Eine katalanische Bank hilft fast 50 000 Menschen durch die Coronakrise
Von Lorenzo Squintani und Chris Knight
Covid-19 hat große Teile der Wirtschaft schwer getroffen, besonders aber die Tourismus- und Reisebranche. Für viele Betriebe war die Finanzierung durch die Europäische Investitionsbank ein Rettungsanker.
Einer davon ist der Maschinenbauer und Zulieferer Barcelona Technical Center aus Martorell nahe Barcelona. Mit seinen 148 Beschäftigten entwirft BTech Produkte für den Automobil-, Raumfahrt- und Schienensektor. Rafael Ruiz, Chief Financial Officer: „Wir glauben, dass es 2021 besser wird, aber wir müssen in den nächsten Jahren hart arbeiten und die Kosten im Auge behalten.“
Das Unternehmen erhielt einen Kredit von 950 000 Euro vom Institut Català de Finances (ICF), der katalanischen Förderbank für kleine Betriebe. „Mit diesem Geld können wir trotz des Auftragsrückgangs Löhne und Gehälter zahlen und anderen Verpflichtungen nachkommen“, so Ruiz.
Möglich wurde der finanzielle Rettungsanker für BTech durch einen 250-Millionen-Euro-Kredit der Europäischen Investitionsbank an das ICF. Damit können bis zu 48 000 Menschen in Sektoren wie Einzelhandel, Tourismus, Catering oder Kultur ihre Rechnungen bezahlen und neue Geschäftspläne entwickeln. Die EIB und das ICF unterstützen schon seit 2008 gemeinsam Tausende von Kleinunternehmen in der Region.
„Wir schauen ständig nach Anzeichen für eine Erholung“, sagt Rafel Niubò, Generalsekretär von Eurofitness. Das Unternehmen aus Barcelona baut und betreibt Fitnessstudios und Sportzentren in ganz Spanien. Eurofitness hat große Probleme in der Pandemie, viele Studios mussten schließen.
Zwar sieht Niubò einige ermutigende Signale, aber momentan geht es ihm vor allem darum, den Betrieb am Laufen zu halten. Mit einem ICF-Kredit über eine Million Euro konnte Eurofitness Gehaltskürzungen und Entlassungen bei seinen 327 Beschäftigten und Abstriche beim Service vermeiden.
Bis zu 2 000 Unternehmen kommen für die von der Europäischen Investitionsbank finanzierten Kredite infrage. Mit diesem Geld der Bank der EU und aus anderen öffentlichen und privaten Quellen will das ICF insgesamt eine Milliarde Euro bereitstellen, um kleinen Firmen durch die Krise zu helfen.
Schlechte Zeiten brauchen neue Geschäftsmodelle
Josep-Ramon Sanromà, CEO der katalanischen Förderbank, lobt seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, weil sie hart arbeiteten, um den Firmenkunden neue Lösungen anzubieten.
„Die Krise und der Lockdown haben die Betriebe in Katalonien stark getroffen. Sie waren gelähmt, der Umsatz ging zurück, und sie mussten ihr Geschäft an die neuen Schutzmaßnahmen anpassen. Viele von ihnen, gerade kleine Firmen und Selbstständige, brauchen mehr finanzielle Unterstützung. Wir helfen ihnen bei neuen Geschäftsmodellen, damit sie wieder durchstarten können. Das kurbelt auch die Wirtschaft an.“
Das Bruttoinlandsprodukt und die Beschäftigungsquote in Spanien gingen 2020 erheblich zurück. Spanien ist stärker als die meisten anderen europäischen Länder vom Tourismus und der Immobilienwirtschaft abhängig – zwei Sektoren, die in der Pandemie besonders stark unter Druck gerieten. Langsam erholt sich das Land wieder, und laut dem Internationalen Währungsfonds wird das Bruttoinlandsprodukt 2021 wieder steigen.
„Die wirtschaftlichen Folgen für Spanien sind erheblich. Aber allmählich sehen wir Licht am Ende des Tunnels“, sagt Alex Saz-Carranza, Kreditreferent bei der Europäischen Investitionsbank, der Finanzierungen zur Ankurbelung der spanischen Wirtschaft betreut. Die Bank unterstützt kleine spanische Unternehmen mehr denn je. Über unsere Partner versuchen wir, so viele wie möglich zu erreichen. Wir wollen die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie abfedern und die Unternehmen und ihre Arbeitsplätze erhalten.“
Schnelle Antwort auf die Coronakrise
Der Kreditvertrag der Europäischen Investitionsbank mit dem ICF läutete eine ganze Reihe großer Finanzierungen ein, die Teil eines Hilfspakets der EIB-Gruppe für krisengebeutelte europäische Unternehmen sind. Gesamtvolumen: fünf Milliarden Euro. Damit die Hilfe schnell ankommt, genehmigte die Bank den Kredit in einem beschleunigten Verfahren in nur wenigen Monaten.
Die EIB-Gruppe arbeitet im Kampf gegen die Coronakrise an vielen Fronten: Sie erleichtert es Banken, Kredite zu vergeben, sie hilft Krankenhäusern und anderen öffentlichen Einrichtungen, die Ausbreitung des Virus zu bremsen, und sie gibt Pharmafirmen Risikokapital, damit sie Medikamente und Impfstoffe gegen Covid-19 entwickeln. Über ihren eigens eingerichteten 25-Milliarden-Euro-Garantiefonds unterstützt sie nationale Entwicklungsbanken, Geschäftsbanken und andere Finanzinstitute dabei, Hunderttausende von Firmen jeder Größe über Wasser zu halten. Solche Finanzierungen stoßen wiederum weitere Investitionen von vielen Milliarden in der Wirtschaft an.
Für einige Firmen kamen die Kredite gerade zur rechten Zeit, etwa für das Online-Reisebüro Atrápalo in Barcelona mit seinen 220 Beschäftigten. Atrápalo beantragte 500 000 Euro bei der katalanischen Förderbank, um die Gehälter zu zahlen und sich für die ungewisse Zukunft zu wappnen.
„Es gibt derzeit so viel Unsicherheit“, klagt Luis Alonso, Chief Financial Officer von Atrápalo. „Wir wissen nicht, wann oder wie schnell sich die Reise-, Tourismus- und Freizeitbranche wieder erholt. Aber mit diesem Kredit können wir mit der Unsicherheit besser umgehen und den Geschäftseinbruch während der Pandemie auffangen.“