Kroatien baut mit EU-Mitteln eine neue Brücke, moderne Eisenbahn- und Wassernetze und stattet seine Universität mit Lasern aus

Beim Blick auf die aktuelle Landkarte Kroatiens sticht sofort seine besondere Geografie ins Auge. Das Land, dessen Form an ein französisches Croissant erinnert, teilt neun Kilometer der Adriaküste mit seinem Nachbarn Bosnien und Herzegowina.

Bis vor Kurzem trennte dieser kurze Küstenstrich Süddalmatien mit der Halbinsel Pelješac und der mittelalterlichen Stadt Dubrovnik, einem wichtigen Touristenmagneten, vom größten Teil des Landes.

Aber die Pelješac-Brücke zeichnet die Adriaküste neu. 2,4 Kilometer lang, im Juli 2022 eröffnet, verläuft sie vom kroatischen Festland bis zur Halbinsel Pelješac. Die Brücke verbindet die zweigeteilte kroatische Küste und umgeht so den schmalen, zu Bosnien und Herzegowina gehörenden Gebietsstreifen.

Bislang musste auf dem Weg vom nördlichen Festland Kroatiens nach Süddalmatien stets eine internationale Grenze überquert werden. Das bedeutete Grenzkontrollen, Verkehrsverzögerungen und Unterbrechungen im Güter- und Personenverkehr, vor allem in der Hauptreisezeit.

Doch damit ist jetzt Schluss. Kroatiens Beitritt zum Schengen-Raum und die neue Verbindung stärken den territorialen Zusammenhalt und bringen enorme Vorteile für Tourismus und Handel.



Fortschritte in allen Bereichen

Der Bau der Pelješac-Brücke wurde durch ein Strukturprogrammdarlehen der Europäischen Investitionsbank (EIB) unterstützt. Das Darlehen über 600 Millionen Euro wurde in zwei Tranchen (2016 und 2018) unterzeichnet und kofinanzierte aus EU-Strukturfondsmitteln geförderte Projekte. Es sollte die Inanspruchnahme von EU-Finanzhilfen und Kohäsionsprojekte in Kroatien beschleunigen und wurde über das kroatische Ministerium für Regionalentwicklung und EU-Fonds bereitgestellt.

Finanziert wurden zahlreiche Projekte jeglicher Größe in den Bereichen Verkehr, Wasser und Abwasser, Umwelt, Stadtentwicklung und Soziales wie Bildung und Gesundheit.

Die EIB kofinanziert die nationalen Beiträge Kroatiens, im Einklang mit ihren Kohäsionsleitlinien und ihrer Partnerschaftsvereinbarung mit dem Land.

„Wir fungieren als Katalysator und Starthelfer“, sagt Olga Pascenco, die für Kroatien zuständige EIB-Kreditreferentin. „Neben attraktiven und flexiblen Finanzierungen ermöglichte das Darlehen auch landesweit die Entwicklung zahlreicher Investitionsprojekte. Mit seiner Hilfe konnten EU-Mittel optimal in Anspruch genommen werden, weil die meisten Projekte von JASPERS überprüft wurden. Seit 2011 hat die Initiative in Kroatien bereits über 100 Projekte unterstützt.“

Per Schiene nach Zagreb

Heute dauert die Zugfahrt von Karlovac nach Zagreb etwa eine Stunde. In ein paar Jahren wird man keine 30 Minuten mehr brauchen!

HŽ Infrastruktura plant die Modernisierung des bestehenden 44 Kilometer langen Streckenabschnitts und den Bau eines zweiten Gleises zwischen Hrvatski Leskovac und Karlovac, etwa 10,7 Kilometer vom Zagreber Hauptbahnhof entfernt. Zudem sollen zehn Bahnhöfe saniert und neue Signal- und Stellwerksanlagen für ein besseres Verkehrsmanagement installiert werden.

Die Route von Hrvatski Leskovac nach Karlovac ist eine der wichtigsten Schienenverbindungen Kroatiens. Die Bahnstrecke M202 „Zagreb Hauptbahnhof–Rijeka“ verbindet die kroatische Hauptstadt mit dem größten Frachthafen des Landes in Rijeka. Für das Projekt genehmigte die EIB einen Kredit von 55 Millionen Euro aus ihrem 2020 bereitgestellten Strukturprogrammdarlehen.

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© HŽ Infrastruktura

Die Züge werden mit einer Geschwindigkeit von 160 Kilometern pro Stunde unterwegs sein. Ausgenommen sind die Streckenabschnitte in Mavračići, Jastrebarsko und Karlovac, die aus topografischen Gründen auf maximal 140 Stundenkilometer ausgelegt sind

Die Maßnahmen verbessern den Personen- und Güterverkehr auf der Nah- und Fernstrecke dank kürzerer Fahrzeiten, einer höheren Zuverlässigkeit, mehr Komfort und Sicherheit und eines größeren Service-Angebots. Dies wird den Umstieg von der Straße auf die Schiene erleichtern.



Sauberes Wasser in ganz Kroatien  

Zlatar liegt im Nordwesten Kroatiens, nur eine Stunde von Zagreb entfernt. Die Region in der Nähe des Berges Ivanščica ist hügelig und dünn besiedelt. Zwar sind die meisten Haushalte an die Wasserversorgung angeschlossen, aber die Infrastruktur ist veraltet und die Gefahr einer Wasserverschmutzung entsprechend hoch.

Das ist ein häufiges Problem in Kroatien. Viele Städte leiden unter einer schlecht funktionierenden Wasser- und Sanitärinfrastruktur. Deshalb hat die EIB sieben große Wasserprojekte mit 95,5 Millionen Euro kofinanziert. Die Gesamtkosten der Investitionen in Nin-Privlaka, Kaštela-Trogir, Split-Solin, Dubrovnik, Zabok-Zlatar, Velika Gorica und Rijeka beliefen sich auf fast eine Milliarde Euro. Die 2022 unter dem Programmdarlehen ausgezahlten Mittel flossen in die Sanierung öffentlicher Wasser- und Abwassernetze und den Bau dreistufiger Kläranlagen.

Die Menschen in Zlatar, Zabok und anderen kroatischen Städten erhalten dadurch zuverlässig sauberes Trinkwasser, und es fließt weniger ungeklärtes Abwasser in die Adria – wichtige Voraussetzungen für wirtschaftliche Entwicklung, eine gesunde Umwelt und bessere Lebensstandards.



Innovation und Forschung in Kroatien

Wie schafft man ein führendes Institut für experimentelle Physik? Laut dem Centre for Advanced Laser Techniques (CALT) braucht man dafür nur ausreichend Platz, viele Forschende und natürlich Laser. 

Dank des Programmdarlehens konnte das Forschungszentrum sein Physiklabor an der Universität Zagreb ausbauen. Mit der neuen Ausrüstung können Forschende nun auch Versuche mit Lasertechnologie durchführen.

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© CALT

Die Lasertechnologie wird sich in Zukunft in viele Richtungen weiterentwickeln und in unzähligen Bereichen Anwendung finden. Mit seinen großen Laseranlagen ist das CALT das einzige Institut in Kroatien, in dem die Wechselwirkung zwischen Laser und Materie erforscht werden kann

Die neuen Lasertechnologien und -anlagen ermöglichen es dem Zentrum, europaweit mit anderen renommierten Hochschulen zusammenzuarbeiten und an wichtigen Innovationen und Forschungsprojekten mitzuwirken. Durch den Ausbau wird das Zentrum bis zu zehn weiteren Forschenden Platz bieten, um ihre Laborkompetenzen zu vertiefen.