Wie unterstützen öffentliche Entwicklungsbanken die Klimawende in Lateinamerika und der Karibik? Hier eine kleine Vorschau auf unseren Bericht, der Mitte Oktober 2024 erscheint.

Von Ricardo Santos und Joana Conde, Europäische Investitionsbank.

Banken wissen, dass der Klimawandel schlecht für ihr Business ist, der Klimaschutz ihnen aber neue Geschäftsmöglichkeiten eröffnet. Dazu müssen sie allerdings an ihrer technischen Kompetenz feilen – und der ihrer Kunden.

Zu diesem Ergebnis kommt eine gemeinsame Studie der EIB und der Vereinigung der lateinamerikanischen Entwicklungsbanken (ALIDE). Die Studie untersuchte, wie öffentliche Banken in Lateinamerika und der Karibik die grüne Wende unterstützen und was sie davon abhält.

Wir befragten 24 öffentliche Entwicklungsbanken in 14 Ländern zu ihren Klimaschutzplänen, ihrem Umgang mit Klimarisiken sowie dazu, wie sie die Folgen des Klimawandels messen und was sie daran hindert, mehr Kredite für die grüne Wende zu vergeben.

Ein erheblicher Teil der Banken berichtet, dass sich extreme Wetterereignisse auf ihr eigenes Sachvermögen, etwa ihre Zweigstellen, auswirken. Und auch auf einen Großteil ihres Kreditportfolios.

Trotz all dieser Probleme folgt etwa die Hälfte der Banken nur einigen der im Bankensektor gängigen Klimaschutztrends, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Manche stehen den für die grüne Wende notwendigen Veränderungen sogar skeptisch gegenüber.

Eine der größten Hürden sehen die Banken darin, dass ihre Kunden dem Klima nur geringe Priorität einräumen. Und Kunden geben an, dass es ihnen an dem nötigen Finanzwissen fehlt und sie oft nicht wissen, wie sie die richtige Klimafinanzierung beantragen können.

Was überrascht: Der Zugang zu langfristigem Kapital ist für die Banken eines der kleinsten Hindernisse bei der Vergabe von Klimafinanzierungen.

Öffentliche Entwicklungsbanken mindern physische Risiken

Eine frühere EIB-Studie hat gezeigt, dass Länder in Lateinamerika und der Karibik einen unverhältnismäßig hohen Preis für die Klimawende zahlen und sehr großen Klimarisiken, vor allem physischen Risiken, ausgesetzt sind.

>@EIB

Eine weitere Studie zeigte, dass Geschäftsbanken aufgrund der Struktur ihres Kreditportfolios vor allem mit physischen Klimarisiken konfrontiert sind. Das rührt hauptsächlich daher, dass sie Kredite an Unternehmen in vulnerablen Wirtschaftssektoren vergeben, wie Landwirtschaft, Bergbau und Tourismus.

Im kommenden Bericht werden wir auch zeigen, dass öffentliche Entwicklungsbanken Schocks gut abfedern und die physischen Klimarisiken reduzieren. Das schaffen sie, indem sie noch mehr Kredite für klimagefährdete Sektoren bereitstellen.

Klimawende als Chance

Öffentliche Entwicklungsbanken sind in der Region enorm wichtig. Deshalb haben wir genauer untersucht, was sie bislang für den Klimaschutz getan haben und was sie daran hindert, mehr grüne Finanzierungen anzubieten.  

Hier nun die wichtigsten Ergebnisse unserer Umfrage unter öffentlichen Banken in 14 Ländern in Lateinamerika und der Karibik:

  • Klimabedingte Wetterereignisse haben 2023 das Sachvermögen von 42 % der öffentlichen Entwicklungsbanken beschädigt und die Aktivaqualität des Portfolios von weiteren 61 % verschlechtert
  • 92 % der Banken sehen die Klimawende als Chance und nicht als Risiko
  • 77 % orientieren sich an den Zielen des Pariser Abkommens
  • Nur 50 % sehen sich selbst als Vorreiter oder Förderer der Klimawende
  • 42 % befolgen die gängige Branchenpraxis, um wettbewerbsfähig zu bleiben
  • 8 % stehen der grünen Wende immer noch skeptisch gegenüber
>@EIB

Rund 79 % der öffentlichen Entwicklungsbanken bieten bereits grüne Produkte an und 17 % wollen dies bald tun. Während öffentliche Entwicklungsbanken die etablierten Best Practices für grüne Banken scheinbar recht gut umsetzen, hinken sie bei neuen Trends hinterher: 52 % stellen Klimafachleute (z. B Ingenieurinnen und Ingenieure) ein, 54 % haben ein spezielles Team für Klimarisiken und 50 % legen einen Klima-KPI fest.

>@EIB

Größter Hemmschuh: Einstellung und Kompetenzen der Kunden

Als größte Hürden bei grünen Finanzierungen nennen die öffentlichen Entwicklungsbanken kundenbezogene Faktoren.

Für rund 58 % besteht eines der drei größten Hindernisse darin, dass die Kunden Klimastrategien eine zu geringe Priorität einräumen.

>@EIB

Außerdem fehlt es ihnen an Finanzwissen und Kenntnissen über die verfügbaren Produkte und ihre Anwendung.

Dann erst nennen die öffentlichen Entwicklungsbanken ihre eigenen Defizite, etwa beim Risikomanagement, Monitoring und bei der Wirkungsmessung.

Und danach den mangelnden Zugang zu langfristigem Kapital – möglicherweise bedingt durch reichlich vorhandene Liquidität oder weil multilaterale Institute zunehmend auf die Finanzierung der grünen Wende drängen.

Zu guter Letzt verweisen sie auf die Diskrepanz zwischen Klimastrategien, ihren eigenen Geschäftszielen und denen ihrer Kunden sowie den mit Klimafinanzierungen verbundenen Risiken. 

Kompetenzen aufbauen

Unsere Studie macht klar: Große multilaterale Entwicklungsbanken und internationale Finanzinstitute wie die EIB oder die ALIDE können Klimafinanzierungen hauptsächlich dadurch fördern, indem sie Fachkompetenzen aufbauen, etwa durch technische Hilfsprogramme.

Ein gutes Beispiel ist das Technische-Hilfe-Programm für ein grüneres Finanzsystem, mit dem die EIB bisher mehr als zehn Länder in Afrika, Zentralasien und Europa unterstützt.

Im weiteren Verlauf unserer Studie wollen wir das Bild der Klimafinanzierungen der öffentlichen Entwicklungsbanken vervollständigen. Im Fokus stehen dabei etwa folgende Fragen: Wie haben sich klimabezogene Mittelflüsse nach Lateinamerika und in die Karibik je nach Emittent und Sektor entwickelt? Und wie umfangreich sind die Klimafinanzierungen der öffentlichen Entwicklungsbanken im Vergleich zur Finanzkapazität der einzelnen Länder?

Wir werden die Ergebnisse dieser Studie auch mit denen anderer Umfragen vergleichen, die die EIB in verschiedenen Regionen und mit anderen Akteuren (etwa Geschäftsbanken und Unternehmen) durchführt.

Der Bericht wird Mitte Oktober 2024 veröffentlicht.