Zwei Familienbetriebe in der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien haben es geschafft und sich landesweit einen Namen gemacht
Im Januar 1986 pachtete Ilija Pavlickovski eine kleine Bäckerei in Šuto Orizari, der zweitkleinsten Gemeinde der mazedonischen Hauptstadt Skopje. Sein Großvater und sein Vater hatten beide bei Zito Luks gearbeitet, dem größten Brot- und Mehlhersteller Mazedoniens. Aber Ilija wollte lieber einen eigenen Laden aufmachen.
„In der Bäckerei gab es nur einen einfachen Holzofen. Damit konnten wir anfangs um die 500 Brote am Tag backen“, erzählt er. Heute leitet Ilija eine Kette von 20 Großbäckereien und 200 kleinen Filialen im ganzen Land. Die Bakery Dime ist überregional bekannt.
Mit Unterstützung der Europäischen Investitionsbank konnte Ilija den Betrieb vergrößern und breiter aufstellen. Mittlerweile beschäftigt er 202 Mitarbeiter, vor nicht mal zehn Jahren waren es gerade 82. Für seine Bäckerei erhielt Ilija drei Kredite über insgesamt 1,45 Millionen Euro. Möglich wurde dies durch ein Darlehen der EIB an die MBDP, die Mazedonische Bank für Entwicklungsförderung.
Es ist schon das vierte Mal, dass die EIB und die MBDP zusammenarbeiten, um kleine und mittlere Unternehmen zu fördern oder Investitionen in die Wissenswirtschaft, den Umweltschutz, den Energie- und den Dienstleistungssektor anzuschieben. Insgesamt beziffern sich die Darlehen an die MBDP auf 350 Millionen Euro. Damit lässt sich viel bewirken. Immerhin beschäftigen die mehr als 54 000 kleinen und mittleren Unternehmen in Mazedonien fast 280 000 Mitarbeiter.
Die Darlehen sind auch Teil der Resilienzinitiative, mit der die Bank die Privatwirtschaft fördert und zu mehr Wachstum und Beschäftigung beiträgt. Ziel der Initiative ist es, die Länder im Westbalkan und im Nahen Osten krisenfester zu machen. Zusätzliche 6 Milliarden Euro vergibt die EIB im Rahmen der Resilienzinitiative – als Anschubhilfe für Investitionen von bis zu 15 Milliarden Euro bis 2020.
Warum den Weizen kaufen?
Aleksandar Stanojkovski von der MBDP erklärt Ilijas Erfolg damit, dass er die gesamte Produktionskette in die eigene Hand genommen hat: „Das Land produziert nicht genug Weizen. Wir importieren einen Teil aus dem Ausland, aber die Qualität ist nicht so gut. Deshalb hat sich Ilija entschlossen, sein eigenes Getreide anzubauen.“
Seit 1996 macht der Bäcker sein Mehl selbst. Er stellte sich die Frage: „Warum eigentlich den Weizen einkaufen?“ Heute gehören ihm 1 600 Hektar Land, auf dem er sein eigenes Getreide erntet.
„Wir haben uns mit Agrar- und Ernährungswissenschaftlern der Universität Skopje zusammengesetzt, um herauszufinden, welches Korn wir am besten anbauen, wie wir die Felder bearbeiten und wie wir düngen“, berichtet Ilija.
Weil er damit die gesamte Produktionskette kontrollierte, konnte der Unternehmer seinen Betrieb ausbauen und sein Sortiment erweitern. Heute liefert die Bäckerei täglich rund 30 000 Brote an mehr als 500 Verkaufsstellen im ganzen Land.
„Wir kaufen immer bei Dime“, sagt Stanojkovski. „Meine Frau ist von dem Brot begeistert. Es ist das einzige, bei dem sie weiß, wo die Zutaten alle herkommen.“
Einstieg ins Saftgeschäft
Ordan Spaseski hatte schon Erfahrung in der Saftbranche, als er den Schritt in die Selbstständigkeit wagte. Zusammen mit seiner Frau Gorica gründete er 1994 ein Unternehmen. Im Keller ihres Hauses in Skopje stellten sie zunächst Saft in Plastikbechern für den lokalen Markt her. Seit zehn Jahren exportieren sie sogar.
„Erst haben wir nur nach Montenegro geliefert, jetzt exportieren wir schon in 25 Länder“, berichtet Tochter Vesna Ljusic, die kaufmännische Geschäftsführerin im Familienunternehmen SOKO Gorica.
„Mittlerweile produzieren wir zu 90 Prozent für den Export“, sagt Vesna. Im letzten Jahr stellte SOKO Gorica 26 Millionen Saftpäckchen in acht Geschmacksrichtungen her – ein gewaltiger Schritt von den anfangs 800 000 Saftbechern in drei Geschmacksrichtungen.
Geschmack am Erfolg gefunden
2012 nahm das Unternehmen einen Kredit über 150 000 Euro auf, den die EIB finanzierte. „Wir haben damit eine neue Verpackungsanlage gekauft“, erinnert sich Vesna. „Damit konnten wir unsere Kapazität verdoppeln und eine bessere Verpackung anbieten.“
Die Bakery Dime und SOKO Gorica sind nur zwei von über 1 700 kleinen und mittleren Unternehmen in der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien, die die Bank unterstützt. Mit den Krediten können sie in eine moderne Produktion investieren und sich neue Märkte erschließen.
Und was ihnen vielleicht noch wichtiger ist: Es ist alles in der Familie geblieben. „Meine Eltern arbeiten immer noch im Betrieb mit“, erzählt Vesna. „Genauso wie meine Schwester und unsere Ehemänner. Wir sind alle mit Leib und Seele dabei.“