Wer die Sprache spricht, kann sich schneller einleben. Ein portugiesisches Unternehmen hilft Zuwanderern in der Covid-19-Krise nun online beim Lernen.
Von Chris Welsch
Seit seiner Gründung im Jahr 2014 hilft Speak Zuwanderern bei der Integration, indem es Sprachbarrieren niederreißt. Nun sind durch Corona neue Hürden entstanden.
Das in Portugal ansässige Unternehmen ist in über 23 Städten in elf Ländern tätig. Bevor die Pandemie ausbrach, organisierte Speak Treffen in kleinen Gruppen, bei denen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kennenlernen und eine neue Sprache üben konnten. Mit Beginn der Krise war damit Schluss, und Speak musste neue Wege finden, um sein Geschäftskonzept weiterhin umzusetzen.
„Wir dachten uns, die Menschen können sich mit unserer Hilfe ja auch zu Hause vernetzen und füreinander da sein“, meint Hugo Aguiar, der in Lissabon lebt und das Unternehmen mitgegründet hat. „Deswegen richteten wir für Speak eine Online-Plattform ein, sodass sich jeder einer Speak-Gruppe anschließen kann – egal von wo. Wir sorgen dafür, dass alle miteinander verbunden bleiben und leisten so einen kleinen Beitrag gegen die Isolation.“
Sprachenlernen rund um den Globus
Zwei Wochen lang finden von Montag bis Freitag zehn Sitzungen à 90 Minuten statt. Zwei Kurse sind im Angebot: Grundkenntnisse und Konversation. Die Gruppen mit vier bis sieben Teilnehmerinnen und Teilnehmern werden von „Buddys“ aus der ganzen Welt geleitet, die bestimmte Sprachen fließend sprechen.
Während der Krise können die Lernenden selbst bestimmen, was sie bezahlen wollen. Dadurch erreicht Speak Menschen, die sich die Kurse sonst nicht leisten könnten – Flüchtlingsfamilien zum Beispiel. Hugo zufolge ist das neue Online-Modell ein Erfolg.
„Wir hatten mehr als 3 500 Anfragen. Auch Flüchtlinge in Syrien, Griechenland, Spanien, Italien, im Vereinigten Königreich und in Portugal machen mit. Bislang gab es sehr positive Rückmeldungen.“
Speak gehört zu den Gewinnern des Wettbewerbs für Soziale Innovation. Damit zeichnet das EIB-Institut jedes Jahr europäische Unternehmen aus, die soziale, ethische oder ökologische Ziele verfolgen.
Das Unternehmen arbeitet mit verschiedenen öffentlichen Stellen zusammen. Der portugiesische Staat nutzt Speak zum Beispiel bevorzugt, um Migrantinnen und Flüchtlinge in die Gesellschaft zu integrieren. Vor der Krise lag die Gebühr bei 30 Euro für zwölf Sitzungen. Wer zudem eine Sprachgruppe leitete, musste nichts zahlen.
Im zweiten Quartal 2020 will Speak 5 000 Menschen erreichen und Leuten wie Ahmed aus dem Irak helfen. Er sagt: „Danke, dass Ihr mir und meiner Familie beim Sprachenlernen helft. Eure Sitzungen sind großartig und machen das Lernen leichter. Sie sind toll organisiert und geben uns das Gefühl, zu Hause zu sein.“