Mit der EIB als Partner knüpft Rumänien an alte Traditionen an und kurbelt die Energiewirtschaft an
Bis in die Antike reicht die Geschichte der Ölindustrie in Rumänien zurück: Damals wurden die Römer in der Provinz Dakien fündig. 1857 förderte Rumänien als erstes Land der Welt offiziell Öl – 275 Tonnen insgesamt. Jetzt will das Land mithilfe der EIB investieren und ein neues Kapitel in seiner Energiegeschichte aufschlagen.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Rumänien einer der ersten Erdgasproduzenten weltweit. „Wir haben mehr als 100 Jahre Erfahrung in der Erdgasförderung“, erzählt Dan Niculaie. Er ist Berater der Geschäftsleitung des staatlichen Pipelinebetreibers Transgaz. „Bislang konnten wir unser Gas nie nach Europa liefern, aber das ändert sich jetzt.“
Nach Ungarn exportiert Rumänien zwar schon seit Ende der 1950er-Jahre, aber weiter als bis zu den Nachbarländern reichen die Leitungen bis heute nicht. „Rumänien fördert jährlich knapp elf Milliarden Kubikmeter Erdgas. Jetzt haben wir neue Gasvorkommen im Schwarzen Meer entdeckt und wollen die Produktion steigern“, sagt Niculaie.
Unabhängig in der Energieversorgung
Rumänien ist fast völlig energieunabhängig – das Land fördert beinahe so viel Gas, wie es verbraucht. Steigt die Fördermenge wie erwartet, kann Rumänien bald in andere EU-Länder exportieren. Doch dafür muss das Leitungsnetz ausgebaut werden.
Die EIB hat 2016 einen Kredit über 100 Millionen Euro an Transgaz vergeben. Damit soll der erste Abschnitt der 478 Kilometer langen BRUA-Pipeline finanziert werden, die Bulgarien, Rumänien, Ungarn und Österreich verbinden wird. „Mit der Pipeline verringert Europa seine Abhängigkeit von russischem Gas“, erklärt Matei Anghelescu, der das Projekt als Kreditreferent bei der EIB betreut.
Wegen der langen Laufzeit von 15 Jahren – drei davon tilgungsfrei – konnte sich die EIB nur beteiligen, weil das Projekt durch den EFSI gefördert wird, den Europäischen Fonds für strategische Investitionen. Dies ist ein gutes Beispiel dafür, wie EU-Zuschüsse mit dem EFSI kombiniert werden können. Die EIB hat dazu zwei Kredite unterzeichnet: Einer kann in Euro ausgezahlt werden, der andere in rumänischen Leu. Das ist ein Novum für Projekte in Rumänien.
Neue Energiequellen für Europa
Die Europäische Kommission beteiligt sich mit einem Zuschuss von 179 Millionen Euro aus der Connecting-Europe-Fazilität an den Investitionen von Transgaz. „Mit geschätzten Kosten von 503 Millionen Euro ist es eines der größten Projekte in Rumänien in den letzten 25 Jahren“, sagt Anghelescu.
Über die BRUA-Pipeline erhalten die vier Länder und andere EU-Mitglieder Zugang zu neuen Gasquellen, etwa in der Region des Kaspischen Meeres. Das wird ihre Gasversorgung sicherer machen. Niculaie sieht auch für Rumänien viele Vorteile: „Mit der Pipeline können wir mehr exportieren. Die Steuern und Nutzungsgebühren dafür kommen uns allen zugute. Außerdem entstehen Arbeitsplätze in den Orten an der Pipeline.“ 3 400 Jobs könnten es für die Dauer der Bauarbeiten sein.
An der Gaspipeline und drei Verdichterstationen wird schon gebaut. Wenn die Pipeline fertig ist, wird sie Südosteuropa mit dem europäischen Gasnetz verbinden – ganz im Sinne der EU, die weitere Energiequellen für die Region erschließen will.