Neue Gigafabrik für Lithium-Ionen-Batterien in Frankreich schafft Arbeitsplätze und bringt saubere Mobilität für Europa

Anastasia Walch-Guinebert hatte schon immer Spaß daran, Probleme zu lösen und Dinge besser zu machen. Auch die kontinuierlichen Innovationen für die Energiewende findet sie faszinierend. Als Prozessingenieurin bei der Automotive Energy Supply Corporation (AESC) mit Sitz in Japan kann sie ihre Talente ausleben. Bei dem großen, internationalen Batterieunternehmen tüftelt sie an der Produktion von Batterien für Elektrofahrzeuge, damit sie noch sicherer, besser und ökologisch nachhaltiger werden.

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Anastasia Walch-Guinebert

„Wenn bei einem Produkt die Qualität nicht stimmt, ist es an uns, Lösungen zu finden“, erzählt sie. „In meinem Job kann ich etwas für das Klima und die Welt um mich herum tun.“

Bis 2025 will AESC im nordfranzösischen Douai eine neue Batterie-Gigafabrik hochziehen. Dann wird ihre Arbeit noch wichtiger. In der ersten Phase baut das Werk fortschrittliche Lithium-Ionen-Batterien für den neuen Echo 5 von Renault (die elektrische Version des legendären Renault 5 aus den 70er- und 80er-Jahren) und für den Elektro-SUV 4ever. Zunächst ist eine jährliche Produktionskapazität von bis zu neun Gigawattstunden für 200 000 Elektrofahrzeuge geplant.

Später soll der Standort Douai weiter wachsen und in drei Stufen bis 2030 eine jährliche Kapazität von 24 bis 30 Gigawattstunden erreichen.

Von der Europäischen Investitionsbank bekommt AESC dafür Direktkredite von insgesamt 337,2 Millionen Euro und weitere 112,8 Millionen Euro indirekt über beteiligte Geschäftsbanken. Die Verträge wurden im September 2023 unterzeichnet.

„AESC bringt Spitzen-Know-how nach Frankreich und fördert damit die nachhaltige Entwicklung der Batterieindustrie in Europa“, erklärt Olivier Kueny, der bei der Europäischen Investitionsbank an der Finanzierung mitwirkte. „Das Projekt trägt außerdem zur Reindustrialisierung der Region Hauts-de-France bei, die auch als neues ‚Battery Valley‘ bezeichnet wird. Und es ist Teil der Strategiewende bei Renault.“



Was ist eine Gigafabrik?

Gigafabriken sind große Anlagen für den Bau von Batterien für Elektrofahrzeuge, Speicherlösungen für erneuerbare Energien und damit verbundene Technologien. Sie spezialisieren sich auf ein bestimmtes Produkt und stellen es in großem Maßstab her. Anders als herkömmliche Fabriken, die kleiner sind und meist verschiedene Produkte fertigen. Die Gigafabrik von AESC in Douai wird Lithium-Ionen-Batterien für Elektrofahrzeuge in Masse produzieren.

„Wir haben da verschiedene Arten von Maschinen, die Produkte ganz präzise herstellen und perfekt aufeinander abgestimmt sind“, erklärt Walch-Guinebert, die bei AESC zusammen mit den besten Nachwuchskräften aus Japan, China, den Vereinigten Staaten und Europa ein spezielles Ausbildungsprogramm für Gigafabriken durchlaufen hat.

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Gigafactories utilise cutting-edge technology and automation to streamline production, aiming to drive down costs and accelerate the transition to renewable energy

Für Elektroautos sind Lithium-Ionen-Batterien besser geeignet als Natrium-, Magnesium- oder Wasserstoffbatterien. Sie halten länger und haben eine höhere Energiedichte – ein klares Plus für Autos mit wenig Platz. Zudem ist Lithium besonders leicht. Das verbraucht bei der Fahrt weniger Energie, ist effizienter und erhöht die Reichweite.

Der Lithium-Ionen-Antrieb kann Autos außerdem sauberer machen. Denn mit jährlich mehr als sieben Milliarden Tonnen CO2 gehört der Verkehr nach wie vor zu den Hauptursachen der globalen Erwärmung. 2022 waren Pkw und Kleintransporter die größten Verschmutzer; auf sie entfielen rund 48 Prozent aller Verkehrsemissionen weltweit. Elektroautos stoßen nur ein Drittel so viel CO2 aus wie Benziner und könnten damit den Weg zu einem sauberen Verkehr ebnen. Allerdings brauchen sie Batterien.

Und die muss Europa selbst herstellen können, um gegen Störungen in den globalen Lieferketten gewappnet zu sein. Das hat die Coronakrise gezeigt.

„Europa muss seine Produktionskapazität für Batterien erhöhen, um die Emissionen zu senken und die grüne Wende zu schaffen“, meint Christian Schepens, Ingenieur im Team für nachhaltige und digitale Wirtschaft bei der Europäischen Investitionsbank.



Ein Automobil-Ökosystem in Nordfrankreich

Batterien sind aus unserer modernen Welt nicht mehr wegzudenken. Sie liefern Energie zum Mitnehmen. Batterien speichern erneuerbare Energie, laden unsere elektronischen Geräte und bringen uns beim Übergang zur Klimaneutralität voran. Die weltweite Nachfrage steigt rasant und soll bis 2030 um das 14-Fache steigen.

Mit dem Geld der Europäischen Investitionsbank kann AESC seine erste Anlage in Frankreich bauen und damit die europäische Batterieindustrie stärken, sie wettbewerbsfähiger machen und die Dekarbonisierung des Kontinents beschleunigen. Hinter der Finanzierung steht das Programm InvestEU, mit dem die EU-Kommission von 2021 bis 2027 zusätzliche Investitionen von über 372 Milliarden Euro in Europa anschieben will.

„Die Gigafabrik ist ein Leuchtturm des Fortschritts – nicht nur für AESC, sondern auch für die grünen Ambitionen Frankreichs und Europas“, so Matsumoto Shoichi, CEO von AESC. „Wir machen Batterien und E-Autos günstiger und bringen damit die Mobilitätswende voran. Darauf sind wir stolz!“

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Das Projekt entspricht dem EU-Ziel, bis 2050 die CO2-Emissionen von Neuwagen um 55 Prozent zu senken (mit dem Verbrenner-Verbot ab 2040) und den Landverkehr emissionsfrei zu machen

Die Gigafabrik von AESC wird in Douai und der Region Hauts-de-France viele Jobs schaffen – rund 1 200 Arbeitsplätze in den nächsten drei Jahren und bis zu 3 000 bis 2030.

„Die einstige Bergbaustadt Douai hat sich mit Unternehmen wie Renault zu einem Zentrum des Automobilbaus gemausert“, sagt Walch-Guinebert. „Durch unser Projekt wird dieses Ökosystem weiter wachsen.“


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