Zwei europäische Unternehmen revolutionieren den IoT-Sektor mit digitalen Gebäudediensten und schaffen Jobs in Polen und Litauen

Das Internet der Dinge (IoT) wird unser Leben verändern: die Art wie wir arbeiten, Auto fahren, produzieren oder medizinisch versorgt werden. Es kann Kommunikations- und Speicherkosten senken und den Energieverbrauch und die CO2-Bilanz verbessern. Die erwartete Zahl von 41 Milliarden IoT-Geräten im Jahr 2025 lässt erahnen, was das Internet der Dinge für die Digitalisierung der Weltwirtschaft bedeutet.

Europa kann durch Investitionen in eigene IoT-Pioniere digital unabhängig werden. Deshalb erhielt das polnische Unternehmen Kontakt.io im Februar 2022 einen Kredit von zwölf Millionen Euro von der Europäischen Investitionsbank (EIB). Die EIB vergab den Kredit im Rahmen ihres Europäischen Garantiefonds, der europäischen Firmen helfen soll, die wirtschaftlichen Folgen der Coronapandemie in den Griff zu bekommen.

Kontakt Micro-Location, so der volle Name des Unternehmens, wurde in Krakau gegründet und will mit Bluetooth-Technologie die Indoor-Lokalisierung revolutionieren. Philipp von Gilsa, CEO von Kontakt.io: „Jahrelang gab es nur teure und komplexe Insellösungen. Mit unseren intelligenten IoT-Geräten und Cloud-Lösungen und unserer leistungsfähigen Software machen wir Gebäude jetzt zu nachhaltigen Indoor-Umgebungen.“



Menschen, Objekte und Gebäude vernetzen

Kontakt.io führt künstliche Intelligenz, Sensoren und Cloud-Technologien mit Gebäude-WLANs zusammen und erzeugt damit neue Metadaten, die Gebäude „smart“ machen. Diese Daten veranschaulichen, wie Menschen die Innenräume und Anlagen nutzen, welche Flächen sie belegen und vieles mehr.

„Wir schaffen damit eine Mensch-Gebäude-Schnittstelle“, erklärt Łukasz Szelejewski, Chief Technology Officer des Unternehmens. „Das macht es bequemer und sicherer, die Gebäude zu nutzen.“

Auch im Gesundheitswesen bietet Kontakt.io Lösungen: Krankenpflegerinnen und -pfleger etwa finden dank der Ortungstools des Unternehmens den kürzesten Weg zu steriler Ausrüstung. Und in Bürogebäuden können Unternehmen Personal und Anlagen auf Gebäude- und Etagenebene genau nachverfolgen und sicherstellen, dass Büros effizient belegt werden.

Die Technologie von Kontakt.io hat außerdem eine grüne Dimension.

„Mit unseren Produkten können Sie den Energieverbrauch eines Gebäudes optimieren“, so Szelejewski. „Wenn Sie wissen, wie das Gebäude genau genutzt wird, haben Sie die nötigen Daten, um den Energieverbrauch für Heizung, Lüftung und Klima zu reduzieren. Das spart bis zu 35 Prozent der Energiekosten.“

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© Kontakt.io

„Wir verbinden künstliche Intelligenz, Sensoren und Cloud-Technologien mit der WLAN- und Bluetooth®-LE-Technik von Gebäuden und erhalten damit neue Metadaten“, erklärt Philipp von Gilsa

Was ist das Internet der Dinge (IoT)?

Als Internet der Dinge (IoT) bezeichnet man die Einbindung von Geräten wie Smartphones, Fahrzeugen, Elektrogeräten und intelligenten Sensoren in ein Funknetz. Die Sensoren dieser Geräte sammeln Daten, die per Software in die Cloud hochgeladen oder direkt mit anderen vernetzten Geräten ausgetauscht werden.

Was ist Bluetooth Low Energy (BLE)?

Bluetooth Low Energy (BLE) ist eine Funktechnik, die für den Datenaustausch zwischen Geräten relativ wenig Energie verbraucht.

Was ist der Unterschied zwischen einem Bluetooth-Beacon und einem Bluetooth-Low-Energy-Tag?

Ein Bluetooth-Beacon und ein Bluetooth-Low-Energy-Tag sind das Gleiche. Die Bezeichnung hängt meist vom Einsatz ab. Beacons oder Tags übertragen Daten an nahe positionierte intelligente Geräte und können so physische Handlungen auslösen, Standorte bestimmen oder Zustände überwachen.

Was ist ein Bluetooth-Gateway?

Ein Bluetooth-Gateway sammelt in Echtzeit Daten von Beacons in einem bestimmten Umkreis. Durch die ständige Kommunikation mit den Beacons (oder Tags) können Gateways eine Cloud aus Daten erzeugen, mit denen Zustände wie Temperatur oder Standort überwacht werden können.

Quelle: Kontakt.io

 

Europas digitale Autonomie finanzieren

Die EIB hilft mit dem Europäischen Garantiefonds Unternehmen, die unter den wirtschaftlichen Folgen der Coronapandemie leiden. Viele von ihnen sind Tech-Firmen, die keine Kapitalrücklagen haben, aber Geld für die nächste Expansionsphase benötigen. Gerade im Technologiesektor ist das kritisch, denn es besteht die Gefahr, dass sie sich ihre Finanzierungen in den USA oder China suchen.

„Mit dem Fonds bieten wir innovativen Firmen langfristige Finanzierungen in Sektoren, die für Europas Zukunft strategisch wichtig sind“, erklärt Iwona Biernat, die bei der EIB für Kapitalbeteiligungen zuständig ist.

Dank der Unterstützung der EIB kann Kontakt.io seinen Wachstums- und Innovationskurs fortsetzen. „Jetzt steigen wir auch in künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen ein“, blickt CEO von Gilsa nach vorn. „Außerdem arbeiten wir daran, unsere Technologie noch intelligenter und benutzerfreundlicher zu machen.“



IoT-Innovationen aus Litauen

Ein anderes IoT-Unternehmen, das von der EIB unterstützt wird, ist die Teltonika IoT Group. Teltonika bietet innovative Funknetz- und Kommunikationstechnologien wie Fahrzeug-Tracker, GPS-Systeme und Modems für 2G-, 3G-, 4G-, 5G- und Bluetooth-Netze.

„Wir haben 1998 in Litauen als ganz kleines Unternehmen angefangen, und der Weg war steinig“, erinnert sich Arvydas Paukštys, Gründer und Präsident der Teltonika IoT Group. „Jetzt verkaufen wir unsere IoT-Innovationen aus Litauen in über 160 Ländern.“

Die EIB hat im Mai 2022 einen Kredit über 50 Millionen Euro an Teltonika vergeben, der durch eine EU-Haushaltsgarantie im Rahmen des Europäischen Fonds für strategische Investitionen besichert ist.

 

>@Teltonika IoT group
© Teltonika IoT group

Teltonika will im litauischen Molėtai ein 10 800 Quadratmeter großes Gebäude mit Büros, Labors, Test- und Produktionslinien für die Entwicklung und Montage von Telemedizin- und Netzwerkgeräten errichten

„Mit der Finanzierung stellen wir den Bau des Teltonika Technology Center in Molėtai fertig. Das Center allein schafft 500 Arbeitsplätze“, sagt Paukštys. „Außerdem wollen wir die Produktionskapazität von Teltonika EMS in Vilnius erhöhen und unsere Projekte weltweit voranbringen.“ Teltonika EMS ist in der Elektronikproduktion und der Forschung und Entwicklung in diesem Bereich tätig.

Mehr Finanzierung bedeutet auch mehr grüne Innovationen und Arbeitsplätze. Teltonika hat im September mit der Massenproduktion von intelligenten Ladegeräten für Elektrofahrzeuge begonnen und will in den nächsten fünf bis zehn Jahren eine Halbleiterindustrie in Litauen aufbauen. Das bringt zusätzliche Arbeitsplätze für hoch qualifizierte Kräfte und senkt zugleich die CO2 -Emissionen.