Schiffseigner investieren, damit Luft und Wasser sauberer werden.

Die Seeschifffahrt ist teuer, und der Wettbewerb ist hart. Hinzu kommen ständig neue Transport- und Klimaschutzvorschriften. „Es ist eine schwierige Branche – stark von Fremdkapital abhängig bei geringen Margen. Deshalb hat der Sektor hohe Priorität für uns“, sagt Schifffahrtsexperte Mark Clintworth von der Europäischen Investitionsbank.

Eine der größten Herausforderungen ist der Umweltschutz. Manche Schiffsmotoren stoßen viel Kohlendioxid und Schwefel aus. Diese Schadstoffe müssen mit teuren Vorrichtungen herausgefiltert werden. Auch Ballastwasser, das Schiffe zur Stabilisierung nutzen, stellt ein Umweltrisiko dar. Wenn es wieder abgelassen wird, können Meereslebewesen aus fremden Regionen eingeschleppt werden.

Laut Tom Pippingsköld, Finanzchef der in Helsinki ansässigen Finnlines Group, hat die Branche viel getan, um die Emissionen zu verringern und die Probleme mit dem Ballastwasser in den Griff zu bekommen. Gleichzeitig sei die Schifffahrt kostengünstiger und sauberer geworden.

Umweltfreundlich und nachhaltig

„Wir haben die Umweltbelastung durch die Schiffe verringert – durch verbrauchsärmere Motoren, Abgasfilter, Nachrüstung der Antriebssysteme mit neuen Schraubenflügeln und durch die Behandlung der Schiffsböden mit einem anwuchshemmenden Silikonanstrich, um die Reibung zu reduzieren“, erläutert er. „Diese Investitionen von über 100 Millionen Euro machen die Flotte von Finnlines umweltfreundlich und nachhaltig.“


Finnlines hat viel getan, um den Schadstoffausstoß zu senken und die Schifffahrt sauberer und kostengünstiger zu machen.

Finnlines hat viel getan, um den Schadstoffausstoß zu senken und die Schifffahrt sauberer und kostengünstiger zu machen.

Über den internationalen Seeverkehr werden rund 90 Prozent des Welthandels abgewickelt, aber er trägt nur 2,2 Prozent zu den weltweiten Emissionen bei. Deshalb sollte man in der Schifffahrt eine Lösung für Umweltprobleme sehen, meint Pippingsköld.

Die EIB fördert die grüne Schifffahrt mit mehreren hundert Millionen Euro für Unternehmen und Technologien, die Schiffe energiesparender und umweltfreundlicher machen.

Letztes Jahr unterzeichnete die EU-Bank ein Darlehen über 50 Millionen Euro für Investitionen von Finnlines in umweltfreundliche Technik, die sich auf 100 Millionen Euro belaufen. Mit dem Darlehen konnte das Unternehmen Abgasfilter einbauen, die Schwefel und andere Schadstoffpartikel herausfiltern. Die Reederei, die viele wichtige Häfen in Finnland, Schweden, Russland, Estland, Polen, Deutschland, Dänemark und dem Vereinigten Königreich anläuft, setzt in Sachen saubere Schiffe vor allem auf Technologien zur Verringerung von Schwefelemissionen und auf neue Antriebssysteme.


Finnlines rüstet seine Antriebssysteme nach und behandelt die Schiffsböden, um die Reibung zu verringern.

Finnlines rüstet seine Antriebssysteme nach und behandelt die Schiffsböden, um die Reibung zu verringern.

Bessere Motoren, saubereres Wasser

Neben Reedereien unterstützt die EIB auch Werften. Gegenwärtig bereitet sie eine Darlehensgarantie über 75 Millionen Euro für Irish Ferries vor. Die Garantie ist für die Finanzierung einer neuen Fähre vorgesehen, die 165 Lastfahrzeugen sowie 1 885 Passagieren und Besatzungsmitgliedern Platz bieten wird. Das Schiff, das nächstes Jahr vom Stapel laufen soll, wird mit seinen verbrauchsärmeren Motoren und Abgasfiltern die neuen Emissionsgrenzwerte der EU einhalten. Auch für das Ballastwasser kommt ein umweltfreundlicheres System zum Einsatz.

Das Projekt mit Irish Ferries ist Teil des neuen Programmdarlehens Green Shipping über 250 Millionen Euro, mit dem die EU-Bank Investitionen in eine umweltfreundliche Schifffahrt fördert. Das Programm wird im Rahmen des Europäischen Fonds für strategische Investitionen unterstützt, der Finanzierungslücken in ganz Europa schließen soll.

„Diese Investitionen in die Schifffahrt sind wichtig für den Umweltschutz. Andererseits steigt mit den schärferen Umweltvorschriften der Finanzierungsbedarf für die Unternehmen“, erklärt Kreditreferent Michael Finucane von der EIB. „Deshalb ist es wichtig, dass die EIB für den Sektor da ist.“


Die neue irische Fähre wurde aus dem Programmdarlehen Green Shipping von der EU-Bank mitfinanziert.

Die neue irische Fähre wurde aus dem Programmdarlehen Green Shipping von der EU-Bank mitfinanziert.

„Die Banken ziehen sich wegen der hohen wirtschaftlichen und ökonomischen Risiken immer mehr aus dem Schifffahrtsmarkt zurück. Deshalb bemüht sich die EIB nach Kräften, diese Lücke zu füllen“, ergänzt Clintworth.

Im Rahmen eines ergänzenden Programms der EIB unterzeichnete die Bank zwei Rahmenvereinbarungen über 150 Millionen Euro mit der niederländischen ABN AMRO und der französischen Société Générale. Die Mittel sollen an Schiffseigner vergeben werden, die in emissions- und verbrauchsärmere Schiffe investieren wollen.

Investitionen in umweltfreundliche Technik

Finnlines plant weitere Investitionen in sauberere und effizientere Schiffe. Die Reederei hat ein zehnjähriges Programm im Umfang von einer Milliarde Euro für Investitionen in grüne Technik aufgelegt und ihre gesamte Flotte erneuert. Sie will auch weiter bessere Motoren und Antriebstechnologien prüfen, beispielsweise Batteriesysteme, die Schiffe im Hafen anstelle der Motoren mit Energie versorgen.

 „Wir befördern jetzt mehr Fracht, konnten gleichzeitig aber unseren Treibstoffverbrauch und damit unseren Schadstoffausstoß senken“, sagt Pippingsköld. „Die Investitionen tragen dazu bei, dass die Schifffahrt als Verkehrsart nachhaltiger und umweltfreundlicher wird.“

(Wenn Sie Interesse an Investitionen im Schifffahrtssektor haben, wenden Sie sich bitte an Mark Clintworth, den Experten für diesen Bereich bei der EIB. E-Mail: m.clintworth@eib.org)