EU-Investitionen in Kosovo nehmen Fahrt auf: EIB finanziert wichtige Autobahn.
Einer der Schlüssel für die wirtschaftliche Zukunft Kosovos* liegt im Verkehr: Europas jüngstes Land braucht gute Transport- und Verkehrswege. Daher ist ein neuer 30 Kilometer langer Autobahnabschnitt im Westen Kosovos enorm wichtig für das Land.
„Die Autobahn wird das Land näher zusammenbringen und lange Strecken verkürzen“, erklärt Verkehrsexperte Piers Vickers von der Europäischen Investitionsbank, die den Bau der Autobahn mit 80 Millionen Euro unterstützt. Dank des neuen Abschnitts dauert die Fahrt von Peja nach Pristina künftig nur noch halb so lang – eine Strecke, die jeden Tag von 15 000 Fahrzeugen befahren wird und über die 95 Prozent des gesamten Güter- und Personenverkehrs des Landes laufen.
Konnektivitätsagenda – eine Region rückt zusammen
2013 unterzeichnete die EIB ein Rahmenabkommen mit Kosovo. Dadurch kann die Bank vorrangige Projekte im Umweltschutz und Verkehr sowie im Telekommunikations- und im Energiesektor finanzieren, die das Land entscheidend voranbringen. Mit ihrem aktuellen Kredit – ihrem bisher größten in Kosovo – ermöglicht die Bank den Ausbau der Autobahn.
Lum Mita freut das. Er ist im Finanzministerium Kosovos für die internationale finanzielle Zusammenarbeit verantwortlich: „Dies ist der größte Kredit, den das Land bislang aufgenommen hat. Er entspricht 1,8 Prozent unseres BIP.“
Der Abschnitt der insgesamt 85 Kilometer langen Autobahn zwischen der Hauptstadt Pristina und der viertgrößten Stadt des Landes, Peja, ist für die Region besonders wichtig, denn er bindet Pristina an Montenegro an.
„Mit dem Projekt rückt die Region stärker zusammen, und die Verbindungen in die Nachbarländer werden besser“, erklärt Konstantinos Mastrogiannopoulos, der den Kredit bei der EIB betreut. „Damit unterstützen wir auch die Konnektivitätsagenda, mit der das Verkehrsnetz im Westbalkan ausgebaut und die Region besser an die EU angebunden werden soll.“
Die Bank will mit dem Autobahnausbau außerdem den Handel erleichtern und die Produktivität in der Region erhöhen. Das Ziel: Mehr Wirtschaftswachstum und Beschäftigung, weniger Armut.
Das Projekt erhielt auch Mittel aus dem Investitionsrahmen für den westlichen Balkan. Mit Zuschüssen von 3,2 Millionen Euro wurden die genaue Planung und eine Machbarkeitsstudie finanziert.
Schneller am Ziel
Durch das neue Autobahnstück wird die alte Strecke entlastet. Für die vielen Dörfer entlang dieser Strecke bedeutet dies einen besseren Verkehrsfluss, mehr Sicherheit und weniger Umweltbelastung. „Teile der alten Autobahn führen durch Dörfer und liegen zum Teil sehr nahe an den Häusern der Menschen. Das macht Tempolimits erforderlich, was den Verkehr bremst“, erklärt Mita.
Für Piers Vickers ist „das Wichtigste an dem Projekt, dass die Menschen eine Autobahn erhalten, die nach international bewährten Verfahren und EU-Standards errichtet wird.“
Der Westbalkan und die EU
Auf dem jüngsten EU-Westbalkan-Gipfel im bulgarischen Sofia erklärte EIB-Präsident Werner Hoyer: „Angesichts wachsender wirtschaftlicher und sozialer Herausforderungen will die EIB ihr Engagement und ihre Finanzierungen im Westbalkan durch die Resilienzinitiative und andere Programme ausweiten.“
Die Resilienzinitiative hat mehrere Ziele: Sie soll einen besseren Zugang zu wichtiger Infrastruktur wie der Autobahn in Kosovo ermöglichen, Volkswirtschaften widerstandsfähiger machen und mehr Arbeitsplätze schaffen. Für den Bau des neuen Autobahnstücks wird möglicherweise ein Zuschuss aus der Initiative gewährt. Insgesamt hat die Europäische Investitionsbank seit 2007 sieben Milliarden Euro im Westbalkan investiert.
Gemeinsam unterwegs
„Bisher haben wir uns bei unserer Arbeit mit der EIB überwiegend auf den Verkehr konzentriert“, erklärt Mita.
Die EIB beteiligt sich auch an der Modernisierung des Eisenbahnnetzes in Kosovo. Dadurch wird das Schienennetz des Landes in den Kernnetzkorridor Orient-östliches Mittelmeer integriert. Der Westbalkan wird damit an Österreich, Griechenland und Bulgarien angebunden und an das transeuropäische Verkehrsnetz angeschlossen.
„Wir würden die EIB auch gerne bei der Abwasserentsorgung und im Gesundheitswesen mit an Bord haben“, wünscht sich Mita. „Das Projekt wird meiner Meinung nach Türen öffnen und Gespräche über weitere Vorhaben ermöglichen. Vielleicht bereitet es ja den Weg für eine Zusammenarbeit in anderen Sektoren.“
Konstantinos Mastrogiannopoulos sieht das genauso: „Das war hoffentlich erst der Startschuss für Kosovo.“
* Diese Bezeichnung berührt nicht die Standpunkte der EU-Mitgliedstaaten zum Status und steht im Einklang mit der Resolution 1244 (1999) des VN-Sicherheitsrates und dem Gutachten des Internationalen Gerichtshofs vom 22. Juli 2010 zur Unabhängigkeitserklärung des Kosovos.