EIB unterstützt Jordanien mit ihrer Erfahrung in der Wasserversorgung
Jordanien verbindet man oft mit Wasser - dem Mittelmeer, dem Roten Meer, dem Toten Meer und dem mythischen Jordan, der dem Land seinen Namen gegeben hat. Daher ist es nur schwer vorstellbar, dass Jordanien neben Tansania, dem Sudan und Äthiopien zu den vier wasserärmsten Ländern der Welt gehört. Und doch besteht dieses Jahrtausende alte Land zu mehr als 80% aus Wüste. Sie mag sich in Jordanien als atemberaubende Landschaft aus ockerfarbenem Sand oder als verlassene, in rosafarbene Sandsteinfelsen gehauene Siedlung am Rand eines Salzmeers präsentieren - es ist und bleibt eine Wüstenlandschaft.
Im Mai 2009 hat die EIB dem jordanischen Staat ein Darlehen von 100 Mio USD für den Bau einer strategisch wichtigen Pipeline gewährt, die Wasser weiterleiten wird, das aus einer riesigen Grundwasserschicht unter der Wüste entnommen werden soll. Neben der finanziellen Unterstützung stellt die EIB Jordanien ihr erstklassiges Know-how im Bereich Wasserversorgung zur Verfügung und begleitet damit das Land bei der langfristigen Reform seiner Wasserpolitik.
Das Haschemitische Königreich hat mehrere Krisenpläne eingeleitet, mit denen die Ausbreitung der Wüsten auf das ganze Land verhindert werden soll. Im Mittelpunkt steht dabei ein riesiges Vorhaben von einer Milliarde USD für den Bau einer neuen Wasser-Pipeline von Disi im Süden bis zur Hauptstadt Amman.
In Disi befindet sich rund 500 Meter unter der Wüste ein enormes Süßwasservorkommen, das sich dort seit der Eiszeit des Pleistozän allmählich angesammelt hat. Dieses Vorkommen würde ausreichen, um Amman rund 50 Jahre lang mit Trinkwasser zu versorgen. Derzeit wird der wertvolle Rohstoff hauptsächlich für die Bewässerung von Wüstenflächen gefördert, zum Teil für Kulturpflanzen mit extrem hohem Wasserbedarf wie Zitrusfrüchte, Bananen und Tomaten.
EIB unterstützt Jordanien bei der langfristigen Umgestaltung seiner Wasserpolitik
Neben ihrem Finanzierungsbeitrag hat die EIB an der Strukturierung des Projekts als öffentlich-private Partnerschaft mitgewirkt, die die erste dieser Art im jordanischen Wassersektor ist. Die Bank der Europäischen Union begleitet das Projekt darüber hinaus global und langfristig, indem sie dafür Sorge trägt, dass sich die Wasser-Pipeline in eine auf lange Sicht kohärente nationale Wasserpolitik einfügt.
Ein Wasseringenieur der EIB, der darüber hinaus ein guter Kenner Jordaniens ist, hat dazu über mehrere Monate hinweg gemeinsam mit dem Ministerium für Wasser und Bewässerung Maßnahmen ausgearbeitet, um die Wasserversorgung der Landwirtschaft und der Haushalte wieder landesweit ins Gleichgewicht zu bringen und die Wassertarife entsprechend anzupassen. Diese Maßnahmen tragen auch dazu bei, dem übermäßigen Abpumpen von oberflächennahem Wasser im Norden des Landes entgegenzuwirken, damit sich der Grundwasserspiegel erholen kann und so die natürlichen Ressourcen des Landes länger genutzt werden können. All diese Maßnahmen wurden in die ehrgeizige Wasserpolitik Water for Life integriert, die Jordanien bis 2022 umsetzen will.
Auch die Wasser-Pipeline von Disi nach Amman wurde mit Weitsicht geplant. Man entwickelte eine Lösung, bei der die Pipeline eines Tages an eine künftige Entsalzungsanlage am Roten Meer angeschlossen werden kann, das in einigen Jahrzehnten für Jordanien eine der letzten Trinkwasserquellen sein könnte.
Darüber hinaus untersucht die EIB derzeit die Möglichkeit, Jordanien ein weiteres Darlehen für die Beseitigung der zahlreichen Lecks in seinem Trinkwassernetz zu gewähren. Somit wird die Bank noch längere Zeit mit dem Haschemitischen Königreich zusammenarbeiten.
Den Einwohnern Jordaniens stehen pro Jahr durchschnittlich 145 Kubikmeter Wasser pro Kopf zur Verfügung. Das entspricht der Menge, die wir Europäer in rund zehn Tagen verbrauchen. In Amman ist die Wasserversorgung auf wenige Stunden pro Woche beschränkt. Durch den Klimawandel und das Bevölkerungswachstum verschärft sich dieses Problem zusätzlich. Wasser ist das blaue Gold Jordaniens. Es ist die Schlüsselkomponente seiner Dienstleistungswirtschaft und Voraussetzung für sein Überleben.
Tätigkeit der EIB im Mittelmeerraum
Die EIB unterstützt die Partnerländer im Mittelmeerraum im Rahmen der Investitionsfazilität und Partnerschaft Europa-Mittelmeer (FEMIP). Die FEMIP wurde im Oktober 2002 eingerichtet und hat die Aufgabe, im Rahmen der Europäischen Nachbarschaftspolitik die Entwicklung von neun Ländern - Algerien, Ägypten, Gazastreifen/Westjordanland, Israel, Jordanien, Libanon, Marokko, Syrien und Tunesien - zu fördern. Vorrangig unterstützt werden Vorhaben des privaten Sektors, der einen wesentlichen Beitrag zum nachhaltigen Wachstum leistet, und die Schaffung eines günstigen Investitionsklimas durch den Aufbau leistungsfähiger Infrastrukturen und moderner Bankensysteme.