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Rasha Mohamed erinnert sich noch gut an die Warnungen ihrer Freundinnen und ihrer Familie: Sich selbstständig machen? In diesen schwierigen Zeiten? Doch Mohamed hatte lange auf dieses Ziel hingearbeitet. Und so zögerte sie nicht, als ihr Kredit da war.

„Viele Leute in Ägypten wollen es genauso machen“, meint sie stolz. Mit einem Kredit von 100 000 ägyptischen Pfund (3 000 Euro) eröffnete sie 2022 rund 40 Kilometer westlich von Kairos Zentrum ein Kleidergeschäft. Dort verkauft sie moderne Kleider, Kinderbekleidung und Abayas, die langen traditionellen Überkleider, die ägyptische Frauen außer Haus tragen. „Die Menschen warten geradezu auf so eine Unterstützung. Denn ohne finanzielle Hilfe kann man Projekte wie meines nicht durchziehen, vor allem nicht in schwierigen Zeiten.“

Ägypten ist eines der ältesten Länder der Welt und eine der größten und vielfältigsten Volkswirtschaften in Afrika und dem Nahen Osten. Kleine und mittlere Unternehmen stellen hier fast 75 Prozent aller Arbeitsplätze. Hat das Land wirtschaftliche Probleme, ist die Existenz vieler Menschen bedroht. 2023 kämpfte Ägypten mit steigenden Schulden, Inflation und Währungsverfall. Seine Antwort darauf: mehr Hilfe für kleine Betriebe. Auf eine Million neue Existenzgründerinnen und -gründer will man in diesem Jahrzehnt kommen – durch Ausbildung und finanzielle Beratung für junge Menschen. Diese Hilfe ist auch dringend nötig, weil viele Menschen während der Pandemie ihre Stelle verloren.

Ohne finanzielle Hilfe kann man solche Projekte nicht durchziehen, vor allem nicht in schwierigen Zeiten.
Rasha Mohamed

Das Land der Kleopatra, des Tutanchamun und der Großen Pyramide steht vor allen Herausforderungen eines großen Entwicklungslandes – von fehlenden Arbeitsplätzen für eine wachsende junge Bevölkerung bis zu Umweltverschmutzung und den Folgen des Klimawandels. Mit Investitionen in kleine Unternehmen hält Ägypten dagegen. Und mit großen Infrastrukturprojekten: für eine bessere Wasserversorgung, Abwasserentsorgung, Bewässerung und Landwirtschaft und für weniger Emissionen durch veraltete Fabriken und Verkehrsnetze.

Die EIB hat diese Projekte seit 1979 mit über 15 Milliarden Euro gefördert, meist flankiert von EU-Zuschüssen oder -Garantien. Im Oktober 2023 wurde das Kairoer Büro der EU-Bank zum Regionalzentrum aufgewertet, zuständig für Nordafrika und den Nahen Osten. Es ist eine wichtige Drehscheibe der EIB Global, des Geschäftsbereichs der EIB für Projekte außerhalb der EU. Die Investitionen der EIB reichen von großen Wassernetzen bis zu Krediten an ägyptische Banken, die diese an Kleinunternehmende weiterreichen – wie etwa Rasha Mohamed, hinter deren Laden ein viel größerer Kredit der EIB an den Mikrofinanzspezialisten Banque du Caire steht.

Verkehr ohne Luftverschmutzung

Wir leben doch alle auf diesem Planeten.
Mohamed Wael Nasser

„Wir helfen verschiedenen Sektoren in Ägypten. Aber allein mit den Verkehrsprojekten erreichen wir sehr viel für Umwelt, Wirtschaft, Arbeitsplätze, Bildung, Gesundheit und die Menschen“, erzählt Tarek Mohammed aus dem EIB-Büro in Kairo.

Er arbeitet dort an Projekten wie der Modernisierung der U-Bahn in Kairo oder den Stadt- und Straßenbahnverbindungen in Alexandria, der zweitgrößten Stadt des Landes. „Kairo ist bei der Luftqualität weltweit eines der Schlusslichter, aber wir wollen den Verkehr hier und in anderen ägyptischen Städten umkrempeln“, erklärt Mohammed. „Das bedeutet: weniger Autoverkehr, weniger fossile Brennstoffe, moderne Mobilität und weniger Emissionen.”

Der öffentliche und der private Sektor investieren außerdem in die grüne Wende, die Kreislaufwirtschaft, Erneuerbare und eine moderne Landwirtschaft in Ägypten. In den großen Städten sind Recyclingcontainer mancherorts bereits gang und gäbe. Sogar an Geldautomaten wird zum Wohle der Umwelt um Verzicht auf eine Quittung gebeten. Auf der 27. UN-Klimakonferenz im ägyptischen Sharm el-Sheikh im Jahr 2022 gab das Land die NWFE-Initiative (Wasser, Nahrung und Energie zusammen denken) bekannt. Neben einer engeren Zusammenarbeit mit globalen Partnern geht es dabei um Mittel in Milliardenhöhe für den Umweltschutz und eine bessere Zukunft des Landes. Mit seinem Zukunftsplan für 2030 will Ägypten außerdem die UN-Ziele für eine nachhaltige Entwicklung erreichen: indem es Armut und Ungleichheit bekämpft, Technologie fördert und die Treibhausgasemissionen verringert.

„Wir leben doch alle auf diesem Planeten. Deshalb wollen wir der Welt zeigen, dass uns das wichtig ist“, erklärt Mohamed Wael Nasser, Leiter Produktentwicklung der Großdruckerei Roto House. Die Firma hat massiv investiert, um die Lösemittelemissionen in ihrem Werk nahe Kairo zu senken. 2020 erhielt sie dafür einen Kredit der Bank of Alexandria über 2,5 Millionen Euro. Möglich gemacht haben diesen Kredit ein Rahmendarlehen der EIB von 20 Millionen Euro 2018 und ein ähnliches Darlehen 2023 über 15 Millionen Euro, jeweils zur Förderung kleiner Unternehmen.

„Das sind sehr große Investitionen, aber für uns ist es eine Win-win-Situation“, freut sich Nasser. „Es hilft unserem Geschäft, wenn die Kunden wissen, dass uns die Umwelt am Herzen liegt. Und es hilft dem Klimaschutz. Jetzt schädigen wir die Ozonschicht nicht mehr.“

„Ägypten verlässt sich im Verkehr auf Erdgas. Das ist nicht gut für seine Zukunft.“

Ahmed Beltagui

Verkehr ohne Autos

Klima- und Umweltschutz sind wichtige Themen in ägyptischen Großstädten wie Kairo. Nur wenige Städte der Welt sind so dicht besiedelt und haben so verstopfte Straßen. Die Dieselabgase und der Verkehr sind im wahrsten Wortsinne atemberaubend. Infrastruktur-Großprojekte in Stadt und Land sollen das ändern, darunter mehr elektrische U-Bahn-Linien, eine der längsten elektrischen Einschienenstrecken der Welt, ein elektrischer Hochgeschwindigkeitszug und ein neues Stadtbusnetz. Das Ziel: Millionen von Pendlerinnen und Pendlern sollen vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen.

„Die U-Bahn ist sicher eines der größten Projekte in Ägypten“, meint Walid Al-Arif Billah. Der Schwimmlehrer mit IT-Hochschulabschluss wartet in Kairo auf eine U-Bahn der Linie 3. Diese Linie ist die modernste des Netzes, finanziert mit einem 600-Millionen-Euro-Kredit der EIB. „Die U-Bahn macht das Pendeln einfacher, sicherer und bequemer. Und die Fahrscheinpreise sind für die meisten noch erschwinglich.“

Kristeen Emad arbeitet im Fernsehturm Kairo in der Buchhaltung. Aus fast 200 Metern Höhe hat sie einen unvergleichlichen Panoramablick auf die Stadt. Für Emad ist die jüngste Modernisierung und Erweiterung der U-Bahn eine echte Erleichterung. „Die Straßen sind einfach zu voll“, sagt sie.

„Wenn viel Verkehr ist, nehme ich immer die U-Bahn, weil ich weiß, ich komme viel schneller und bequemer voran. Wo ich mit dem Auto oder im Bus eine Stunde brauche, bin ich mit der U-Bahn meist in einer halben Stunde da.“

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Kristeen Emad freut sich über den Ausbau der U-Bahn in Kairo. Sie kommt jetzt bequemer ans Ziel, und das in der Hälfte der Zeit.

Kairo hat seit 1987 eine U-Bahn – als eine der ersten Städte in Afrika und dem Nahen Osten. Mehrere Linien decken einen Großteil der Stadt ab und befördern Tag für Tag Millionen von Fahrgästen. Die EIB hat in über vier Jahrzehnten viele Teile des Ausbaus und weitere große Verkehrsprojekte gefördert. 2021 kündigte die Bank an, dass sie in den kommenden fünf Jahren mehr als eine Milliarde Euro in U- und Straßenbahnprojekte in Kairo und Alexandria investieren wird. Die Linie 3 ist so modern wie jede andere U-Bahn auf der Welt, mit Klimaanlage, Sicherheitsfeatures, Beleuchtung, modernen Ticketautomaten und Wagen nur für Frauen. 2023 arbeitete die Bank an einer neuen Finanzierung für den Ausbau und die Modernisierung der Linie 1.

„In Kairo können sich heute viele ein Leben ohne U-Bahn nicht mehr vorstellen“, betont Ahmed Beltagui. Der Ingenieur ist im Kairoer EU-Büro für Energie und Verkehr zuständig. „Aus wirtschaftlicher Sicht ist die U-Bahn sehr wichtig wegen der Staus, und damit die Menschen zur Arbeit kommen. Aber man spart auch viel Zeit. Mit dem Bus ist das eine ganz andere Geschichte.“

„Die U-Bahn ist eines der größten Projekte in Ägypten.“

Walid Al-Arif Billah

Lösungen für Alexandria

Alexandria hat ähnliche Probleme mit Staus und der Luftverschmutzung. Autos, dreirädrige Autorikschas und schwarz-gelbe russische Lada-Taxis verstopfen die vielen engen Straßen. Das Zug- und Straßenbahnnetz ist alt und marode. Zu den rund fünf Millionen Einwohnern kommen die Touristenschwärme, was die Mobilität nicht erleichtert.

„Man kommt kaum voran, vor allem in der Touristensaison, weil alles voller Autos ist“, schildert Walid Maneb die Lage. Der Profitaucher sitzt in einem Restaurant am Shatby-Strand, einem der vielen goldfarbenen Küstenabschnitte der Stadt. „Bessere Züge und Straßenbahnen wären für alle eine große Hilfe.“

Ägypten investiert stark in die Wasseraufbereitung – damit das Mittelmeer vor der Küste der Stadt sauber bleibt.

Im September 2023 vergab die EIB einen Kredit über 750 Millionen Euro für die Sanierung von fast 22 Kilometern Schienennetz in Alexandria. Mit dem Geld werden neue Wagen angeschafft, die Bahnhöfe renoviert, neue Gleise verlegt und Züge von Diesel- auf Elektroantrieb umgerüstet. 2020 wurde bereits eine 13,8 Kilometer lange elektrische Straßenbahnlinie mit einem Kredit von 138 Millionen Euro modernisiert, neue Wagen und Antriebe inklusive. Die Stadt hat mehr als 30 Kilometer Straßenbahnnetz aus den 1860er-Jahren, viele Teile davon sind modernisierungsbedürftig.

„Wir müssen die Autos von der Straße holen, und wir müssen die Probleme von vielen Seiten zugleich angehen“, weiß Fatma Rashad, Generaldirektorin für wirtschaftliche Planung in der ägyptischen Verkehrsplanungsbehörde. Sie begleitet eine Gruppe globaler Entwicklungspartner in einem alten Dieselzug auf einer maroden, holprigen Schienenstrecke, die in den nächsten Jahren ersetzt wird.

Die Gäste sollen sehen, was in der Stadt alles verbessert werden muss, sagt Rashad auf ihrem Fensterplatz, nur einen Meter entfernt vom Führerhaus der Diesellok. „Wir haben einen langen Weg vor uns, aber ich bin optimistisch: Schon bald werden Verkehr und Luftverschmutzung stark zurückgehen.“

„Wir haben einen langen Weg vor uns, aber ich bin optimistisch.“

Fatma Rashad

Ein Geschenk des Nils

Großes Kopfzerbrechen bereitet Alexandria und ganz Ägypten auch das Wasser.

Bevölkerungswachstum, Klimawandel, Umweltverschmutzung und regionale Streitigkeiten setzen der Wasserversorgung zu. 90 Prozent des Trinkwassers und der Bewässerung kommen aus dem Nil. Das Land wird auch „ein Geschenk des Nils“ genannt, weil es ohne den Fluss weitgehend Wüste wäre. Ägypten ist heute eines der wasserärmsten Länder der Welt. Die Wasserressourcen pro Kopf liegen deutlich unter dem weltweiten Durchschnitt.

Die EIB ist einer der größten Geldgeber weltweit für Wasserprojekte. Allein in Ägypten hat sie dafür mehr als eine Milliarde Euro aufgeboten. 2018 genehmigte die EU einen Zuschuss von 25 Millionen Euro, und die EIB vergab einen Kredit über 214 Millionen Euro, um die Umweltverschmutzung im Nil-Delta zu reduzieren und die Wasserversorgung, Abwasserentsorgung und Abfallbehandlung zu verbessern.

Walid Maneb ist Taucher. Er weiß, wie wichtig sauberes Wasser für die Wirtschaft und den Tourismus ist.

Dieses Vorhaben ist auch bekannt als Kitchener-Drain-Sanierungsprojekt. Der Kitchener Drain ist einer der am stärksten verschmutzten Abwasserkanäle Ägyptens. Daran angeschlossen ist auf rund 70 Kilometern eine lange Reihe von Kläranlagen in Orten unweit des Mittelmeers. Den Kanal zu reinigen und eine weitere Verschmutzung des Meeres zu vermeiden, ist Teil eines EU-Programms für bessere Wasserqualität bei den Mittelmeeranrainern.

„Wasser ist für alle wichtig, vor allem aber hier“, meint Maneb, der Taucher aus Alexandria. „Schauen Sie sich um: Sauberes Wasser gibt uns Arbeit, ernährt uns und holt Millionen Touristen ins Land.“

Schauen Sie sich um: Sauberes Wasser gibt uns Arbeit, ernährt uns und holt Millionen Touristen ins Land.
Walid Maneb

„Wir müssen in den Planeten investieren“

Mohamed Wael Nasser, der Leiter Produktentwicklung der Druckerei Roto House in einem Industriegebiet in Gizeh, rund 40 Kilometer westlich von Kairo, erzählt, dass es seine Kollegen manchmal nicht mehr hören können, wenn er über die Umwelt und den Kampf gegen die Erderwärmung redet oder darüber, wie wichtig sauberes Wasser in Ägypten ist. Nasser vertrat sein Unternehmen auf der UN-Klimakonferenz 2022. Ihm sind diese Themen sehr wichtig, sagt er, denn der Klimawandel kann die Zukunft seines Landes schwer beschädigen. Er weiß, dass die Wasserqualität des Nils vernachlässigt wird, dass das Land die meisten Nahrungsmittel einführt und dass der Klimawandel seine Wirtschaft und Landwirtschaft stärker bedroht als die der meisten anderen Länder.

„Ich hoffe darauf, dass andere Firmen unserem Beispiel folgen und auch andere an den Schutz unseres Planeten glauben“, bekennt Nasser, dessen Arbeitgeber einer der größten Verpackungsetikettier- und Druckereibetriebe Ägyptens ist. „Wir müssen auch in den Planeten investieren. Wir müssen dafür sorgen, dass es ihm gut geht.“

Nasser hat das Dach des Roto-House-Werks mehrreihig mit Solarmodulen bestückt. Sie liefern über zehn Prozent des Stroms. Roto House arbeitet viel mit Tinten und Chemikalien – man riecht es sofort, wenn man durch die große Fabrik läuft. Wenn diese Chemikalien sich verflüchtigen, kann dies für die Beschäftigten und die Umwelt schädlich sein. Das neue Reinigungssystem der Firma für Tanks, Lüftungs- und andere Leitungen entfernt deshalb gefährliche Dämpfe, bevor sie freigesetzt werden. Es verringert auch die Geruchsbildung der Chemikalien im Werk und beugt Atemwegsbeschwerden vor.

Hinter all diesen Umweltschutzmaßnahmen von Roto House steht ein Kredit, der ähnlich ist wie der EIB-Kredit über 15 Millionen Euro an die Bank of Alexandria aus dem Jahr 2023. Letzterer kommt aus der Green Economy Financing Facility, die grüne Energie in ägyptischen Unternehmen fördert. Beide Kredite an die Bank of Alexandria sind von EU-Zuschüssen für technische Hilfe begleitet, um grüne Investitionen zu beschleunigen.

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Mohamed Wael Nasser im Werk von Roto House in Gizeh.

Mehr Teilhabe und Mikrofinanzierungen

Eine ägyptische Bank, die kleinen Unternehmen unter die Arme greift, ist die Banque du Caire. Sie ist einer der größten Mikrofinanzanbieter des Landes und setzt sich für mehr Teilhabe, die Entwicklung des Gemeinwesens und eine Stärkung von Unternehmerinnen und Unternehmern ein. Die EIB vergab im Februar 2023 einen Kredit von 70 Millionen Euro an das Institut, damit es mehr Kredite an kleinere Betriebe in Kairo und Alexandria ausreichen kann, die nur schwer an Geld kommen.

Mit einem dieser Mikrokredite eröffnete Rasha Mohamed im Jahr 2022 ihr Kleidergeschäft vor den Toren Kairos. Die Bank riet ihr, das Geschäft in einem belebten dreistöckigen Einkaufszentrum zu eröffnen, zwischen Bäckereien, Haushaltswarenläden, einem Schneider, einem Schuhgeschäft, einem Lebensmittelladen, einem Café und anderen Bekleidungsgeschäften. Das Einkaufszentrum liegt im Westen der Metropolregion Kairo, in der Stadt des 6. Oktober, einer Neugründung mitten in der Wüste, in der Studierende, junge Erwachsene und Neuankömmlinge etwa aus Syrien oder dem Irak leben.

„Das Geschäft ist genau, was ich wollte“, sagt Mohamed. Die Wände sind vom Boden bis zur Decke voll mit Kleidung in allen Farben. An einer kleinen Theke gibt es türkischen Kaffee oder Tee. „Langsam kommen die Kunden, und ich mache auch Werbung in den sozialen Medien. Aber ohne den Kredit wäre das alles nicht möglich.“

Enger Kontakt zu den Kunden

In kleinen Projekten wie meinem liegt der Keim zu Großem.
Sherif Sayed

Die Banque du Caire beschäftigt Hunderte von Außendienstmitarbeiterinnen und -mitarbeitern, die Anträge auf Mikrokredite prüfen und die Menschen hinter diesen Anträgen besuchen. Manchmal wird ein solcher Kredit auch dann genehmigt, wenn der Antragsteller nicht alle Anforderungen erfüllt – solange der Außendienst grünes Licht gibt. Zur Prüfung der Antragsteller gehen die Außendienstler nicht nur zahllose Unterlagen durch, sondern befragen auch Freunde und Nachbarn.

Sherif Sayed nahm im Januar 2023 einen Kredit über 70 000 ägyptische Pfund (etwa 2 100 Euro) bei der Banque du Caire auf, um ein größeres Café zu eröffnen. Es liegt ebenfalls in der Stadt des 6. Oktober. Sayeds Kaffeehaus „Bergwölfe“ (Zeaab El-Gabal) ist nach einer berühmten ägyptischen Fernsehserie benannt. Sie schildert das Leben und die Traditionen in Oberägypten, wo Sayed aufgewachsen ist. Menschen aus diesem südlichen Landesteil bekommen kaum einen Kredit, weil sie als risikoanfälliger gelten als die Leute aus größeren Städten in Unterägypten wie Kairo oder Alexandria. Der Kredit ist bereits Sayeds zweiter von der Banque du Caire. In seinem neuen Café hat er vier Beschäftigte und Platz für rund 60 Gäste. Er hofft darauf, sich weiter vergrößern zu können.

„In kleinen Projekten wie meinem liegt der Keim zu Großem“, ist Sayed überzeugt. In einer langen Dschallabija, dem traditionellen Gewand im Nahen Osten, und einem karierten Wollhalstuch begrüßt er seine Gäste mit einem breiten Lächeln. „Wenn kleine Firmen an Kredite kommen, werden sie eines Tages groß. Wir alle fangen bei null an. Niemand kommt gleich groß raus.“

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Sherif Sayed hat sein Café nahe Kairo mit zwei Mikrokrediten vergrößert und will weiter wachsen.

Mehr Einsatz für die grüne Wende

Ahmed Beltagui, der Energie- und Verkehrsexperte im Kairoer EU-Büro, glaubt, dass Ägypten und globale Entwicklungsinstitutionen ihre Partnerschaften in den nächsten Jahrzehnten vertiefen müssen, wenn sie der Wirtschaft helfen und den Klimaschutz auf Kurs bringen wollen.

„Wir müssen mehr tun, um Ägypten beim Übergang zur Nachhaltigkeit zu helfen“, sagt er. „Ägypten nutzt Gas für den Verkehr und die Industrie. Das ist bequem, aber nicht gut für seine Zukunft. Die Gasfelder des Landes gehen irgendwann zur Neige, und eigentlich haben wir genug Sonne und Wind. Damit und mit anderen Technologien sollten wir auf saubere Energie umstellen.“