Die Wasserversorgung der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien wird generalsaniert – auch für die Winzer ist das eine gute Nachricht.
Was für die Franzosen Bordeaux, ist für die Mazedonier Kavadarci. In dem mazedonischen Ort wird seit dem vierten vorchristlichen Jahrhundert Wein angebaut und hergestellt. Der hiesige Rebensaft war stets von erlesenem Geschmack, was man vom Wasser nicht sagen kann.
Vor ein paar Jahren bekam der Ort, in dem die größte Weinkellerei Südosteuropas liegt, sogar ernste Problem mit seiner Wasserversorgung.
„Im Sommer hatten die Leute manchmal bis zu zwölf Stunden kein Wasser“, erzählt Ljubisha Jovanovski. Die Beamtin beaufsichtigt die Sanierung der mazedonischen Wasserversorgung. „Die Region ist zwar recht gut entwickelt, die Wasserleitungen aber waren voller Risse und entsprechend unzuverlässig.“
Die Wasserversorgung des ganzen Landes war veraltet und schon viel zu lange nicht mehr modernisiert worden. Auch die Qualität des Wassers wurde schlechter.
Imponierende Ergebnisse überall im Land
2010 gab die Europäische Investitionsbank der mazedonischen Regierung ein Darlehen über 50 Millionen Euro. Mit diesem Geld sollte die Wasserversorgung in ländlichen Gebieten und die Abwasserentsorgung im ganzen Land verbessert werden. In den meisten der 84 Kommunen des Landes hat sich die Wasserqualität bereits verbessert – was für die Umwelt und die Gesundheit der Menschen ein Segen ist.
„Die EIB hat uns geholfen, ein Bewertungsverfahren zu entwickeln, mit dem wir entscheiden, welche Projekte in den einzelnen Kommunen gefördert werden“, berichtet Jovanovski. Die Kommunen konnten aber auch mehr als ein Projekt vorschlagen, wenn eine umfangreiche Sanierung notwendig war.
„Die meisten waren Kleinprojekte“, sagt der Ingenieur Marco Beroš, der bei der EIB für Wasserwirtschaft zuständig ist. „Landesweit können sich die Ergebnisse aber sehen lassen.“
Sauberes Wasser für alle
Mehr als 100 000 Mazedonier haben jetzt einen neuen oder einen moderneren Anschluss an die Wasserversorgung und damit besseres Wasser. An die 137 Kilometer Haupt- und Verteilungsleitungen wurden neu verlegt oder modernisiert. Davon betroffen waren über 15 000 Wasseranschlüsse.
„Was noch wichtiger ist: Die Qualität des Wassers ist besser geworden“, sagt Jovanovski.
„Die Gesundheitsrisiken durch schlechtes Trinkwasser sind deutlich zurückgegangen“, erklärt die Beraterin Snezana Menkovska, die das Projekt mitbetreut. „Das Wasser, das die Menschen heute trinken, ist sauberer.“
Kein Tropfen wird verschwendet
Auch die Behandlung und Entsorgung des Abwassers wurde verbessert. Das Abwasser wird jetzt effizienter gesammelt und vor der Einleitung sachgemäß aufbereitet. „Wir hatten endlich die Chance, die Abwasserbeseitigung zu modernisieren“, so Jovanovski. „Seit der Unabhängigkeit 1991 war in diesem Bereich nichts mehr geschehen.“
„Mit den Mitteln aus dem Darlehen konnten in ländlichen Gebieten Klärgruben durch moderne Abwasserkanäle ersetzt werden“, erklärt Beroš. „Mehr als 181 Kilometer Regen- und Abwasserrohre wurden verlegt oder saniert. Damit wurden bislang über 37 000 Menschen an das Abwassersystem angeschlossen.“
Mit dem Projekt werden auch Ziele verfolgt, die sich die EIB mit ihrer Initiative zur Stärkung der wirtschaftlichen Resilienz gesetzt hat: Verbesserung der Infrastruktur und Investitionen in sauberes Wasser, Abwasserentsorgung und eine moderne Abfallwirtschaft.
Auch in Zukunft eine lebendige Tradition
„Wir haben das bei uns angewendet, was sich weltweit bewährt hat“, meint Snezana Menkovska. „Mit dieser Erfahrung sind wir gut für künftige Projekte gerüstet. Hoffentlich können wir auch in anderen Bereichen solche Fortschritte machen.“
In naher Zukunft werden alle Mazedonier sauberes Wasser trinken – ein schöner Erfolg für dieses Projekt. Und in der Region um Kavadarci wird die Weinbautradition weitere 2 500 Jahre lebendig bleiben.