>> Die Reihe „Klimalösungen“ ist auch als Podcast und E-Book erhältlich.
Von Leonor Berriochoa Alberola und Giulia Macagno
Überschwemmungen und andere immer extremere Wetterereignisse bereiten Stadtplanern in historisch gewachsenen Städten großes Kopfzerbrechen. Denn die engen Straßen und Gassen der Altstädte lassen ihnen wenig Spielraum.
Deshalb will das altehrwürdige Florenz nun rund um die Ema, einen Nebenfluss des Arno, Grünflächen anlegen. Sie sollen bei künftigen Überschwemmungen das Wasser aufsaugen wie ein Schwamm. Ist kein Hochwasser, können die Menschen dort spazieren gehen.
Grünanlagen sind eine clevere Lösung für immer mehr Städte weltweit. Zur Anpassung an den Klimawandel setzen Städte auf naturnahe Lösungen, die sie auch für die Menschen attraktiver und lebenswerter machen.
Die Europäische Investitionsbank pflegt langjährige Beziehungen zu Florenz und hat im Lauf der Jahrzehnte viele Kredite an die Stadt in der Toskana vergeben. Unlängst forderte sie verschiedenste Kreditnehmer auf, darüber nachzudenken, was der Klimawandel für sie bedeutet. Städte haben einige nahe liegende Optionen. So können Gebäude durch bessere Wärmedämmung, moderne Heizungen und neue Fenster energieeffizienter werden. Gleichzeitig lässt sich Energie mit Solarmodulen statt aus umweltschädlichen Brennstoffen erzeugen.
Warum Klimaanpassung in Städten wichtig ist
Energieeffizienz- und Erneuerbare-Energien-Projekte fallen in die Kategorie Klimaschutz. Sie verringern den Nettoausstoß von Treibhausgasen und wirken so der Erderwärmung unmittelbar entgegen. Das ist wichtig, denn Städte verursachen die meisten klimaschädlichen Emissionen.
Städte müssen allerdings auch auf die oft katastrophalen Auswirkungen des Klimawandels reagieren. Die bekommen sie bereits heute zu spüren, und in den kommenden Jahrzehnten dürfte es noch schlimmer werden – selbst unter den günstigsten Szenarien. Wer nicht ausreichend vorbereitet ist, kann durch Überschwemmungen und extreme Hitzewellen enorme wirtschaftliche und soziale Einbußen erleiden. Folglich bleibt den Städten keine andere Wahl, als sich anzupassen.
Das ist leichter gesagt als getan. Bürgermeisterinnen und Bürgermeister sind sich des Problems zwar bewusst und entwickeln Klimastrategien. Doch es ist schwierig, Klimaresilienz-Projekte zu finanzieren und durchzuführen. Technik- und Finanzfachleute in der öffentlichen Verwaltung müssen gemeinsam:
- Klimagefahren und Schwachstellen erkennen
- bei Projekten geeignete Maßnahmen für mehr Klimaresilienz einplanen
- schauen, wie solche Klimaresilienz-Projekte finanziert werden können
Schnittstelle für Klimaanpassung in Städten
Die Europäische Investitionsbank hat der Stadt Florenz geholfen, ihre Klimastrategie aus der Taufe zu heben und Klimaresilienz-Projekte zu entwickeln, die die Bank dann finanzieren könnte.
Über die Europäische Plattform für Investitionsberatung, eine gemeinsame Initiative der Bank und der Europäischen Kommission, haben wir der Stadt Florenz einen Berater zur Seite gestellt. Gemeinsam sollten sie ein Projekt für den Hochwasserschutz so verbessern, dass auch Klimarisiken berücksichtigt werden. In ihrer Studie ging es um neue grün-blaue Infrastruktur an der Ema. Sie soll:
- Wärmeinseleffekte verringern
- die Wasserqualität der Ema verbessern
- durch Fahrradwege zwischen Stadtgebieten und nahe gelegenen Kulturstätten die nachhaltige Mobilität fördern
- urbane Niederschlagsabflüsse verringern und so das Risiko der Wasserverschmutzung eindämmen
- bei Wasserknappheit alternative Wasserquellen anbieten
- die Biodiversität stärken
Im Rahmen der Studie wurde ein Plan für das Gebiet um die Ema entwickelt, damit die Flächen außerhalb des Stadtzentrums bei steigenden Pegelständen mehr Wasser aufnehmen können. Dadurch wird es in der Innenstadt weniger Hochwasserschäden geben.
Mithilfe des Beraters entwickelte Florenz gemeinsam mit zwei kleineren Nachbargemeinden eine naturnahe Lösung – einen Park am Ufer der Ema. Statt Hochwasser-Sammelbehälter aus Beton zu bauen, legten sie einen Park mit Radwegen, Hügeln und Senken an, der normalerweise als Erholungsort dient und in Regenperioden das Hochwasser aufnehmen kann.
Das Projekt zur Klimaanpassung kann aus einem Kredit von 225 Millionen Euro mitfinanziert werden, den Florenz von der Europäischen Investitionsbank für städtische Infrastrukturvorhaben bekam.