Die neue U-Bahn in Lucknow wird verändern, wie sich Millionen Menschen in der indischen Megastadt fortbewegen – und wie sie atmen.
„Die U-Bahn wird ein Segen für viele Menschen sein, vor allem für die Armen. Wir sparen Geld, Kraftstoff und viel Zeit“, sagt Jai Krishan Pandey, ein junger Elektronik-Student der technischen Hochschule Lucknow Polytechnic und einer der drei Millionen Einwohner von Lucknow, Hauptstadt von Uttar Pradesh. Im bevölkerungsreichsten Bundesstaat Indiens leben mehr als 200 Millionen Menschen. Wäre Uttar Pradesh ein Land, dann wäre es – gemessen an der Einwohnerzahl – das fünftgrößte der Welt.
Wie die meisten Einwohner von Lucknow verbringt Jai Krishan viel Zeit im Verkehr. Wenn die U-Bahn fertig ist, kann Jai direkt vor seiner Fakultät aussteigen. Er wird dann viel schneller – und umweltfreundlicher – unterwegs sein. Lucknow ist damit bald eine von acht indischen Städten mit einem U-Bahn-Netz.
Anfänge einer nachhaltigen Stadtentwicklung
„Indien hat ein Problem mit dem rasanten Tempo der Verstädterung“, so Dónal Cannon, der gerade in Neu-Delhi angekommen ist und das Außenbüro der Europäischen Investitionsbank für Südasien leiten wird. Cannon ist einer von einer Million Menschen, die voraussichtlich dieses Jahr in die indische Hauptstadt ziehen.
„Die rasche Verstädterung bringt die Wasser-, Abwasser- und vor allem die Verkehrsstruktur an ihre Grenzen“, erklärt er. „Ohne Massenverkehrsmittel ist eine nachhaltige Stadtentwicklung einfach nicht machbar.“
Genau deshalb wird in Lucknow eine U-Bahn gebaut. Durch sie soll der Anteil des öffentlichen Verkehrs in der Stadt bis 2030 von derzeit 10 Prozent auf 27 Prozent steigen. Mit einem Darlehen von 450 Millionen Euro – ihrem bisher höchsten in Indien – beteiligt sich die EIB am Bau der ersten 23 Kilometer des Streckennetzes sowie an der Beschaffung von etwa 80 U-Bahnen.
Rund 64 Prozent der Luftschadstoffe in Lucknow sind verkehrsbedingt. Für Ingenieur Piers Vickers, der das Projekt für die EIB begleitet, wird die U-Bahn das Leben in Lucknow von Grund auf verändern: „Bisher hat die Stadt kein ausgebautes Nahverkehrssystem. Es gibt zwar ein paar Buslinien, aber im Wesentlichen benutzen die Menschen motorisierte Dreiräder wie Tuk-Tuks, sie fahren Motorrad oder Fahrrad, oder sie gehen zu Fuß. Wir hoffen, dass die U-Bahn schon nach kurzer Zeit enorme Verbesserungen bewirken wird. Weniger Verkehrsstaus dürften die Luftqualität in der Stadt verbessern.“
Die U-Bahn-Linie mit 22 Stationen verläuft vom Flughafen im Süden der Stadt durch dicht bewohnte Gebiete zum Stadtzentrum und bis nach Norden. Die Bahnen werden im Vier-Minuten-Takt fahren und jeweils eine Beförderungskapazität von 1 100 Fahrgästen haben.
„Ein energieeffizientes, komfortables und sicheres Verkehrsmittel war dringend notwendig“, meint Kumar Keshav, Chairman der U-Bahn-Gesellschaft in Lucknow. „Meinem Gefühl nach wird die U-Bahn nicht nur die Art und Weise der Fortbewegung, sondern das Verhalten der Menschen insgesamt verändern. Sind die Leute mit ihrem eigenen Fahrzeug unterwegs, fühlen sie sich gestresst. Staus und Unfälle sind an der Tagesordnung. In einer modernen klimatisierten Bahn kommen sie schneller und entspannter an“, erklärt er.
Was hat Europa damit zu tun?
Warum finanziert die Bank der EU solche Projekte – Tausende Kilometer von Europa entfernt? „Luftverschmutzung ist ein weltweites Problem“, so EIB-Vizepräsident Andrew McDowell. „Maßnahmen nur in Europa können das Problem niemals lösen. Um den Klimawandel zu bekämpfen – eines der wichtigsten Ziele der EU-Bank –, müssen die Emissionen weltweit verringert werden.“
Die U-Bahn in Lucknow ist ein Vorzeigeprojekt für das Klimaschutz-Engagement der EIB außerhalb der EU. Wir wollen unsere Klimafinanzierungen in Drittländern bis 2020 auf 35 Prozent unseres gesamten Finanzierungsvolumens erhöhen. In den kommenden vier Jahren werden wir weltweit rund 100 Milliarden Euro für Klimaprojekte bereitstellen.
In Bildern: U-Bahn in Lucknow – die Zukunft hat begonnen
Sunita Lukkhoo, EIB-Kreditreferentin für das U-Bahn-Projekt in Lucknow, untersucht, wie sich das Leben der Einwohner der Stadt verändern wird. „Das U-Bahn-Projekt in Lucknow ist ein Zeichen für die immer engere Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Union und Indien bei Themen von weltweitem Interesse. Als Mitarbeiterin der EIB bin ich stolz auf die Rolle der Bank beim Ausbau dieser Partnerschaft“, erklärt Sunita Lukkhoo.