goodbag spricht Händler in der Coronakrise virtuell an, um sie für die umweltfreundliche Shoppingtasche zu gewinnen
Von Chris Welsch
Die Coronakrise traf den Einzelhandel hart, doch am Ende wird das auch etwas Gutes haben, so Christoph Hantschk: umweltbewusstere Konsumentinnen und Konsumenten.
Hantschk ist Mitbegründer des Wiener Start-ups goodbag. Sein Team wirbt heute nicht mehr in Präsenzmeetings um neue Partner, sondern per Videoschaltung. Dazu hat das Unternehmen eine neue Online-Plattform für Geschäfts- und Markenpartner entwickelt, die ihre Kundinnen und Kunden zu umweltbewusstem Einkaufen anspornen wollen.
„Aus der Krise können wir viel lernen“, so Hantschk. „Was brauchen wir wirklich, wie konsumieren wir, und was ist nachhaltig – jetzt ist die Gelegenheit, darüber nachzudenken.“
goodbag belohnt Kundinnen und Kunden, die eigene Baumwolltaschen verwenden, anstatt sich Plastiktüten im Geschäft geben zu lassen. Die Stofftaschen sind in Partnergeschäften oder auf der Website von goodbag erhältlich. In jede Tasche ist ein NFC-Chip eingenäht, der über eine App auf dem Kundenhandy aktiviert wird. Betritt eine Kundin eines der 1 000 teilnehmenden Geschäfte in fünf europäischen Ländern, signalisiert sie über die App, dass sie die Stofftasche benutzt. Dafür bekommt sie wahlweise einen Einkaufsbonus oder sie unterstützt ein Umweltprojekt: Sie kann einen Baum pflanzen oder Plastikmüll aus dem Ozean fischen lassen.
Verhaltensökonomie
Derzeit sind über 70 000 „goodbags“ im Einsatz. Auf dem Londoner Flughafen Heathrow gibt es sogar wiederverwendbare Taschen von goodbag, die die durchsichtigen Plastikbeutel für Flüssigkeiten ersetzen. Über 50 000 werden schon genutzt.
goodbag gehört zu den Gewinnern des Wettbewerbs für Soziale Innovation, mit dem das EIB-Institut alljährlich Unternehmerinnen und Unternehmer für ihr soziales, ethisches oder ökologisches Engagement auszeichnet.
Die Idee zur „goodbag“ hatte Hantschk vor rund vier Jahren, als es ihn nach seinem Studium der Verhaltensökonomie an der Uni Wien über ein Austauschprogramm nach Sydney verschlug. Dort ging er regelmäßig laufen – mit einer Sportapp. Es faszinierte ihn, wie erfolgreich diese App seinem inneren Schweinehund regelrecht den Kampf ansagte.
„Wir wollten über das Belohnungsprinzip zeigen: Selbst mit kleinen Dingen können wir Positives bewirken,“ erklärt er. Die Belohnungs-App für Kunden entwickelte sein Mitbegründer Todor Lazov.
Momentan animiert goodbag über seine App und über Social-Media-Kanäle, in kleineren Bioläden und Fachgeschäften einzukaufen, die vom Lockdown besonders gebeutelt sind. Ein Beispiel ist ein Fair-Trade-Laden, in dem die Kundinnen und Kunden ihren Biokaffee vor dem Laden abholen und bezahlen können.