Von Satelliten über E-Ladesäulen bis hin zum Schutz landwirtschaftlicher Böden – Impact-Investment-Pionier Ananda fördert Unternehmen, die Gutes für Gesellschaft und Umwelt tun

Florian Erbers Karriere konnte sich sehen lassen. Als Elektroingenieur hatte er in Kalifornien und München im Venture-Capital-Bereich gearbeitet. Sein eigenes Start-up war an ein internationales Großunternehmen verkauft worden. Aber wie sollte er seiner vierjährigen Tochter erklären, was er tagsüber machte? „Was mir fehlte, war der Sinn des Ganzen“, erzählt er.

Da stieg er ins Impact Investing ein – damals noch ganz neu. „Jetzt konnte ich ihr – und nicht zuletzt mir selbst – sagen, dass ich mich für die Umwelt einsetze.“

2009 gründete Erber gemeinsam mit Johannes Weber einen Beteiligungsfonds. Ihr erklärtes Ziel: ein Portfolio, dessen Unternehmen einen echten Mehrwert schaffen. Heute gilt ihr Fonds als Eckpfeiler der Impact-Investment-Welt. Im Mai schloss Ananda Impact Ventures seinen vierten Beteiligungsfonds bei einem Volumen von 108 Millionen Euro. Der Europäische Investitionsfonds hat bereits zum dritten Mal investiert.

„Die Fonds, in die wir investieren, messen ihre Wirkung“, meint Maximilian Heyde, Investment Manager beim Europäischen Investitionsfonds, der Tochtergesellschaft der Europäischen Investitionsbank. „Sie sind darauf ausgerichtet, gesellschaftliche oder ökologische Probleme zu lösen und gleichzeitig Renditen für Investoren zu generieren.“



Ein gutes Umfeld für Impact Investment

>@Ananda Impact Ventures
© Ananda Impact Ventures

Florian Erber

Der Fonds beteiligt sich an einem breiten Unternehmensspektrum mit ganz unterschiedlicher Wirkung. 2022 erreichten mehrere Investitionen von Ananda wichtige Meilensteine:

Der Europäische Investitionsfonds spielt für das Impact Investing eine wichtige Rolle. Er investierte zum Beispiel in drei verschiedene Fonds, darunter Ananda, aus denen Klim jeweils Kapital für verschiedene Wachstumsphasen erhielt. (An OroraTech beteiligte sich über einen Risikokapitalfonds des Freistaats Bayern indirekt ebenfalls die Europäische Investitionsbank.)

„Der EIF begann sehr früh, einen Impact-Investment-Markt aufzubauen“, meint Erber. „Er gab den entscheidenden Anstoß für unseren zweiten Fonds.“



Impact Investments sichern Innovationen für Europa

Impact Investments machen Europa wettbewerbsfähiger, indem sie Innovationen finanzieren, die sonst nur mit Geld aus den USA oder China möglich gewesen wären – zulasten der europäischen Versorgungssicherheit. „Europäische Risikokapitalfonds sind oft zu klein, um spätere Wachstumsphasen zu finanzieren. Deshalb richten Unternehmen den Blick Richtung USA oder China“, erklärt Heyde vom EIF. „Wir wollen Venture-Fonds zusätzliches Kapital bereitstellen, damit sie größere Schecks für Scale-up-Unternehmen ausstellen können, deren Technologien sich positiv auf das Klima oder die Umwelt auswirken.“

Seit 2008 hat der Europäische Investitionsfonds 1,4 Milliarden Euro in Impact-Investment-Fonds investiert, mehr als die Hälfte davon in den letzten drei Jahren. Dieser Trend dürfte sich in den kommenden Jahren noch deutlich verstärken, weil der EIF mindestens 25 Prozent seines jährlichen Investitionsvolumens für Klima und Umwelt vergeben will.

Wenn die EU Start-ups fördert, überlässt sie das Feld nicht mehr allein US-amerikanischen und asiatischen Venture-Capital-Firmen. EcoG, eines der Beteiligungsunternehmen von Ananda, wurde vor fünf Jahren in Detroit gegründet. Ein Jahr später beschloss das Management jedoch, das Unternehmen in München aufzubauen. „Bei der E-Ladeinfrastruktur ist Europa zwei bis drei Schritte voraus“, so Jörg Heuer, Gründer und Chief Executive von EcoG. „Europa tat sich in der Vergangenheit mit der Digitalisierung schwer. Mittlerweile haben wir die USA überholt. Diesen Vorsprung müssen wir uns bewahren, damit wir weltweit erfolgreich sein können.“

Ein Android für die Ladesäule

>@EcoG
© EcoG

Jörg Heuer

Heuer beschreibt das Produkt von EcoG als „eine Art Android für die Ladeinfrastruktur“. Mithilfe der intelligenten Ladestationen des Unternehmens können Autos dann geladen werden, wenn reichlich erneuerbare Energie vorhanden und der Strom günstig ist. Das ist wichtig, weil die immer zahlreicheren E-Fahrzeuge die europäischen Stromkapazitäten ausreizen dürften.

EcoG bringt den Klimaschutz in doppelter Hinsicht voran: Zum einen, indem es der Reichweitenangst die Grundlage nimmt und den Kauf eines E-Autos attraktiver macht, und zum anderen, indem es den verbrauchten Strom grüner macht. „Wenn wir Ladestationen für E-Autos weiterhin wie Toaster bauen, sind später nicht mehr viele Anpassungen möglich“, so Heuer. „Bei einem Smartphone können immer wieder neue Funktionen installiert werden. Genau das ist unsere Vision für Ladesäulen.“

Nachdem EcoG in Europa einen Marktanteil von zehn Prozent erreicht hat, expandiert es jetzt auch in Indien. Und da es längst nicht genug Ladesäulen gibt, kann das Unternehmen in eine vielversprechende Zukunft blicken.

Impact Investment wird erwachsen

Florian Erber freut der Erfolg von Unternehmen wie EcoG. Der Markt für Impact Investments ist gewachsen – genau wie seine Tochter Natalie, sie ist inzwischen 18.

„Als ich mit Impact Investments begann, fragten mich die Kolleginnen und Kollegen aus der Venture-Capital-Industrie: ‚Alles schön und gut, aber kann man davon leben? Wie verdient man denn damit Geld?‘“, erzählt er. „Nun rufen die gleichen Leute bei uns an, weil ihnen klar wird, beim klassischen Risikokapital muss sich etwas ändern. Sie müssen die Wirkung ernst nehmen.“

Wie Natalie werden auch Impact Investments groß und dürfen sich auf eine glänzende Zukunft freuen.