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Anton Wass ist seit seiner Kindheit Motorrad-Fan: In seiner Heimatstadt nahe Stockholm fuhr nämlich ein Nachbar ein Motocross-Rad. Schon mit 16 hatte Wass einen E-Commerce-Shop für Motorrad-Ersatzteile mitgegründet, der später zu einem weltweiten Marktführer wurde. Aber ein Traum ließ ihn trotz dieses Erfolgs nicht los: Er wollte ein ganz neuartiges Motorrad entwickeln.

Anton Wass Stark Future

„Ich habe jahrelang davon geträumt, ein E-Motorrad zu bauen, das besser ist als die besten Räder mit Verbrennermotor“, erinnert er sich.

Also gründete er 2019 Stark Future. Das Unternehmen aus Barcelona stellt elektrische Geländemotorräder her und will damit den ganzen Sektor in eine neue Richtung lenken. 2021 präsentierte es das Stark VARG (schwedisch: „Starker Wolf“), das stärkste Offroad-Motorrad der Welt.

„Das hat eingeschlagen wie eine Bombe“, grinst Wass. „Ich glaube, so erfolgreich hat bisher kein anderer Motorradhersteller ein Motorrad auf den Markt gebracht.“

Das Unternehmen will seinen innovativen Weg weiter gehen und Motorräder mit noch besserer Technik bauen. Deshalb fördert die EIB Stark Future mit einem im September 2024 unterzeichneten Kredit über 40 Millionen Euro.

„Wir wollen die Motorradindustrie zu mehr Nachhaltigkeit inspirieren, und wir inspirieren unsere Kunden mit besseren Produkten“, sagt Wass.

Kuppeln wird überflüssig

Das E Dirt Bike von Stark Future ist ein ingenieurtechnisches Meisterstück mit speziell entwickelten Bauteilen und einer innovativen Elektronik. Wass und sein Team haben das Motocross-Rad im Grunde ganz neu erfunden.

„Motocross-Räder sind besonders schwierig zu bauen, weil die Anforderungen einfach so extrem sind“, sagt Wass. „Die Räder müssen außerordentlich belastbar und solide sein, dazu perfekt ausbalanciert und leicht und für ihr Gewicht sehr stark motorisiert – und all das muss perfekt zusammenpassen.“

Und bei einem E-Motorrad wird das alles noch viel komplizierter. Denn dann kommen Bauteile wie die Batterie und die Stromversorgung ins Spiel, die sich wesentlich auf das Gewicht, die Balance und die Gesamtleistung des Motorrads auswirken.

„Die Motorräder haben keinen Tank, keine Gangschaltung, keine Kupplung und kein Abgassystem mehr“, erklärt Wass. „Dadurch ändert sich die gesamte Konstruktion des Chassis. Aber man muss nur offen bleiben, und dann ergeben sich daraus auch neue Möglichkeiten.“

custom-preview

Das Endprodukt ist wahrlich beeindruckend. Stark Future hat das größte Leistungsgewicht entwickelt, das es für ein Motocross-Rad überhaupt gibt. Die 6,5-kWh-Batterie treibt einen in einer maßgefertigten Karbonfasermanschette sitzenden Motor an und schafft bis zu 80 PS – 30 Prozent mehr als ein vergleichbares 450-cm3-Motocross-Rad mit einem Benzinmotor. Damit kann man bis zu sechs Stunden lang durch technisches Gelände fahren oder ein komplettes Motocross-Rennen bestreiten. Und die Ladezeit beträgt lediglich zwei Stunden.

Außerdem kann der Fahrer die Leistung manuell im Bereich zwischen 10 und 80 PS einstellen. Anfänger können also die Leistung zu Beginn reduzieren.



Revolutionäre Produkte

Stark Future will seine Technologie und seine Motorräder weiter verbessern.

„Wir wollen sowohl in der Forschung und Entwicklung als auch bei der Produktion innovativ bleiben“, sagt Wass, „und dann wollen wir auch Motorräder für den normalen Straßenverkehr bauen.“

Mit dem Geld der EIB will das Unternehmen neue E-Motorrad-Plattformen entwickeln und seine Fertigungskapazitäten ausbauen. Der Kredit wird im Rahmen von InvestEU vergeben. Dieses Flaggschiff-Programm der EU soll bis 2027 zusätzliche öffentliche und private Investitionen von mehr als 372 Milliarden Euro für EU-Ziele mobilisieren.

„Die Förderung von Start-ups trägt entscheidend dazu bei, einen wettbewerbsfähigen Markt zu schaffen und Know-How in der EU zu halten“, so Joanna Lisboa Tiago, Kreditreferentin bei der EU, die an der Finanzierung mitgearbeitet hat. „Ohne finanzielle Unterstützung schrumpft der Wagniskapitalmarkt – weniger Investoren werden aktiv, und die Risikobereitschaft sinkt. Diese Lücke wollen wir schließen.“

Spaniens Wirtschaft profitiert

Stark Future kurbelt auch die lokale Wirtschaft an.

Katalonien gehört zu den wichtigsten Forschungs-, Entwicklungs- und Produktionszentren im europäischen Automobilbau.
Stark Future

„Stark Future wird die lokale Wirtschaft in Spanien deutlich ankurbeln, vor allem rund um den Sitz des Unternehmens in Sant Boi de Llobregat“, sagt Matteo Fusari, Senior Engineer und Principal Advisor bei der EIB. „Wenn Stark Future seine Produktionskapazitäten ausbaut, schafft der Kredit Arbeitsplätze für Fachkräfte und steigert das Wirtschaftswachstum in der Region.“



Gehört dem E-Motorrad die Zukunft?

Für Wass gibt es keinen Zweifel, dass dem E-Motorrad die Zukunft gehört. Und das kann er auch gut begründen.

„E-Motorräder bieten eine größere Leistung [als Motorräder mit Verbrennermotor], sind verlässlicher, brauchen weniger Wartung und sind im Betrieb nicht so kostspielig“, sagt er. „Sie lassen sich leichter und mit mehr Fahrspaß fahren. Sie sind einfach in jeder Hinsicht besser.“

Die VARG-Batterie soll bis zu zehn Mal so lange halten wie ein 450-cm3-Verbrennermotor.
Stark Future

Außerdem sind E-Motorräder umweltfreundlicher.

Sie stoßen keinerlei Abgase aus, können also im Vergleich zu Motorrädern mit Verbrennermotor für weniger Treibhausgasemissionen sorgen. Außerdem sind sie energieeffizienter und leiser im Betrieb, was die Lärmbelastung verringert.

„Wir haben dieses Unternehmen gegründet, weil wir nicht wollen, dass unsere Kundinnen und Kunden für Nachhaltigkeit Kompromisse eingehen müssen“, sagt Wass. „Das mögen die Leute nämlich nicht.“