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Europa investiert massiv in erneuerbare Energien wie Wind- und Solarkraft, für weniger CO-Emissionen und mehr Energiesicherheit. Weil aber das Stromangebot aus Sonne und Wind schwankt und wetterabhängig ist, können die Netzbetreiber Angebot und Nachfrage nur schwer vorhersagen und steuern.

Mit dem wachsenden Anteil an Erneuerbaren kann es auch schwieriger werden, die Netzfrequenz stabil zu halten. Und das gefährdet die Netzstabilität. Wenn plötzlich ein großer Generator ausfällt oder kein Wind mehr weht, kann das Netz eher zusammenbrechen.



Die TEAG in Thüringen ist einer von vielen Netzbetreibern in Europa, die jetzt investieren, um solche Hürden bei der Abkehr von fossiler Energie auszuräumen. Thüringen, wegen seiner dichten Wälder auch als „grünes Herz Deutschlands“ bezeichnet, erzeugt über 57 Prozent seines Stroms aus erneuerbaren Energien. 22 Prozent liefert die Windkraft.

Im April 2024 unterzeichnete die TEAG mit der Europäischen Investitionsbank einen Kredit über 400 Millionen Euro unter dem REPowerEU-Plan der EU. Mit dem Kredit will der Netzbetreiber sein kleinteiliges regionales Stromnetz für 600 Millionen Euro ausbauen. Über dieses Netz versorgt die TEAG 620 Gemeinden, von denen viele lediglich 10 000 bis 20 000 Einwohner haben.

„Stromnetze, in die nicht genug investiert wird, können schnell zu einem Engpass beim Ausbau der Erneuerbaren werden und die grüne Wende bremsen“, sagt Lars Anwandter, der als Kreditreferent bei der EIB an der Finanzierung arbeitete. „Unter REPowerEU können wir solche Projekte zu mehr als 50 Prozent finanzieren, was sonst die Obergrenze für solche Projekte ist.“ 

Ein massiver Zuwachs bei Erneuerbaren

Dank des Kredits kann die TEAG ihre Investitionen in das Stromnetz verdoppeln und mindestens 300 neue Leute einstellen.

„Wir gehen davon aus, dass die Nachfrage nach Erneuerbaren massiv steigt“, sagt Mike Karaschinsky, Geschäftsbereichsleiter bei der TEAG. „Deutschland stellt um von einem stark zentralisierten System mit Kohle- und Atomkraftwerken in der Nähe von Verbrauchszentren auf ein sehr dezentrales System, bei dem der Strom dort erzeugt wird, wo die Wetterbedingungen optimal sind.“

„Damit stellt sich die Frage, von wo nach wo der Strom künftig fließt und welche Trassen besonders beansprucht werden.“



Im Rahmen ihres Investitionsprogramms will die TEAG neue Stromkabel und Freileitungen jeder Spannung verlegen und bestehende ersetzen.  Hinzu kommen neue Umspannwerke und moderne Netzkomponenten für die automatisierte und digitale Netzsteuerung. Die Investitionen sind notwendig, damit mehr dezentrale Erzeuger und Verbraucher von Solar- und Windstrom ans Netz gehen können, darunter solche, die Solaranlagen, Wärmepumpen und Wallboxen anschließen wollen.

„Mit dem Ausbau der Elektromobilität, bei der Autobatterien und Ladesysteme Energie zurück ins Netz einspeisen können, müssen wir in ein sehr viel intelligenteres Netz investieren“, sagt Karaschinsky.

Vom Bremsklotz zum Motor

Von 2013 bis 2023 hat die Europäische Investitionsbank mit über 30 Milliarden Euro Investitionen von mehr als 74 Milliarden Euro in den EU-weiten Netzausbau gefördert. Aber bis die Netze vom Bremsklotz zum Motor der Energiewende werden, bleibt noch viel zu tun.

In ihrer Mitteilung zum „EU-Aktionsplan für Netze“ vom November 2023 schreibt die Europäische Kommission, dass die Genehmigungsverfahren für neue Hochspannungsleitungen derzeit vier bis zehn Jahre dauern. Das muss deutlich schneller gehen, wenn die Energiewende auf Kurs bleiben soll.

Insgesamt schätzt die Kommission den Investitionsbedarf in das Stromnetz bis 2030 auf 584 Milliarden Euro. Der Großteil davon entfällt auf lokale Verteilnetze, die digitalisiert, in Echtzeit überwachbar, fernsteuerbar und cybersicher werden sollen.

Um die Lage zu entschärfen, hat die Kommission einen 14-Punkte-Plan vorgelegt. Er soll die langfristige Netzplanung verbessern, die Genehmigungsverfahren beschleunigen und den Zugang zu Finanzierungen für Netzprojekte sowohl auf der Übertragungs- als auch auf der Verteilebene erleichtern.

Eine bessere Verknüpfung der nationalen Netze könnte auch die Effizienz steigern und nach Berechnungen des Think Tanks Bruegel den Brennstoffverbrauch um bis zu 21 Prozent verringern.

Außerdem muss der Rechtsrahmen dringend angepasst werden.

Im März 2023 schlug die Europäische Kommission eine umfassende Reform des EU-Strommarkts vor, um Preisschwankungen zu mindern und günstigere Bedingungen für Investitionen in CO2-arme Energien und Energiespeicherlösungen zu schaffen.