In Rumänien geht ein Forstbetrieb neue Wege für mehr Nachhaltigkeit, biologische Vielfalt und ein gesundes Ökosystem
Rumänien hat große Flächen noch relativ unberührter Wälder – mit die größten in Europa. Sie sind wichtig für die biologische Vielfalt. Wie können wir diese wertvollen Ökosysteme erhalten, bedrohte Arten schützen und Existenzgrundlagen auf dem Land sichern?
Nachhaltige Forstwirtschaft bedeutet, den ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Nutzen der Wälder zu sichern – also mit dem, was der Wald uns gibt, verantwortungsvoll umzugehen. Konkret heißt das: die biologische Vielfalt erhalten, Wasserressourcen schützen, Wälder aufforsten und nachwachsen lassen. Das mindert die Klimafolgen und macht die Ökosysteme widerstandsfähiger. Wichtig ist auch, die Bevölkerung in Entscheidungen einzubinden und ihre Rechte und Sorgen zu berücksichtigen.
Im Oktober 2022 vergab die Europäische Investitionsbank 9,5 Millionen Euro an die SLB-Gruppe. Mit dem Kredit will das Unternehmen in Rumänien die Grundsätze der nachhaltigen Forstwirtschaft breit umsetzen, mit Dauerwald, Naturverjüngung, Pflege der Biodiversität und Standards für die Zertifizierung von Wäldern. Das Projekt konzentriert sich auf die weniger entwickelten Regionen des Landes. Es fördert Wachstum und Beschäftigung in ländlichen Gebieten wie Suceava, Botoșani, Buzău und Dâmbovița.
Die SLB-Gruppe ist ein französisches Holzhandels- und Forstwirtschaftsunternehmen, 1991 gegründet. 2007 expandierte die Gruppe nach Rumänien, wo sie heute über 8 000 Hektar Wald nachhaltig bewirtschaftet.
„Wälder sind erneuerbare Ressourcen, die wir schonen müssen“, sagt Florent Marcel, der das Forstgeschäft der Firma in Rumänien leitet. Mit dem Geld von der EIB will die SLB-Gruppe auch untersuchen, wie sich geschützte Wälder entwickeln, in denen kein Holz geschlagen wird. Ein weiteres Ziel ist die Wiederaufforstung von Wäldern nach Windbruch oder Schädlingsbefall – mit heimischen und klimaresilienteren Arten, aber auch durch Naturverjüngung.
Neue Methoden für gesunde Ökosysteme
Die nachhaltige Forstwirtschaft in Rumänien sucht den Ausgleich zwischen Holzproduktion und Schutz der Ökosysteme. Wirtschaftlicher Gewinn soll nicht auf Kosten der ökologischen Funktionen der Wälder und ihres Freizeitwerts gehen. Denn Wälder schützen vor Überschwemmungen, Bodenerosion und Erdrutschen und sind auch ein Erholungsraum. Bäume und ihr Wurzelgeflecht binden und speichern Kohlendioxid. Auch Holzprodukte sind langfristige CO2-Speicher.
„In unseren Wäldern haben wir Flächen ausgewiesen, die wir unberührt lassen“, sagt Marcel.
Die von der SLB-Gruppe bewirtschafteten Wälder entsprechen den Richtlinien für Dauerwald, die Naturverjüngung und Mischbewaldung vorsehen. Selbst in der Zeit des Holzschlags schützt ein dichtes Kronendach die Böden und Wasserläufe. Die Gruppe will die Ertragskraft und das gesunde Wachstum der Wälder stärken und dabei die Lebensräume wild lebender Tiere erhalten. Dazu arbeitet sie mit umweltschonenden Geräten, die den Wald möglichst wenig schädigen.
Mit ihrem Nachhaltigkeitskonzept nimmt die Gruppe das gesamte Ökosystem in den Blick, mit allem, was Wälder auch über das Holz hinaus bieten: regulierende Wasserläufe, Ökotourismus, Produkte wie Pilze, Beeren und Arzneipflanzen zum Beispiel. Wälder bieten auch besondere Investitionsmöglichkeiten – über Partnerschaften mit Unternehmen etwa, die ihre CO2-Bilanz ausgleichen wollen.
Die SLB-Gruppe setzt zur besseren Überwachung und Bewirtschaftung der Wälder auf Technologie und Innovation. Mittels Fernerkundung, Drohnen und Geoinformationssystemen bestimmt sie den optimalen Zeitpunkt für einen nachhaltigen Holzeinschlag und minimiert die Umweltbelastung – Stichwort Präzisionsforstwirtschaft.
Geschäftsmodelle für die Forstwirtschaft
Die Arbeit der SLB-Gruppe könnte als Vorbild für weitere nachhaltige Forstprojekte in Rumänien dienen. Denkbare Geschäftsmodelle wären:
- Angebote, die den Reichtum des Waldes jenseits von Holz einbeziehen, also die gesamte Palette der Ökosystemleistungen: CO2-Bindung, Wasserregulierung, Ökotourismus oder auch Waldprodukte wie Arzneipflanzen
- Kooperationen mit lokalen Gemeinschaften und NGOs, um deren Know-how in Sachen Forstwirtschaft zu nutzen; Beispiele wären Gemeindeprojekte, nachhaltige Agroforstwirtschaft und ökotouristische Angebote, von denen auch die lokale Wirtschaft profitiert
- Waldsanierung und regenerative Forstwirtschaft zur Stärkung der Biodiversität und der Ökosysteme in geschädigten Gebieten; dazu zählen Aufforstungsprojekte, die eine natürliche Walderneuerung fördern, und nachhaltige Methoden der Landnutzung, die die Bodenqualität verbessern und Wassereinzugsgebiete schützen
Nachhaltige Forstwirtschaft zahlt sich aus. Die umweltbewusste Bewirtschaftung hilft bei Klimaschutz und Klimaanpassung, stärkt die Biodiversität und bietet der lokalen Wirtschaft Möglichkeiten, sich breiter aufzustellen. Das bringt auch neue und zukunftsfähige Arbeitsplätze.
Die EIB fördert den Sektor, der dringend finanzielle Rückendeckung braucht. Sie engagiert sich dafür, dass sich die nachhaltige Forstwirtschaft und Zertifizierungsstandards weiter durchsetzen, finanziert die Sanierung geschädigter Flächen und begrüßt Partnerschaften und Kooperationen.
Ihr Projekt mit der SLB-Gruppe in Rumänien, die sie beratend und finanziell unterstützt, zeigt deutlich: Nachhaltige Produkte und Angebote rund um den Wald sind wirtschaftlich tragfähig und im Markt gefragt.