The Loop: Kreislaufwirtschaft und nachhaltiges Einkaufen in Portugal
Am Anfang stand ein einfacher Gedanke: Das portugiesische Start-up The Loop wollte Familien in Portugal helfen Geld zu sparen – durch den Rückkauf und Weiterverkauf von Schulbüchern. Über Book in Loop können sie seit 2016 gebrauchte Schulbücher verkaufen und billiger kaufen.
Das nächste Projekt war BabyLoop. Hier werden Dinge wie Autokindersitze und Kinderwagen zurückgekauft, hergerichtet und wieder verkauft.
The Loop hat sich seitdem kontinuierlich vergrößert und weiterentwickelt. Heute ist es ein Unternehmen mit über 100 Beschäftigten und Zentrale mitten in Coimbra. Und es ist Greentech-Schmiede und Denkfabrik zugleich, die Ideen, Konzepte, Hard- und Software auswirft. Schon der Name sagt, worauf alles ausgerichtet ist: eine echte Kreislaufwirtschaft, in der Dinge nicht verbraucht und weggeworfen, sondern genutzt und wiederverwendet werden.
2021 gab sich die Firma eine neue Strategie: „Kreislauf als Dienstleistung“, das heißt, sie bietet jetzt ihr Know-how an.
„Wir hatten ein Software- und Logistikgerüst für die Überholung der Produkte, und die Analytik dazu”, erklärt Ricardo Morgado, einer der Gründer. „Deshalb haben wir beschlossen, das als Dienstleistung anzubieten, damit auch andere Firmen zirkular wirtschaften können.“
Wiederverkaufen und wiederverwenden
The Loop nennt die Dienstleistung LoopOS, bestehend aus einem anpassbaren Softwarepaket und einer Plattform, über die Unternehmen ihre gebrauchten Produkte zurückkaufen und dann weiterverkaufen können. Angeboten wird der Service als Abonnement.
Vorbild war Levi’s. Levis.secondhand.com kauft gebrauchte Levis zurück, richtet sie wieder her und verkauft sie erneut. Bei The Loop können – je nach Produkt – firmeneigene Anlagen für das Überholen genutzt werden.
Dieses Angebot ist ein zentraler Baustein der Geschäftsstrategie, aber nicht der einzige.
„Technologie für die Kreislaufwirtschaft, das machen wir im Wesentlichen jetzt“, meint Morgado. „Wir arbeiten aber auch mit anderen Unternehmen an Technologien, an Rücknahmeautomaten etwa oder wie wir einfacher und intelligenter unverpackt einkaufen können.“
Rücknahmeautomaten für Leergut wird man in der EU künftig immer öfter sehen, weil die Richtlinien für Einweg-Plastikflaschen in Kraft treten. Oft stehen die Automaten vor Lebensmittelläden. Wenn Verbraucher dort ihre Flaschen zurückgeben, erhalten sie dafür einen Pfandbon oder Bargeld.
„In Portugal tut sich hier momentan eine Menge. Bei den drei wichtigsten Pilotprojekten sind wir Technologiepartner“, so Morgado. „Unsere Software läuft bereits in 50 Automaten.“
Unverpackt leichter gemacht
Die Software erhebt Daten zu den gesammelten Flaschen, Pfandbons und Geldbeträgen, und zwar vom Automaten im Laden über die Rückgewinnung bis zur jeweiligen Kommune.
The Loop arbeitet an einer eigenen Lösung für den Einkauf loser Produkte, etwa mit „intelligenten“ Behältern, die Nahfeld-Tags nutzen. Sie sind damit in der gesamten Lieferkette nachverfolgbar.
So soll es laufen: Die Verbraucherinnen und Verbraucher kaufen die Waren, Müsli, Nüsse oder Waschmittel, in diesen Behältern, zahlen dafür ein Pfand und geben sie leer – gegen Pfanderstattung – im Laden zurück. Das spart gewaltige Mengen an Verpackungen, vom Hersteller bis zum Verkäufer.
Die Nachverfolgung erfasst, wie oft die Behälter benutzt werden, wann sie befüllt werden und aus welcher Produktcharge. Das erleichtert zum Beispiel den Rückruf.
„Wir wissen, dass Einzelhändler lieber heute als morgen auf Einwegverpackungen verzichten würden. Produkte lose zu verkaufen ist da eine mögliche Lösung“, meint Morgado. „Nur ist das ziemlich kompliziert – was wir ändern wollen.“
Book in Loop gehörte 2018 zu den Finalisten des Wettbewerbs für Soziale Innovation. Mit diesem Wettbewerb fördert das EIB-Institut Lösungen für Sozial- und Umweltprobleme. The Loop hat mit seinen Programmen bereits zahlreiche Preise gewonnen.
Dabei kommen die Gründer gar nicht aus der Geschäftswelt. Zwei studierten Jura, einer in Stanford Astrophysik, und Ricardo Morgado kommt aus der Biomedizintechnik. Er verließ die Pharmaindustrie und stieß zu The Loop, als es nur Book in Loop gab.
„Ich erinnere mich, dass ich zu meinen Eltern sagte: Ich gebe meinen Job auf, um gebrauchte Bücher zu verkaufen. Meine Eltern konnten es gar nicht begreifen“, erzählt Morgado. „Es war aber die beste Entscheidung meines Lebens … und ich hatte damals schon das Gefühl, dass es nicht bei Büchern bleiben würde.“