Frankreich und Malawi: Konexio hilft benachteiligten Menschen, sich während der Coronakrise digital weiterzubilden
Von Chris Welsch
Das Team von Konexio kam während der Covid-19-Pandemie ernüchtert zu dem Schluss, dass der Verein seine Strategie ändern muss.
Konexio hat es sich zur Aufgabe gemacht, benachteiligte Bevölkerungsgruppen in Frankreich und Malawi durch das Erlernen grundlegender Computerkenntnisse auf einen späteren Job vorzubereiten. Durch die Pandemie wurden mehr Geschäftstätigkeiten ins Internet verlagert, was den Bedarf an Konexio-Schulungen erhöhte und den Verein veranlasste, mehr Online-Schulungen anzubieten.
„Wir denken, dass die Welt nach Covid-19 nicht mehr dieselbe sein wird“, so Jean Guo, Mitbegründerin der Organisation. „Die Dinge werden innerhalb von drei bis sechs Monaten nicht einfach zum früheren Normalzustand zurückkehren, sondern dürften sich – genau wie unsere Aktivitäten – drastisch ändern.“
„44 Prozent der europäischen Bevölkerung oder etwa 169 Millionen Menschen verfügen nicht einmal über grundlegende digitale Fähigkeiten für ihre Arbeit“, sagt sie.
Kernkompetenzen vermitteln
Konexio war in einem Dutzend Einrichtungen in Paris und in einem Flüchtlingslager mit 40 000 Menschen in Malawi tätig. Die Kursteilnehmenden lernen Computergrundlagen und den Umgang mit dem Internet sowie Programmen wie Word und Excel. Dank verschiedener Partnerschaften und staatlicher Unterstützung kann Konexio die Kurse kostenlos anbieten. Der Unterricht findet auf Französisch statt. Vorausgesetzt wird ein Sprachniveau von A2 – das sind ausreichende, wenn auch nicht fließende Französischkenntnisse.
Konexio passt sich bereits an die erwarteten Veränderungen an. Einen Kurs hat es schon auf online umgestellt, weitere sollen folgen. Konexio gestaltet außerdem sein Mentoring-Programm neu und wechselt zu einem Eins-zu-eins-Modell. Teilnehmende Mentorinnen und Mentoren aus großen Unternehmen in Paris arbeiten direkt mit Kursteilnehmenden.
Guo ist sich schmerzlich bewusst, dass viele nicht an einem Online-Kurs teilnehmen können, aber sie hofft auf eine neue Initiative der französischen Regierung, für die Konexio Inhalte und Unterstützung bereitstellt: „Solidarité Numérique“ oder „Digitale Solidarität“. Dank dieses Programms können Menschen eine Nummer anrufen, um Unterstützung bei einfachen Online-Aufgaben zu erhalten, wie Kontaktaufnahme mit einer Behörde, Arzt- oder Jobsuche. Nach Angaben der französischen Regierung sind etwa 13 Millionen Menschen in Frankreich „digital ausgeschlossen“.
Setting sights higher
„Wir überlegen, wie wir unsere Tätigkeit nach der Covid-19-Pandemie langfristig und wirkungsvoller gestalten können. Außerdem wollen wir weitere Bevölkerungsgruppen erreichen“, so Guo. „Wir müssen handeln.“
Konexio war bereits Finalist des Wettbewerbs für Soziale Innovation des EIB-Instituts. Der Wettbewerb zeichnet alljährlich Unternehmerinnen und Unternehmer für ihr soziales, ethisches oder ökologisches Engagement aus.
Guo macht sich vor allem Sorgen über die Lage in weniger entwickelten Ländern und an Orten wie dem Flüchtlingslager in Malawi. Da die Menschen ohnehin schon am Rande des Existenzminimums leben, bleibt wenig Spielraum, um Krisenzeiten zu überstehen – und einige Hilfsorganisationen erhalten weniger Spenden.
Mehr als 700 Lernende konnte Konexio bereits weiterbilden. Laut Guo ist das erst der Anfang. „Wir wollen uns von der Coronakrise nicht bremsen lassen und bis 2023 die Zahl von 10 000 Lernenden erreichen.“