Aarhus wird als erste dänische Stadt eine Stadtbahn bekommen, die mit weniger CO2-Emissionen für mehr Mobilität sorgen wird.
Der erste Abschnitt der Stadtbahn erstreckt sich über eine Länge von zwölf Kilometern und verläuft vor allem durch das Stadtzentrum – daher der Name „Urban Line“. Die am Hauptbahnhof Aarhus beginnende Stadtbahnlinie passiert wichtige Punkte der Stadt und mündet in eine bereits bestehende Strecke, die derzeit für den Stadtbahnbetrieb umgebaut wird, und zwar 70 Kilometer in nördlicher Richtung bis Grenaa und 30 Kilometer in südlicher Richtung bis Odder.
In der ersten Ausbauphase werden 32 vorhandene Haltestellen genutzt und 17 neue Haltestellen hinzugefügt. Außerdem wurden in der Nähe der größten Haltestellen Park-and-Ride-Plätze saniert. „Wir wollten die Haltestellen dort bauen, wo die meisten Menschen leben, sodass die Stadtbahn für die Bürger so komfortabel und zugänglich wie möglich ist“, sagt Claus Rehfeld Moshøj, Managing Director der Aarhus Letbane.
Um vorab eine Machbarkeitsstudie für die Stadtbahn durchführen zu können, erhielt die Stadt Aarhus Mittel aus ELENA, einem Programm für technische Hilfe, das Zuschüsse für die Finanzierung von Projektentwicklungskosten vergibt. Die gemeinsame Initiative der Europäischen Investitionsbank und der Europäischen Kommission unterstützt ausschließlich Projekte, bei denen es um Energieeffizienz oder städtische Mobilität geht. Jedes Jahr stehen rund 20 Millionen Euro für die Entwicklung von Projekten zur Verfügung.
Die Stadt Aarhus musste sich unbedingt den Herausforderungen ihres Bevölkerungswachstums stellen. „Aarhus ist eine sehr belebte Stadt. Sie wird immer voller und enger, nicht zuletzt auch wegen der vielen Pendler, die jeden Tag aus dem Umland zum Arbeiten in die Stadt drängen. Wie die meisten Städte kämpft daher auch Aarhus mit Verkehrsüberlastung, Platzmangel und Verschmutzung. Deshalb musste die Mobilität in der Stadt verbessert werden“, so Claus Klitholm, ein Experte für städtische Mobilität, der für ELENA arbeitet. „Dank ELENA konnte Aarhus Letbane fast 40,5 Millionen Euro an Kosten sparen. Außerdem konnte Aarhus Letbane mithilfe der ELENA-Mittel den Umbau und die Elektrifizierung der bestehenden Bahnstrecken besser planen. Dies ist eine sehr komplexe Aufgabe, mit der man in Dänemark noch wenig Erfahrung hat“, fügt er hinzu.
Aarhus erhielt knapp zwei Millionen Euro für technische Studien, um den energieeffizientesten Antrieb der Stadtbahn zu bestimmen. Durch den Zuschuss konnte nicht nur das Stadtbahnnetz so nachhaltig wie möglich gestaltet, sondern auch sein Bau beschleunigt werden. Die Stadtbahn ist besonders wichtig, um das Verkehrsproblem der Stadt zu lösen und sie bei ihrem Wachstum zu unterstützen. Eines der wichtigsten Ziele des Projekts besteht in jedem Fall darin, die Verkehrsüberlastung in Stadtvierteln mit einem starken Bevölkerungswachstum zu reduzieren. Sobald die neue Stadtbahn in Betrieb genommen wird, soll sie täglich 39 000 Fahrgäste mit bis zu 100 km/h befördern.
Zudem ist die Stadtbahn viel umweltfreundlicher als der Straßenverkehr. Die elektrisch betriebene Stadtbahn verbraucht weniger Strom, erzeugt weniger Lärm und reduziert die Luftverschmutzung. ELENA stellte die Mittel für Studien bereit, um den energieeffizientesten Antrieb für die Bahn zu bestimmen. Durch das Aarhus-Projekt dürften jährlich 47 Gigawatt Strom und 7 300 Tonnen CO2 eingespart werden.
Die neue Stadtbahn wird mit Strom aus dem dänischen Stromnetz angetrieben, das 39 Prozent seines Stroms aus Windkraftanlagen bezieht. Durch die Stadtbahn kommt die Stadt Aarhus ihrem Ziel, bis spätestens 2030 CO2-neutral zu werden, ein großes Stück näher.
Die Züge fahren rund 19 Stunden pro Tag. Nachts werden sie in einer Garage geparkt, die sie vor schlechten Witterungsbedingungen schützt. So können sie im Winter schneller beheizt werden und sind im Sommer vor Überhitzung sicher. „Um die Stadtbahn so nachhaltig und umweltfreundlich wie möglich zu gestalten, haben wir ein Garagendach gebaut, auf dem sich das Regenwasser sammelt. Dieses wird dann zum Waschen der Züge verwendet“, erzählt Managing Director Rehfeld Moshøj.
Das Stadtbahnkonzept: ein gigantisches Ausmaß
Eine Stadtbahn kann auf zwei Arten betrieben werden: entweder als Straßenbahn für die Innenstadt oder als Pendlerzug auf dem bestehenden Eisenbahnnetz. Sie muss auf den Rillenschienen des Straßenbahnnetzes fahren können, aber auch korrekt Weichen und Kreuzungen passieren sowie auf den Radlenkerschienen des Eisenbahnnetzes verkehren können.
Zwischen der Universität Aarhus und der Universitätsklinik Aarhus in Nørrebrogade wurden zwei neue Tunnel gebaut, und die beiden Straßen Randersvej und Nørrebrogade wurden verengt, um Platz für die neuen zweigleisigen Stadtbahnstrecken zu schaffen. Im Rahmen des Projekts wurden außerdem acht Brücken auf der neuen Strecke sowie eine 347 Meter lange und 17 Meter breite Brücke – die größte Brücke, die im Rahmen des Projekts entstand – über die Egådalen gebaut.
„Eine große Herausforderung bestand darin, ein Gleichgewicht zwischen der Stadtbahn, der dichten städtischen Infrastruktur und anderen Verkehrsmitteln in der Stadt zu finden und die Stadtbahn in die begrenzten städtischen Flächen und engen Straßen zu integrieren“, so Rehfeld Moshøj.
Ein wahrhaft europäisches Projekt
Für die Projektdurchführung wurde im August 2012 eine Zweckgesellschaft mit dem Namen Aarhus Letbane gegründet, die sich im Eigentum der Stadt Aarhus (47,2 Prozent), des dänischen Staates (47 Prozent) und der Region Midtjylland (5,8 Prozent) befindet. Aarhus Letbane unterzeichnete einen Vertrag über 292 Millionen Euro mit Stadler Rail und Ansaldo STS, einem deutsch-italienischen Konsortium, das für die Ausbauphase 1 zuständig ist. Stadler Pankow lieferte die Variobahnen, Stadler Altenrhein die Tangobahnen.
In weniger als vier Jahren wurden 19 Bauaufträge vergeben, die alle Arbeiten – von den Brücken bis hin zu den Gleisfundamenten – abdeckten und vor allem an dänische Unternehmen gingen.