In Tschad hat nur einer von 20 Menschen Strom. Sonne gibt es in dem zentralafrikanischen Land dagegen für alle im Überfluss. Nun baut ein Unternehmen aus dem Vereinigten Königreich die erste Fotovoltaikanlage in dem Land, das zu den ärmsten der Welt gehört.

Robert Pacquement und das Entwicklungsteam des Projekts Djermaya Solar scheuen keine Herausforderung. Seit drei Jahren arbeitet das Team mit dem tschadischen Staat an einem ehrgeizigen Solarenergieprojekt – einem für das Land wegweisenden Vorhaben. Strom ist dort Mangelware, noch dazu ist er teuer und unzuverlässig, da er hauptsächlich aus Biomasse wie Holz oder Tierdung erzeugt wird. Eines ist in Tschad jedoch reichlich vorhanden: Sonnenlicht. „Die Sonne als kostenlose, nachhaltige Energiequelle könnte den Stromsektor des ganzen Landes revolutionieren. Zum einen würde die Stromerzeugung deutlich billiger werden, zum anderen können mehr Menschen an das Netz angeschlossen werden“, erklärt Robert Pacquement.

Die rund 30 Kilometer nördlich von der Hauptstadt N‘Djamena gelegene Fotovoltaikanlage in Djermaya „ist das erste tschadische Erneuerbare-Energien-Projekt im Kraftwerksmaßstab und das erste Kraftwerk, das von privaten Eigentümern finanziert und verwaltet wird. Das Land spart dadurch viel Geld“, erklärt Robert Pacquement. Wenn das Kraftwerk in Betrieb genommen wird, werden sich die Kosten für die Stromerzeugung in Tschad halbieren.

Zu dem Projekt Djermaya Solar haben InfraCo Africa, Aldwych Africa Developments Limited, JCM Power und Smart Energies Risikokapital und Know-how beigesteuert. InfraCo Africa ist ein privates Unternehmen, das mit öffentlichen Mitteln des Vereinigten Königreichs, der Schweiz und der Niederlande unterstützt wird, und gehört zur Private Infrastructure Development Group. Es wird bis zu drei Millionen US-Dollar in das Projekt Djermaya Solar investieren. Über seine Entwicklungsgesellschaft Aldwych Africa stellt es die Ressourcen und das Know-how für die Entwicklung des bahnbrechenden Projekts bereit.

Das Projekt wird mit einem Zuschuss von 6,35 Millionen Euro aus dem Treuhandfonds für die Infrastrukturpartnerschaft EU-Afrika unterstützt.

Mit Partnerschaften mehr Mittel mobilisieren

Weltweit haben Staaten den Gürtel enger geschnallt – und Tschad ganz besonders. Den größten Nutzen bewirken öffentliche Mittel deshalb, wenn über multilaterale Entwicklungsbanken zusätzliche öffentliche oder private Gelder gewonnen werden. Diese Kombination von Zuschüssen der Gebergemeinde und Darlehen von multilateralen Entwicklungsbanken hat es ermöglicht, weltweit Investitionen zu mobilisieren, so auch in Afrika südlich der Sahara, wo der Treuhandfonds für die Infrastrukturpartnerschaft EU-Afrika aktiv ist.

Der Fonds wurde 2007 eingerichtet und hat ein Volumen von 813 Millionen Euro. Die Mittel wurden von der Europäischen Kommission und mehreren EU-Mitgliedstaaten bereitgestellt  und werden von der Europäischen Investitionsbank verwaltet, die auch das Sekretariat stellt.

„Im Vergleich zu den meisten anderen Fonds hebt sich der Treuhandfonds besonders dadurch hervor, dass jeder der 14 Geber einen Projektfinanzierer benennt. Einer von ihnen ist die Private Infrastructure Development Group. Auch die EIB gehört dazu – sie wurde von der Europäischen Kommission benannt. Als Projektfinanzierer kommen für den Fonds zum Beispiel Entwicklungsfinanzierungsinstitutionen, Banken, Behörden der Mitgliedstaaten oder öffentliche Einrichtungen mit Erfahrung in internationalen Entwicklungsprojekten in Frage. Unterstützt werden die Geber und Projektfinanzierer durch das Sekretariat“, so Katrin Riedel, die im Sekretariat des Fonds bei der EIB arbeitet.

Sie fügt hinzu: „Der Fonds ist ein gutes Beispiel für eine erfolgreiche Zusammenarbeit, da er mit verschiedenen Gebern und mehreren Finanzierungsinstituten kooperiert. Zwischen den Beteiligten findet ein reger Austausch statt.“

Gemeinsam können alle viel mehr erreichen als jeder für sich allein. Die Europäische Kommission und die EIB stellen verfügbare Mittel immer öfter über Kombinationsinstrumente und Treuhandfonds bereit. Sie arbeiten mit einzelnen Staaten und Gebern zusammen, um den Ärmsten und Schwächsten zu helfen. Manchmal ermöglichen es erst die Beiträge der Geber, dass ein Projekt durchgeführt werden kann und nachhaltig ist oder dass es eine maximale Wirkung entfaltet.

Projekte, die Leben verändern


In Djermaya hat der Fonds ein zinsloses Darlehen von 6,35 Millionen Euro bereitgestellt. Damit können der Bau einer Übertragungsleitung und andere Arbeiten finanziert werden, die für den Anschluss der Fotovoltaikanlage ans Netz notwendig sind.

„Ohne die Unterstützung des Fonds wäre das Projekt Djermaya Solar gar nicht möglich gewesen“, so Robert Pacquement.

Über die Hälfte aller Zuschüsse des Treuhandfonds für die Infrastrukturpartnerschaft EU-Afrika haben bereits zu konkreten Investitionen in Projekte mit einem Volumen von 7,8 Milliarden Euro geführt. Das ist das 18,5-Fache des Zuschussbetrags.

Die Mittel flossen unter anderem in die folgenden Projekte:

  • Seychelles East Africa Submarine Cable: Durch ein Seekabel konnte die Zahl der Internetnutzer auf den Seychellen in nur vier Jahren vervierfacht werden.
  • Port de Pointe Noire: Im Hafen Pointe-Noire in der kongolesischen Hauptstadt Brazzaville wurden die Umschlags- und Lagerkapazitäten erhöht. In der Folge wuchs der Frachtverkehr um 45 Prozent, und der Containerverkehr verdoppelte sich.
  • Green Energy Finance for Indian Ocean Region: Durch vergünstigte Mittel für einheimische Unternehmen werden rund 40 kleine Vorhaben im Privatsektor unterstützt, etwa in den Bereichen erneuerbare Energien, Energieeffizienz und saubere Produktion. Dadurch dürften rund 58 500 Tonnen CO2, 72 000 Tonnen Abfall und 57 000 Tonnen Chemiedünger eingespart werden.

Durch diese Projekte verbessern sich die Lebensbedingungen spürbar. Die Menschen erhalten Zugang zu nachhaltiger Energie und zu schnellem Internet, oder sie können dank besserer Verkehrsverbindungen leichter am Wirtschaftsleben teilnehmen.


Noch mehr Sonnenenergie

Das Projekt Djermaya Solar, für das im September 2016 ein Zuschuss aus dem Treuhandfonds genehmigt wurde, wird in zwei Phasen durchgeführt:

  • Zunächst werden 30 Megawatt installiert, die ab 2018/2019 in das nationale Stromnetz von Tschad eingespeist werden.
  • Anschließend werden weitere 30 Megawatt installiert, sodass sich die Gesamtleistung bereits ab 2020 auf 60 Megawatt belaufen wird.

Durch das bahnbrechende Projekt wird der Energiesektor liberalisiert, und unabhängige Stromerzeuger werden gestärkt. Außerdem werden private Investitionen mobilisiert und erneuerbare Energien in dem Land gefördert. Nicht zuletzt nimmt Tschad damit auch eine Vorbildfunktion für andere afrikanische Länder ein.

„Der Treuhandfonds für die Infrastrukturpartnerschaft EU-Afrika hat schon viele Vorhaben unterstützt, die ähnlich innovativ waren wie Djermaya Solar“, so Riedel. „Das Projekt ist ein großartiges Beispiel für eine erfolgreiche Zusammenarbeit.“ Während seines zehnjährigen Bestehens unterstützte der Fonds bereits mehr als 100 Zuschussoperationen aus Gebermitteln und förderte mehr als 80 Projekte von sieben verschiedenen Projektfinanzierern. Das Geschäftsmodell des Fonds hat sich damit klar bewährt. Noch klarer zeigt sich sein Erfolg an den hell erleuchteten Häusern in Tschad.