Der Auftrag der Europäischen Investitionsbank geht weit über das Geldverdienen hinaus. Dennoch kann der Gewinn ein guter Maßstab für unseren Erfolg sein. EIB-Vizepräsidentin Gelsomina Vigliotti erläutert, warum das so ist.
Wenn die öffentliche Hand und der Markt einer Institution Geld anvertrauen, muss diese einen relevanten Auftrag haben und ihn auch erfüllen können. Das ist ihr Daseinszweck.
Wie passt der Gewinn da ins Bild? Spielt er für eine Institution wie die – laut Satzung nicht gewinnorientierte – Europäische Investitionsbank-Gruppe überhaupt eine Rolle?
Durchaus, glaube ich. Denn ohne Gewinn klappt es nicht.
Eine Institution kann langfristig nur bestehen, wenn sie Gewinne erzielt. Das Geld, das uns die EU-Mitgliedstaaten, also unsere Anteilseigner, unsere Partner und die Märkte anvertrauen, wäre verschwendet, könnten wir damit keinen Gewinn erzielen. Wir verlören schnell das Vertrauen unserer Anteilseigner.
Durch unsere Gewinne konnten wir im Laufe der Jahre Kapital aufbauen. So tragen wir in der EU zum Wachstum bei, ohne dem Steuerzahler auf der Tasche zu liegen.
Außerdem macht uns der Gewinn für Investoren attraktiv, für die unsere Anleihen eine sichere Geldanlage sind.
Entwicklung und Wohlstand
Die Europäische Investitionsbank wurde gegründet, um die Entwicklung in den Regionen der Europäischen Union zu fördern und Projekte zu finanzieren, die den Zielen der Union dienen.
An diesem klaren Auftrag orientieren wir uns seit 1958. Mit der Zeit haben wir uns weiterentwickelt, sind aber unseren Zielen immer treu geblieben.
Im Lauf der Jahrzehnte wurde die EIB-Gruppe auch zunehmend außerhalb der EU aktiv. Außerdem gründete sie den Europäischen Investitionsfonds als Tochtergesellschaft, die kleine und mittlere Unternehmen finanziert. Und sie beschloss, die Hälfte ihrer Finanzmittel dem Kampf gegen den Klimawandel zu widmen. Also mehr Aufgaben. Und ein weiterer Daseinszweck.
Inzwischen stehen für uns Klima und Umwelt, Zusammenhalt, Digitalisierung, Humankapital, nachhaltige Städte, nachhaltige Energie und natürliche Ressourcen im Mittelpunkt. Dafür entwickeln wir wirksame Instrumente und Projekte.
Genau da sehe ich auch unsere Stärken. Wir wachsen mit unseren Aufgaben und bleiben der bevorzugte Finanzierungspartner für Länder, Institutionen und Unternehmen.
Dadurch können wir an den Märkten und bei anderen Stellen Mittel beschaffen. Denn sie wissen: Wir sind ein zuverlässiger Partner, wir erfüllen unsere finanziellen und strategischen Vorgaben, und wir erzielen Wirkung.
Warum spielt der Gewinn dabei eine Rolle?
Weil er beweist, dass unser Geld in Unternehmen geflossen ist, die von unseren Investitionen profitieren und wachsen.
Er signalisiert: Unsere Investitionen sind produktiv und erfolgreich und generieren Erträge für unsere Gesellschaften. Für uns ist Gewinnmaximierung kein Ziel an sich. Dennoch sind wir überzeugt, dass der Gewinn ein guter Maßstab für den Erfolg und die Wirkung einer Investition ist.
Und für die EIB-Gruppe gibt es noch einen Grund, mit einer Investition einen Gewinn zu erzielen: Wir finanzieren nie 100 Prozent eines Projekts, sondern holen mit unserem Geld weitere Investoren ins Boot. Wir wirken also wie ein Katalysator. Das funktioniert aber nur, wenn die Projekte auch rentabel sind. Denn sonst würde der Markt nicht mitziehen.
Ein erfolgreiches Finanzinstitut steht folglich auf drei Säulen – Vertrauen, Daseinszweck und Gewinn. Fehlt eine Säule, wackeln auch die anderen.