Der Reisanbau verursacht massive CO2-Emissionen. Ein mit Private Equity gefördertes indisches Unternehmen hat nachhaltige Sorten entwickelt, die weniger Wasser brauchen, klimaschonender sind und gleichzeitig mehr Erträge bringen

Der Monsun verändert sich. Eine Hiobsbotschaft für einen der wichtigsten Agrarrohstoffe in Indien: Reis. In Zentral- und Südindien hat es in den letzten Monaten zu viel geregnet – in den Bundesstaaten Kerala, Karnataka und Madhya Pradesh gab es Überschwemmungen. Im Osten und Nordosten dagegen, in Uttar Pradesh, Bihar oder Odisha, war es heiß und regnete zu wenig. Deshalb wird die Reisernte diese Saison um rund 6,77 Millionen Tonnen auf 104,99 Millionen Tonnen zurückgehen, schätzt das indische Landwirtschaftsministerium.

Neues Saatgut und verbesserte Anbaumethoden, wie sie SeedWorks in Hyderabad entwickelt, sind da eine gute Nachricht. „Viele Anbaupflanzen in Indien wurden durch die Hitzewellen dieses Jahr dezimiert“, berichtet Sundar Raja Vadlamani. Er ist bei SeedWorks für die Lieferkette zuständig. „Unser Unternehmen entwickelt Pflanzen mit Eigenschaften, die sie widerstandsfähiger gegen extreme Hitze machen und höhere Erträge bringen.“

Von Dürren, Überschwemmungen, Versalzung und extremen Temperaturen bedrängt, ist Reis ein Opfer des Klimawandels. Gleichzeitig ist die Reisproduktion selbst klimaschädlich: Sie verursacht rund 2,5 Prozent aller menschengemachten Treibhausgasemissionen, genauso viel wie die Luftfahrtindustrie. Dass die Kulturpflanze den Klimawandel so stark anfacht, liegt vor allem an der traditionellen Anbauweise. Die überfluteten Reisfelder sind ein idealer Nährboden für Bakterien, die Methan ausstoßen, ein potentes Treibhausgas. 

Die Reissorten von SeedWorks brauchen weniger Wasser, das in Indien immer knapper wird. Schon heute leiden 600 Millionen Menschen unter großer bis extremer Wasserarmut. Das Unternehmen bildet auch Bäuerinnen und Bauern in neuen Anbaumethoden aus. Das Ergebnis: eine nachhaltigere und klimafreundlichere Nutzpflanze.

SeedWorks schätzt die Wassereinsparungen auf 14 Milliarden Liter – dank weniger durstiger Reissorten, Schutzmaßnahmen wie Wasserzähler oder Regenwassergewinnung und der Schulung von Bauern, wie sie ihren Wasserverbrauch optimieren.

Das Unternehmen testet außerdem eine neue Anpflanzungsmethode für Reis. Dabei bringt eine eigens entwickelte Maschine den Reis direkt auf dem Feld aus anstatt ihn in der Pflanzschule heranzuziehen. Eine Innovation, die viel Wasser einspart.

Nachhaltiger Reis stärkt Landwirtinnen und Landwirte

Neben Reis entwickelt das Unternehmen auch Saatgut für Hybridsesam, -hirse, -senf und -tomaten. Die Hybridpflanzen werden durch die Kreuzung von zwei Sorten und nicht etwa durch genetische Veränderung gewonnen. Sie versprechen 30–40 Prozent höhere Erträge als herkömmliche Sorten.

Schätzungen des Unternehmens zufolge dürfte seine Zielgruppe ihr jährliches Einkommen damit vervierfachen. Außerdem stärkt SeedWorks die Teilhabe von Frauen.



Private Equity und nachhaltiger Reis

SeedWorks unterhält Forschungs- und Entwicklungslabors in Singapur und streckt seine Fühler in Richtung Philippinen aus.  Rückenstärkung für seine Entwicklungspläne kommt von einer Private-Equity-Firma mit Schwerpunkt Klimaschutz und ökologische Nachhaltigkeit: GEF Capital Partners mit Büros in Indien, Lateinamerika und den USA. Die EIB Global, der Geschäftsbereich Entwicklung der EIB, sagte 2022 40 Millionen US-Dollar für den jüngsten GEF-Fonds zu. 2018 hatte sie bereits über 25 Millionen US-Dollar in einen Vorgängerfonds investiert.

„GEF war ein Vorreiter im Climate-Impact-Investing“, weiß Raj Pai, Managing Partner für Südasien bei GEF. „Wir interessieren uns seit Anfang der 1990er für Themen wie erneuerbare Energien und eine sichere Wasser- und Lebensmittelversorgung in Indien, Südostasien und Lateinamerika.“ 

GEF überwacht neben der Rendite heute auch seine Wirkung auf die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung und beteiligt sich nur an Firmen, die sich an das Pariser Klimaschutzabkommen halten. Mit anderen Worten: Alle Investitionen müssen zu weniger Treibhausgasemissionen und zu einer klimaresilienten Entwicklung beitragen.

Der neue Fonds der Private-Equity-Gruppe hat sich der Initiative 2x Challenge angeschlossen. Die Initiative will 15 Milliarden US-Dollar für Unternehmen mobilisieren, die Frauen in Entwicklungsländern einen besseren Zugang zu Führungspositionen, hochwertigen Arbeitsplätzen und zu Produkten und Dienstleistungen verschaffen, die ihre wirtschaftliche Teilhabe stärken.

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© GEF

Raj Pai, managing partner for South Asia at GEF

„Die Folgen des Klimawandels treffen vulnerable Gruppen wie einkommensschwache Familien und Frauen besonders hart“, so Pai. „Alles, was wir gegen den Klimawandel tun, wirkt sich auch positiv auf diese Gruppen aus.“

Die Wirkung der EU-Bank

Für Fonds wie GEF holt die EIB Investoren ins Boot, die sonst einen Bogen um den Sektor machen würden.

„Die Beteiligung der EIB an solchen Fonds ist ein Signal für Investoren. Sie bringt den Privatsektor da rein, wo der Bedarf am dringendsten ist, wie Klimaschutz und ökologische Nachhaltigkeit“, erklärt Sissi Frank Pérez, Investment Officer im Private-Equity-Team bei der EIB Global.

„Besonders wichtig ist Private Equity in Schwellenländern. Nicht nur als Kapitalquelle, sondern auch als Know-how-Quelle. So können Unternehmen Best Practices in Sachen Umwelt, Soziales und Governance entwickeln und bei sich einführen und etablieren.“