Serbiens Schulen gehen digital und machen das Land krisenfester – auch gegen Pandemien wie Covid-19
Wegen der Coronapandemie mussten viele Schulen und Universitäten schließen; das traf mehr als 90 Prozent aller Schulkinder und Studierenden in 194 Ländern.
Mit Hochdruck wurde auf Fernunterricht umgestellt. Dabei entschieden sich viele für Online-Lernprogramme. Andere organisierten den Unterricht über Fernsehen oder Radio. Doch die Krise hat die digitale Kluft zwischen und innerhalb von Ländern aufgedeckt. Sie zeigt, dass nun dringend das Bildungswesen weltweit digitalisiert werden muss. Die EIB ist bereit, diesen Wandel zu unterstützen.
Mit einem Kredit der EIB will Serbien bis 2021 alle Schulen digitalisieren.
Dies und die Reform der Bildung haben für die serbische Regierung oberste Priorität. Die Europäische Investitionsbank hilft mit einem Kredit von 65 Millionen Euro für digitale Infrastruktur, digitales Lehrmaterial und die Fortbildung der Lehrkräfte (an der sich auch UNICEF beteiligt). Angesichts der immensen Bedeutung des Projekts finanziert die Bank fast 60 Prozent des 111 Millionen Euro teuren Programms.
„Covid-19 und die pandemiebedingten Kontaktbeschränkungen haben die Bildungssysteme und ‑prozesse erschüttert. Corona hat gezeigt, dass Schulen mit einer guten digitalen Infrastruktur Notsituationen besser bewältigen“, erklärt Kreditreferentin Isabelle Stoffel, die das Projekt bei der EIB betreut. „Mit diesen Investitionen wird Serbien nicht nur krisenfester, sondern verbessert auch die Beschäftigungschancen der Jugend, stärkt die Wettbewerbsfähigkeit des Landes und fördert seine Innovationskraft.“
Bis Ende nächsten Jahres haben mehr als 1 800 größere Schulen flächendeckend mobilen Zugang zum schnellen Internet, die übrigen Schulen in ländlichen Gebieten sind durch mobiles Breitband abgedeckt.
Als Serbien im März in den Lockdown ging, wurde der Unterricht ins Fernsehen verlagert. Das Bildungsministerium strahlte über öffentliche Sender Lernprogramme für die Grund- und weiterführenden Schulen aus.
Wie viele andere Länder musste sich Serbien rasch etwas einfallen lassen und an die „neue Normalität“ anpassen, also passende Lerninhalte für verschiedene Klassenstufen anbieten. Allerdings hatte Serbien bereits in den Jahren zuvor an solchen Angeboten gearbeitet.
„Schon vor Corona hatte die Regierung Online-Lerninhalte für vier Grundschulstufen erstellt. Die haben sich im Lockdown als äußerst nützlich erwiesen“, berichtet Milan Dobrijević, der im Ministerium für Handel, Tourismus und Telekommunikation die Abteilung Digitale Agenda leitet und bei dem Vorhaben von Anfang an dabei war.
Da es nun um die Verbesserung der digitalen Infrastruktur und des Lehrmaterials geht, werden die Investitionen vom serbischen Ministerium für Telekommunikation und vom Bildungsministerium umgesetzt.
„Bis Ende nächsten Jahres haben mehr als 1 800 größere Schulen flächendeckend mobilen Zugang zum schnellen Internet, die übrigen Schulen in ländlichen Gebieten sind durch mobiles Breitband abgedeckt“, so Dobrijević.
Hardware, Software und mehr
„Mit dem Projekt wird nicht nur die digitale Infrastruktur verbessert. Auch die Lehrkräfte bekommen landesweit Schulungen. Gleichzeitig entwickelt das serbische Bildungsministerium Schulbücher und andere Materialien für den interaktiven Online-Unterricht“, sagt Bildungsökonomin Nihan Koseleci Blanchy von der Europäischen Investitionsbank. Landesweit können sich nun rund 50 000 Lehrerinnen und Lehrer digital fit machen.
„Damit kommt Serbien beim Aufbau einer digitalen Wirtschaft einen großen Schritt voran“, meint Koseleci Blanchy.
Serbien hat erkannt, welche Rolle die Bildung bei der Digitalisierung spielt. Laut Eurostat ist der Anteil der serbischen Bevölkerung, die digital kompetent ist, von 32 Prozent im Jahr 2015 auf 46 Prozent im Jahr 2019 gestiegen. 2018 waren landesweit 2 000 Klassenzimmer digital ausgestattet. Ein Jahr später waren es schon mehr als 10 000. Ab diesem Schuljahr steht Informatik für Erstklässler verbindlich auf dem Lehrplan. In der dritten Klasse kommt dann Programmierung hinzu.
Ab diesem Schuljahr steht Informatik für Erstklässler verbindlich auf dem Lehrplan. In der dritten Klasse kommt dann Programmierung hinzu.
„All dies wird das serbische Bildungssystem resilienter machen – und der Nachwuchs erwirbt das nötige Rüstzeug, um neue Ideen und Technologien hervorzubringen“, erklärt Koseleci Blanchy.
„Das Projekt fördert einen gleichberechtigten Bildungszugang für alle und damit ein wichtiges Ziel“, weiß Stoffel. „Junge Menschen sollen sich eine Zukunft im eigenen Land aufbauen können!“