In Mittel-, Ost- und Südosteuropa entwickelt sich die Investitionstätigkeit positiv, allerdings müssen Unternehmen mehr in Maschinen und Ausrüstung, die dem aktuellen Stand der Technik entsprechen, sowie in Forschung und Entwicklung investieren. Das war das Ergebnis der Umfrage der EIB-Gruppe zur Investitionstätigkeit und Investitionsfinanzierung (EIBIS), die am 26. Mai 2017 auf dem GLOBSEC 2017 Bratislava Forum veröffentlicht wurde. Die Präsentation dieser einzigartigen, EU-weiten jährlichen Umfrage, an der mehr als 12 000 Unternehmen teilgenommen haben, konzentrierte sich auf das Investitionsumfeld in Mittel-, Ost- und Südosteuropa.
EIB-Vizepräsident Vazil Hudák erklärte: „Die EIB-Umfrage zur Investitionstätigkeit zeigt, dass sich der Investitionsausblick in Mittel-, Ost- und Südosteuropa in den letzten Jahren verbessert hat. Einerseits können wir feststellen, dass allgemeine Unsicherheitsfaktoren, der Fachkräftemangel und die Regulierung der Wirtschaft/Arbeitsmärkte wichtige Investitionshemmnisse in dieser Region darstellen. Die Region würde von einer höheren „Qualität“ des Maschinenparks und von mehr Förderung für FuE profitieren. Die Ergebnisse der Umfrage werden der Bank der EU dabei helfen, ihren Beitrag zu einer politischen Antwort zu leisten, die dem Bedarf der Unternehmen entspricht, und so Investitionen fördert.“
Die Umfrageergebnisse zeigen, dass der Anteil der Unternehmen in der Region, die 2015 investiert haben, zwar unter dem EU-Durchschnitt lag, die Investitionstätigkeit von Unternehmen jedoch in Slowenien, in der Tschechischen Republik und in Kroatien besonders stark war, und über dem EU-Durchschnitt lag oder diesem entsprach. Der Ausblick war allgemein positiv, da in nahezu allen Ländern der Region mehr Firmen ihre Investitionspläne im Jahr 2016 ausgeweitet, als Firmen diese eingeschränkt haben.
Die Umfrage zeigt auch, dass der Investitionsausblick in Mittel-, Ost- und Südosteuropa im Geschäftsjahr 2016 verhalten optimistisch war. Insgesamt erwarteten in Einklang mit dem EU-Durchschnitt mehr Firmen eine Ausweitung als eine Abnahme der Investitionen. Die stärksten Investitionserwartungen gab es in Kroatien, Ungarn, Polen und der Slowakei, während in Litauen, Estland und Lettland die schwächste Investitionstätigkeit erwartet wurde. Das steht in Einklang mit dem etwas schwächeren Wachstum in den baltischen Ländern in den vergangenen Jahren, einer starken Binnennachfrage in den mittel- und osteuropäischen Ländern und einer Erholung von einer lang anhaltenden und tiefen Rezession in Kroatien.
Im Vergleich zur gesamten EU investieren Unternehmen in Mittel-, Ost- und Südosteuropa relativ gesehen mehr in Sachanlagen (d. h. Maschinen, Ausrüstung, Grundstücke, Gebäude usw.) und liegen bei FuE-Investitionen zurück. Das könnte sich negativ auf die Anstrengungen der Unternehmen auswirken, mittelfristig zu einer Produktion mit höherer Wertschöpfung überzugehen, insbesondere da die Region Mittel-, Ost- und Südosteuropa mit Blick auf die Produktivität hinter der Gesamt-EU zurückbleibt.
Der Schwerpunkt der Unternehmen für die kommenden drei Jahre liegt auf Ersatzinvestitionen, und zwar vor allem in Unternehmen in Ungarn und Estland. In Polen, der Tschechischen Republik und in der Slowakei ist der Anteil der Unternehmen am höchsten, die in neue Produkte und Dienstleistungen investieren wollen. Relativ gesehen sind Pläne zur Kapazitätserweiterung häufiger bei Firmen in Kroatien (38 Prozent der Unternehmen), Rumänien (33 Prozent) und der Slowakei (30 Prozent). Dies steht in Einklang mit der starken Binnennachfrage in der Slowakei und zu geringen Investitionen während der oben erwähnten Rezession in Kroatien.
Die Ergebnisse zeigen, dass Investitionslücken nicht nur von einem unzureichenden Kapitalstock herrühren, sondern auch von einem Mangel an modernen Maschinen und moderner Ausrüstung und energieeffizienten Produktionsstätten. Außerdem behindert das politische und regulatorische Umfeld die Vitalität der Region. Auch die Verfügbarkeit von Arbeitskräften mit den richtigen Qualifikationen ist ein großes Problem. Gegenüber dem EU-Durchschnitt hat ein höherer Anteil von Unternehmen weiterhin Schwierigkeiten, Außenfinanzierungen zu erhalten. Dabei sind die Besicherungsanforderungen und die Finanzierungskosten die größte Quelle der Unzufriedenheit mit Außenfinanzierungen.
Die Umfrage 2016 wurde von Juli bis November durchgeführt. Die Ergebnisse werden nach Wertschöpfung (dem Beitrag der Unternehmen zur Wirtschaft) gewichtet. In den EU-Mitgliedstaaten in Mittel-, Ost- und Südosteuropa nahmen 4 881 Unternehmen aus elf Ländern an der Umfrage teil.