Bahnverbindung an die bulgarische Grenze stärkt die Wirtschaft Nordmazedoniens und hält das Land auf EU-Kurs
Es ist der Traum aller Schienenplaner seit dem 19. Jahrhundert: eine Verbindung von Norddeutschland durch Mitteleuropa bis an die bulgarische Schwarzmeerküste. Bisher fehlte in dieser Verbindung ein wichtiges Stück. Doch jetzt schließt Nordmazedonien diese Lücke.
Bis Ende des Jahrzehnts will das Land die 89 Kilometer lange Verbindung von Kumanovo bis an die bulgarische Grenze fertigstellen. Die EU leistet dabei finanzielle Hilfe.
„Die Europäische Union unterstützt Nordmazedonien beim Aufbau eines modernen Bahnnetzes, das die Menschen besser anbindet und ihnen mehr Lebensqualität und wirtschaftliche Chancen bietet“, erklärt David Geer, Leiter der EU-Delegation in Nordmazedonien.
„Für die EU hat es hohe Priorität, die Schiene ins Verkehrsnetz des Landes einzubinden. Denn die Bahn bringt Menschen und Güter effizient und klimafreundlich durch ganz Europa“, so Geer weiter.
- Lesen Sie, wie eine neue Kläranlage die Wasserverschmutzung des Vardar in Nordmazedonien eindämmt
Eine Verbindung entsteht
Der Bau des ersten 31 Kilometer langen Abschnitts zwischen den Städten Kumanovo und Beljakovce begann 2022. Darauf folgte die neue Verbindung von Beljakovce nach Kriva Palanka. Im Dezember 2023 gab die EU schließlich das Finanzierungspaket für die letzte Phase bekannt: den östlichen Abschnitt des Schienenkorridors VIII von Kriva Palanka bis Deve Bair an der bulgarischen Grenze einschließlich der Elektrifizierung der gesamten 89 Kilometer von Kumanovo bis an die Grenze.
„Die Mittel der Europäischen Investitionsbank und der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung zusammen mit einem Zuschuss der EU sind zweifellos entscheidend dafür, dass dieses Projekt fertiggestellt werden kann“, sagt Nordmazedoniens Finanzminister Fatmir Besimi.
Besimi weiter: „Die neue Verbindung erleichtert den Unternehmen die Arbeit, macht den Passagier- und Güterverkehr einfacher und fördert die Entwicklung.“
Finanzspritze für die Schiene
Die EU stellt im Rahmen von Team Europa insgesamt 560 Millionen Euro für das wichtige Schienenprojekt bereit: zwei Kredite über je 175 Millionen Euro von der EIB Global und der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung sowie einen EU-Zuschuss von 150 Millionen Euro aus dem Investitionsrahmen für den westlichen Balkan und einen 60-Millionen-Euro-Zuschuss aus dem Instrument für Heranführungshilfe. Das Projekt ist Teil der Global-Gateway-Strategie, mit der die EU die Investitionslücke im Bereich kritischer Infrastruktur verkleinern will.
Die EU und die EIB steuern darüber hinaus technische Hilfe bei, etwa über das JASPERS-Programm. So sorgen sie dafür, dass bei der Vorbereitung, Auftragsvergabe und Projektdurchführung EU-Standards eingehalten werden und das Projektteam vor Ort über die nötigen Kapazitäten verfügt.
„Wir sind stolz darauf, dieses Projekt als führendes Finanzinstitut mit 365 Millionen Euro zu begleiten. Die EU vergibt dafür aus dem Investitionsrahmen für den westlichen Balkan ihren bislang größten Zuschuss für Nordmazedonien“, sagt Kyriacos Kakouris, EIB-Vizepräsident mit Aufsicht über Finanzierungen der Bank in der Region. „Unser Beitrag ist ein gutes Beispiel für die vielfältige finanzielle und technische Hilfe, die wir anbieten.”
Effizienter und besser unterwegs
Mit den neuen Kompetenzen in der Projektdurchführung und mit den neuen Strecken stellt Nordmazedonien die Weichen für einen modernen Bahnverkehr, der Zusammenarbeit und Wettbewerb in den regionalen und EU-weiten Verkehrsnetzen fördert. Die jüngsten Änderungen im Eisenbahngesetz des Landes stützen diesen Kurs – durch mehr Effizienz, Qualität und Wettbewerb auf der Schiene, was wiederum zu mehr Investitionen führt.
Auf der neuen Strecke werden künftig rund 500 000 Tonnen Güter und eine halbe Million Fahrgäste pro Jahr befördert. Die Regionen entlang der Strecke werden besser angebunden, in der Folge sinken die Frachtkosten.
„Die fertige Verbindung vereinfacht den internationalen Güter- und Personenverkehr und verkürzt die Bahnstrecke zum Schwarzen Meer und in die Türkei um etwa 200 Kilometer“, erklärt Jürgen Rigterink, erster Vizepräsident der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung.
150 Jahre Eisenbahntradition auf neuem Kurs
Die Förderung des Schienenverkehrs ist ein wichtiger Schritt in Richtung Klimaverträglichkeit: Die Schiene trägt weniger als ein Prozent zu den Treibhausgasemissionen des Verkehrs bei (siehe Abschnitte 3.2.12 und 3.2.14 im Statistischen Handbuch der EU für den Verkehrssektor). Der Verkehr ist normalerweise der zweit- oder drittgrößte Luftverschmutzer in den Städten im Westbalkan, die zu den schmutzigsten in Europa gehören. Neue, moderne Eisenbahnen fördern den Umstieg von der Straße auf die Schiene und damit einen ökologisch nachhaltigeren Verkehr. Genau dorthin will die EU mit ihrer Grünen Agenda und ihrer Strategie für nachhaltige und intelligente Mobilität: Bis 2050 sollen die Emissionen des Verkehrssektors um 90 Prozent sinken.
Nordmazedonien hat seine erste Eisenbahnstrecke 1873 eröffnet. Sie verband Skopje mit Thessaloniki. Mittlerweile kommt das Land auf 700 Kilometer Schienennetz. Die Bahn hat daher Priorität in den Bemühungen Nordmazedoniens, die Klima- und Konnektivitätsziele zu erreichen. Und sie ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg in die EU.
- Lesen Sie, wie sich Serbien mit der Modernisierung der Bahn der EU annähert