sind stets auf der Suche nach der neuesten Technologie von Samsung, LG und Sharp
Mit Mikrokrediten Hindernisse überwinden
„ACEP Burkina hat mir sehr geholfen – das ging schnell und einfach“, erinnert sich Zabda.
Zu Beginn hatte er viel Mühe, die passende Finanzierung für sein Geschäft zu finden. Bei der Bank bot man ihm nur einen Kredit von mindestens 20 Millionen CFA (etwa 33 000 Euro) an, obwohl er gar nicht so viel brauchte. Und alles dauerte eine halbe Ewigkeit. „Einen Monat dauert allein die Prüfung des Kreditantrags. Zwei weitere vergehen, bis das Geld schließlich ausgezahlt wird“, erzählt er.
2016 erhielt Zabda von ACEP Burkina einen ersten Kredit über sieben Millionen CFA (etwa 10 000 Euro). Eine Woche, nachdem er ihn beantragt hatte, war das Geld auf seinem Konto. „Unternehmer wie ich müssen schnell handeln, wenn sich eine Geschäftsmöglichkeit bietet. ACEP Burkina hat mir genau das ermöglicht und bleibt daher auch in Zukunft für mich die richtige Anlaufstelle.
Zabda ist einer der ersten Kunden des Mikrofinanzinstituts, der mit seinem etwas größeren Unternehmen auch für höhere Kreditbeträge infrage kommt. Gerade erst hat er einen Kredit von 20 Millionen CFA erhalten – eine Summe, die er ganz am Anfang noch nicht brauchte. Er hofft, dass er mit Unterstützung von ACEP bald weitere Läden eröffnen kann.
„Ich habe Kunden in Fada-Ngourma, Kaya und Koudougou. Es wäre gut, näher an ihnen dran zu sein. Dann würden wir keine Zeit verlieren, weil wir alles von Ouaga aus erledigen. Wir könnten auch mehr Aufträge bekommen. Das wäre toll. Wer weiß, vielleicht ist der nächste Kredit dann sogar noch höher?“
Mikrokredite für mehr finanzielle Teilhabe
ACEP Burkina möchte das größte Mikrofinanzinstitut in Burkina Faso werden.
„Digitalisierung und finanzielle Teilhabe sind für uns und unsere Kunden ein großes Thema“, sagt ACEP-Investmentmanagerin Valentine Nebié. „Die Menschen hier sind die langen Wege zu den Agenturen und stundenlanges Warten satt. Deshalb wollen wir laufende Kredite künftig digital verlängern. Das setzt sich immer mehr durch.“ ACEP schult seine Beschäftigten bereits in der Technik, um den digitalen Service bald seinen bestehenden Kunden anbieten zu können. Und das praktische Angebot dürfte dann auch neue Kunden ansprechen.
Valentine will für ihre Kunden wie Mariam wirklich etwas bewirken. Das ist ihre Motivation. „Am besten gefällt mir an meinem Job, dass ich Menschen treffe und sehe, wie wir ihnen helfen können und wie sich ihr Leben dadurch verändert. Unser erster Kredit an Mariam belief sich auf eine Million CFA, ihr letzter war fünfmal so hoch. Ein sicheres Zeichen, dass ihr Geschäft floriert. Das ist es, was ich an meinem Job so liebe.“
„Mikrofinanz heißt, rausgehen und mit den Menschen sprechen. Anders funktioniert das nicht.“