Anton Chornyi wollte schon immer etwas mit Pädagogik machen. Nicht einmal von Russlands Krieg gegen die Ukraine lässt er sich davon abhalten.
„In jeder Krise stecken Chancen“, sagt Chornyi, der es 2021 auf die Forbes-Liste der erfolgreichsten unter 30-Jährigen aus der Ukraine schaffte. „Bildung ist wichtig. In jeder Gesellschaft. Der Krieg darf uns da nicht ausbremsen.“
Chornyi ist Geschäftsführer von GoIT, einer ukrainischen Firma, die weltweit Online-Technologiekurse anbietet. Er kam 2017 als Client Happiness Manager ins Unternehmen und wollte einen Job mit flacher Hierarchie und wenig Bürokratie. GoIT passte genau. Hier konnte Chornyi kreativ arbeiten und Kursteilnehmenden helfen, sich das Rüstzeug für eine erfolgreiche Jobsuche zuzulegen.
„Irgendwann bot ich den Leuten kostenlose Teamprojekte an, damit sie üben konnten“, erklärt er. „Mit dieser praktischen Erfahrung fanden mehr von ihnen einen Arbeitsplatz. Das schaffte Vertrauen in GoIT und war der Grundstein für meinen Erfolg.“
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Mehr Erfolg bei der Jobsuche
Der ukrainische Unternehmer Roman Korytskyy gründete 2014 GoIT mit dem Ziel, IT-Kurse zu vereinfachen und Arbeitssuchenden zu helfen, schneller einen Job im Technologiebereich zu finden. Seine Zielgruppe: Menschen, die sich beruflich verändern wollen, aber kaum oder gar keine IT-Kenntnisse haben.
2023 investierte die ukrainische Private-Equity-Firma Horizon Capital in GoIT, um dem Unternehmen bei der internationalen Expansion unter die Arme zu greifen. Horizon unterstützt innovative ukrainische Firmen dabei, mehr Produkte und Dienstleistungen zu exportieren. Das ist wichtig für die ukrainische Wirtschaft. Denn seit dem russischen Einmarsch ist es viel schwieriger geworden, im Inland im Geschäft zu bleiben.
Horizon hilft den Unternehmen, ihre Rendite zu steigern und die Region voranzubringen. Damit die Private-Equity-Firma noch mehr investieren kann, stellte die Europäische Investitionsbank (EIB) ihr 2023 über den EU für die Ukraine-Fonds 25 Millionen Euro bereit. Der von der EIB eingerichtete Fonds trägt dazu bei, den dringendsten Bedarf im Land zu decken und die Wirtschaft am Laufen zu halten.
„Wir unterstützen den Privatsektor, helfen Technologieunternehmen bei der Expansion und ermöglichen damit hochwertige Arbeitsplätze. Das alles ist wichtig, damit die Ukraine wettbewerbsfähig bleibt und die Wirtschaft vorankommt“, erklärt EIB-Kreditreferent Iliya Mihov.
Mit dem Geld von Horizon kann GoIT international expandieren, sein Kursangebot ausweiten und die Online-Lernplattform verbessern. Künftig will das Unternehmen auch Bachelor-Abschlüsse und Grundschulkurse anbieten.
„Horizon ist mehr als ein Finanzinvestor“, erklärt Tofan Vasile, Senior Partner bei Horizon. „Wir helfen den Firmen auch, ihren Betrieb zu führen – dabei geht es um Dinge wie Teamaufbau, Strategie, Geschäftsentwicklung und Krisenmanagement. Und wir bieten ihnen die Unterstützung unseres Netzwerks an. Das ist wirklich etwas Besonderes und zahlt sich langfristig aus.“
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Mehr als Programmieren
Das Lernmodell von GoIT basiert auf der 70-20-10-Regel: 70 Prozent Praxis, 20 Prozent Feedback und Interaktion und 10 Prozent Theorie. In den Kursen geht es nicht nur ums Programmieren. Schwerpunkte sind auch Soft Skills, Sprachkenntnisse und berufliche Kompetenzen, mit denen sich die Teilnehmenden später im Vorstellungsgespräch sicherer fühlen und besser abschneiden. Die Kurse sind ein Rundum-Paket:
- Tutorinnen und Tutoren halten Live-Vorlesungen und geben praktischen Unterricht.
- Beim Mentoring erhalten die Teilnehmenden Feedback zu ihren Hausaufgaben, Berufsberatung und weitere Unterstützung. Dabei setzt GoIT auch auf künstliche Intelligenz.
- Der Client Happiness Manager begleitet die Teilnehmenden bei den Kursen und nach ihrem Abschluss.
GoIT bietet im Wesentlichen zwei Programme an:
- Mit GoITeens entwickeln jüngere Menschen MINT-Kompetenzen wie Problemlösung und kritisches Denken.
- Neoversity ist ein Masterstudiengang in Technologie, der mit einem international anerkannten Diplom der globalen Online-Universität Woolf University abschließt.
GoIT erhielt eine Auszeichnung vom ukrainischen Ministerium für digitale Transformation, weil die Kursteilnehmenden bei der Jobsuche im Technologiebereich so erfolgreich waren.
Sicheres Arbeiten auch im Krieg
Nach dem russischen Einmarsch 2022 hätte es GoIT wie vielen anderen Unternehmen in der Ukraine gehen können, die ins Schlingern gerieten. Doch GoIT hatte schon in der Pandemie komplett auf Online-Kurse umgestellt. Dadurch konnte das Team seinen Kundenkreis auch nach Kriegsausbruch weiter betreuen – selbst bei Stromausfällen und Luftangriffen.
Dass GoIT wächst und floriert, kommt nicht nur der Ukraine, sondern auch Europa und anderen Regionen zugute. GoIT bietet seine Kurse in der jeweiligen Landessprache an. Mit dem Beratungsangebot verbessert es die Jobchancen von Menschen in verschiedenen Ländern – neben der Ukraine auch in Polen, Rumänien, Mexiko, Kolumbien und den Philippinen. Trotz des Krieges konnte es seinen Jahresumsatz 2022 um das 2,5-Fache steigern.
GoIT-Chef Chornyi ermutigt ukrainische Unternehmerinnen und Unternehmer, auch in den dunkelsten Zeiten an sich selbst und ihre Ideen zu glauben.
Er ist überzeugt: „Wer wirklich an sein Produkt glaubt und nicht aufgibt, kann es schaffen.“
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