Für den Bürgermeister einer Stadt, die mit wiederkehrenden Überschwemmungen, einer sinkenden Einwohnerzahl und veralteter Infrastruktur zu kämpfen hat, ist es nicht leicht, eine Lösung zu finden. Doch Lissabons Bürgermeister Fernando Medina hat es geschafft. Er hat die Chance genutzt, um seine Stadt für das 21. Jahrhundert neu zu erfinden. Und er wusste auch, woher er die Mittel dafür bekommt.
Seit den 1960er Jahren sinkt Lissabons Einwohnerzahl. Grund sind die wiederkehrenden Überschwemmungen und eine veraltete Infrastruktur. Die Menschen ziehen aus der Stadt weg und suchen anderswo nach besseren Lebens- und Arbeitsbedingungen. Es war zweifellos an der Zeit, die Stadt zu sanieren. Doch Lissabons Bürgermeister Fernando Medina hatte eine Vision. Die vielen Probleme mit Salamitaktik zu lösen, liegt ihm nicht. Er will seine Stadt für die Menschen von Grund auf lebenswerter machen, sagt er. Medina ist überzeugt davon, dass Lissabon wieder attraktive Lebens- und Arbeitsbedingungen bieten kann. Nachdem die Zahl der Touristen in letzter Zeit gestiegen ist, soll seine Stadt nun noch mehr Besucher anziehen.
Basierend auf Medinas ursprünglicher Vision soll Lissabon durch die Stadterneuerungsstrategie alles bekommen, was eine dynamische Hauptstadt des 21. Jahrhunderts ausmacht. Dazu sind Verbesserungen in mehreren Bereichen notwendig:
- Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels
- Sicherung der langfristigen Wettbewerbsfähigkeit durch eine Infrastruktur, die Unternehmergeist, Innovation und digitale Wirtschaft fördert
- Beschäftigung
- Tourismus
- Sozialer Wohnungsbau
- Gesundheitswesen
- Schulen
- Innovative Lösungen für städtische Mobilität und Parkplätze
- Kultureinrichtungen
- Katastrophenschutz
- Grünzonen
Im Programm wird auch besonderes Augenmerk auf soziale Inklusion gelegt, um Migranten und sozial schwächeren Einheimischen zu helfen. Das ist ein wichtiger Grund, warum die Europäische Investitionsbank ein Darlehen von 250 Millionen Euro mit einer Laufzeit von 30 Jahren bereitgestellt hat.
Aber es ist nicht der einzige Grund. Nach der Finanzkrise konnten die portugiesischen Banken keine Kredite mit ausreichend langer Laufzeit für große Infrastrukturvorhaben vergeben. Aufgrund dieser Marktlücke bei langfristigen Krediten konnte die EIB eigene Mittel mit der Haushaltsgarantie der EU im Rahmen des Europäischen Fonds für strategische Investitionen (EFSI) kombinieren, der Teil des Investitionsplans für Europa ist. Damit wurde Lissabon die erste Stadt in der EU, die direkte Unterstützung durch den Investitionsplan erhielt.
Klimaschutz zuerst
Der Klimaschutz steht im Mittelpunkt des Stadterneuerungsprogramms. Einige Stadtviertel von Lissabon – darunter auch das historische Stadtzentrum – stehen regelmäßig unter Wasser. 2014 gab es in Lissabon innerhalb weniger Wochen zweimal Hochwasseralarm – für die Stadt ein klares Signal, sich entsprechend anzupassen. Die EIB beteiligt sich an der Finanzierung eines Projekts für die Sanierung des Abwassersystems und den Bau zweier neuer Entwässerungstunnel. In Zukunft dürften die starken Unwetter, die für Lissabon inzwischen zur Normalität geworden sind, nicht mehr zu schweren Überschwemmungen führen. Denn die neuen Tunnel leiten überschüssiges Wasser bereits aus den oberen Abschnitten des Entwässerungssystems ab.
Nachdem die Einwohnerzahl von Lissabon von rund 800 000 in den 1960er Jahren inzwischen auf 513 000 geschrumpft ist, setzt die Stadtverwaltung nun alles daran, diesen Abwanderungstrend umzukehren. Im Rahmen des Stadterneuerungsprogramms, das die EIB mitfinanziert, werden Sozialwohnungen saniert und neue Wohnungen gebaut. Dabei wird gezielt auf Energieeffizienz geachtet, was wiederum zum Klimaschutz beiträgt.
Fernando Medina will seine Stadt für die Menschen von Grund auf lebenswerter machen. Die Veränderungen, die er auf den Weg bringt, werden künftigen Generationen von Einwohnern und Besuchern Lissabons zugutekommen.