Wohnungsbauunternehmen aus Posen schafft mit EIB-Kredit bezahlbaren Wohnraum – und der kleine Szymon bekommt ein Kinderzimmer

Karolina und Sebastian wohnten noch bei den Eltern, als ihr Sohn Szymon geboren wurde. Sie brauchten eigentlich mehr Platz, konnten sich aber keine teure Mietwohnung leisten. Ein Jahr mussten sie warten. Dann bekamen sie im neuen Stadtviertel Strzeszyn im Nordwesten von Posen eine bezahlbare Wohnung mit zwei Schlafzimmern.

>@EIB

Die Sonne bricht durch die Wolken, als das Paar gemeinsam mit den anderen 71 Familien die Schlüssel von der Wohnungsbaugesellschaft Poznanskie Towarzystwo Budownictwa Spolecznego entgegennimmt. „Wir sind überglücklich“, so Karolina. Sie zeigt Szymon die Schlüssel zur neuen Wohnung, wo der Kleine nun ein eigenes Zimmer hat: „Endlich sind wir hier.“

In Strzeszyn wird kräftig weitergebaut. In wenigen Jahren sollen in dem neuen Stadtviertel mehr als 1 100 bezahlbare Wohnungen in ähnlichen viergeschossigen Gebäuden entstehen. Das Unternehmen, das sie baut, hat schon gut 3 000 Wohnungen im Portfolio und will noch kräftig aufstocken.

„Bezahlbarer Wohnraum“ ist für Menschen gedacht, die zu viel verdienen, um eine Sozialwohnung zu bekommen, aber zu wenig für eine Wohnung auf dem freien Markt. Die Wohnungsbaugesellschaft Poznanskie Towarzystwo Budownictwa Spolecznego, die dieses soziale Manko beheben und eine Marktlücke schließen will, bekam von der Europäischen Investitionsbank einen Kredit von 147 Millionen Zloty (34 Millionen Euro).

EU fördert bezahlbaren Wohnraum in Posen

Der langfristige, zinsgünstige Kredit der Europäischen Investitionsbank wird durch den Europäischen Fonds für strategische Investitionen gefördert, der zur Investitionsoffensive für Europa gehört. Damit hat die EU-Bank erstmals einen Direktkredit an eine Wohnungsbaugesellschaft in Polen vergeben, die bezahlbaren Wohnraum schafft.

„Bisher haben wir solche Projekte hauptsächlich in Westeuropa unterstützt. Da sich das Regulierungsumfeld in Mittel- und Osteuropa inzwischen verbessert hat, können wir unsere Hilfe nun auch in dieser Region anbieten“, resümiert Vasco Amaral Cunha, Kreditreferent bei der EIB. Die übrigen Mittel für das Projekt stammen von der Stadt Posen, der Wohnungsbaugesellschaft und den künftigen Mietern.

„Die Wohnungen, die wir heute übergeben haben, sind für Familien mit niedrigem und mittlerem Einkommen gedacht“, sagt Andrzej Konieczny, Vorsitzender der Gesellschaft für sozialen Wohnungsbau. „Dazu gehören junge Leute, Senioren und Familien mit Kindern. Mehr als die Hälfte der Wohnungen haben zwei Schlafzimmer. Es gibt aber auch Ein-Zimmer-Wohnungen und Wohnungen mit drei Schlafzimmern. Außerdem hat der Wohnblock eine Krippe, einen Kindergarten, einen Spielplatz und mehrere Behindertenparkplätze.“

Die Poznanskie Towarzystwo Budownictwa Spolecznego wurde 1995 gegründet und war die erste Gesellschaft für sozialen Wohnungsbau, die nach dem Ende des Kommunismus in Polen entstand. „Wir haben im Laufe der Zeit viele Erfahrungen gesammelt“, erklärt Konieczny. „Als der nationale Wohnungsbaufonds seine Finanzierungen einstellte, haben wir nach alternativen Quellen gesucht. Da sind wir auf die Europäische Investitionsbank gestoßen.“

Bezahlbarer Wohnraum in einer „attraktiven Stadt“

Posen ist mit 550 000 Einwohnern die fünftgrößte Stadt Polens; im Großraum leben eine Million Menschen. Der renommierte Wirtschaftsstandort hat ein Messezentrum (Targi Poznanskie) und eine Universität mit 120 000 Studierenden.

„Wir wollen Posen zu einer attraktiven Stadt machen, wo Menschen mit unterschiedlichem Einkommen ein Zuhause finden, problemlos zur Arbeit pendeln und ein modernes und ökologisch verträgliches Angebot an kommunalen Dienstleistungen genießen können“, erzählt Grzegorz Ganowicz, Vorsitzender des Stadtrates.

Leonika Drost, die ebenfalls in eine der neuen Mietwohnungen zieht, stand noch länger auf der Warteliste als Karolina und Sebastian. „Es hat anderthalb Jahre gedauert“, sagt sie. „Aber eigentlich habe ich fünfzehn Jahre lang auf diesen Moment gewartet. Lange Zeit konnte die Stadt nicht so viele Wohnungen bauen, und wenn, dann waren sie für Studierende und Rentner. Erst seit Kurzem wird wieder mehr gebaut.“

Der Umzug nach Strzeszyn bedeutet für Leonika einen anderen Weg zur Arbeit an der Universität Posen und auch neue Nachbarn. Aber sie freut sich über die Veränderung: „Hier lebt es sich wirklich viel besser.“