Ein Onlineprogramm hilft stark übergewichtigen Kindern und ihren Familien sportlich durch die Krise
Von Chris Welsch
Der Zufall wollte es, dass Pelle Plesner in einem Kopenhagener Vorort eine Trainingsstunde für übergewichtige Kinder übernahm. Wer hätte gedacht, dass es der Beginn einer neuen Karriere sein würde?
Pelle gab einmal die Woche einen Spinning-Kurs, als er gebeten wurde, bei den Kindern einzuspringen – eine Erfahrung, die ihm die Augen öffnete.
„Die Kinder taten mir einfach leid. Ich sah, welche Probleme sie hatten und wie wenig die Eltern ihnen helfen konnten“, erzählt er. „Ich dachte mir: ‚Das krieg ich hin! Ich kann ein Programm entwickeln, das die Familien anspricht.‘“
Das war 2007. Pelle stellte ein Programm zusammen, das mehrere Komponenten verband: zweimal die Woche Sport, Ernährungsberatung für Familien, Motivationstraining und verschiedene Gruppenveranstaltungen, damit die Betroffenen sich gegenseitig helfen. Das Angebot von FitforKids ist für Kinder und Familien kostenlos – die von Pelle gegründete Organisation arbeitet gemeinnützig. Freiwillige übernehmen die Sportstunden, beraten die Familien und halten die Fortschritte der Kinder fest. Das Programm ist kostengünstig und effektiv und damit interessant für Kommunen, die die mit Fettleibigkeit verbundenen Gesundheitsprobleme und Kosten in den Griff bekommen möchten.
Expansion in andere europäische Länder
FitforKids bietet sein Programm mittlerweile in 40 Prozent der dänischen Gemeinden an, außerdem in Italien und Portugal. Mit EU-Geldern aus dem Erasmus-Programm will die Organisation in den nächsten zwei Jahren auch nach Deutschland und in die Türkei expandieren.
FitforKids gehört zu den Gewinnern des Wettbewerbs für Soziale Innovation, mit dem das EIB-Institut alljährlich Unternehmerinnen und Unternehmer für ihr soziales, ethisches oder ökologisches Engagement auszeichnet.
Als die Coronakrise ausbrach, musste FitforKids rasch reagieren und sein Angebot anpassen.
„Zunächst wollten wir sichergehen, dass alle ok waren und mit der Situation zurechtkamen“, so Pelle. „Dann kümmerten wir uns darum, dass die Teamleiter die Familien anriefen, und boten Onlinecoaching an. Die Sportkurse liefen hauptsächlich über Facebook.“
Viele Familien bei FitforKids haben ein geringes Einkommen, manche sind zugewandert, und oft ist es auch unter normalen Umständen schwierig, Zeit für die Trainingsstunden zu finden.
„In einer Situation wie dem Lockdown, wenn das Leben stillsteht, braucht man ein Stück Normalität“, sagt Pelle. „Die Familien sollten wissen, dass wir weiterhin für sie da sind.“
Jetzt, wo der Lockdown vorbei und das Training in Gruppen von weniger als zehn Personen wieder erlaubt ist, finden die Kurse im Freien wieder statt. Pelle war begeistert, mit welcher Energie die Kinder zurückkehrten.
Für ihn war es ein Gefühl, wie am ersten schönen Tag nach einem langen, kalten Winter.
„Alle sprangen herum und freuten sich“, schwärmt er.