Der Anstoß für mehr Wachstum und Beschäftigung im Mittelmeerraum sollte aus dem Privatsektor kommen – so die Meinung der Teilnehmer an der Konferenz „Boosting investments in the Mediterranean region“, die heute in Kairo stattfand. Zu der eintägigen Veranstaltung hatte die Europäische Investitionsbank (EIB) in Kooperation mit dem Ministerium für internationale Zusammenarbeit und Investitionen, der Delegation der Europäischen Union in Ägypten und der Union für den Mittelmeerraum geladen. Vor dem Hintergrund der jüngsten Bemühungen der EIB, im Rahmen ihrer neuen Initiative zur Stärkung der wirtschaftlichen Resilienz in der südlichen Nachbarschaft Finanzierungsmittel zu mobilisieren und neue Perspektiven vor allem für junge Menschen und Frauen zu schaffen, sprachen die Konferenzteilnehmer über Chancen und Herausforderungen in der Region.
Die EU-Bank stellte im Jahr 2016 insgesamt 1 070,6 Millionen Euro für die Entwicklung des Privatsektors im südlichen Mittelmeerraum bereit. Die Mittel kamen Kleinst- und Kleinunternehmen ebenso wie mittleren und Großunternehmen zugute.
Regierungsvertreter, Investoren, Vertreter von Banken und Wirtschaftsforscher aus Ägypten, Jordanien, Libanon, Marokko und Tunesien erörterten die aktuelle Wirtschaftslage und Faktoren, die das Wachstum in der Region beeinflussen könnten. Außerdem wurden Möglichkeiten diskutiert, KMU und Kleinstunternehmen den Zugang zu Finanzierungsmitteln zu erleichtern. Weitere Themen waren der Investitionsbedarf zur Förderung von Innovationen und die internationale Wettbewerbsfähigkeit einheimischer Unternehmen.
„Wir sind absolut überzeugt, dass der Privatsektor eine Schlüsselrolle spielt, wenn es darum geht, die Wirtschaft anzukurbeln und Stellen zu schaffen für diejenigen, die arbeitslos sind oder neu auf den Arbeitsmarkt kommen. Deshalb verstärkt die EIB im Rahmen der Resilienzinitiative ihr Engagement für den Privatsektor. Erst kürzlich haben wir 600 Millionen Euro für KMU-Vorhaben in Ägypten, Jordanien, Libanon, Tunesien und Marokko genehmigt. Jetzt suchen wir weitere gute Projekte, die wir unterstützen können“, erklärte EIB-Vizepräsident Dario Scannapieco.
Botschafter Ivan Surkoš, Leiter der EU-Delegation in Ägypten, sagte: „Die wirtschaftliche Entwicklung voranzutreiben, ist wichtig und eine große Herausforderung. Damit die Maßnahmen Früchte tragen, müssen sie nachhaltig sein, alle Interessengruppen einbeziehen und faire Beschäftigungschancen für alle schaffen, insbesondere für junge Menschen und Frauen.“
„Hierbei kommt dem Privatsektor eine Schlüsselrolle zu. Die Unterstützung für KMU und den Privatsektor in Ägypten und im Mittelmeerraum wird für die EU auch künftig im Mittelpunkt der Zusammenarbeit stehen“, ergänzte er.
Botschafter Surkoš wies darauf hin, dass die EU durch ihre „Initiative für finanzielle Inklusion“ im Zeitraum 2016 bis 2020 voraussichtlich über 1,2 Milliarden Euro für Kleinst-, kleine und mittlere Unternehmen in der Region mobilisieren wird. Hierzu sollten Mittel aus der Nachbarschaftsinvestitionsfazilität der Europäischen Kommission mit Ressourcen europäischer Finanzierungsinstitutionen gebündelt werden.
Der Leiter der EU-Delegation kündigte außerdem eine neue Initiative für die Region Naher Osten und Nordafrika an: die Europäische Investitionsoffensive für Drittländer. Ihr Ziel ist es, mit öffentlichen und privaten Geldern aus der EU und ihren Mitgliedstaaten Investitionen in diesen Ländern anzukurbeln. Die Initiative ist auch Ausdruck der verstärkten Bemühungen um eine Verbesserung des Geschäfts- und Investitionsklimas. Rund 44 Milliarden Euro sollen im Zeitraum 2017 bis 2020 dadurch mobilisiert werden.
Die EIB-Konferenz fand zu einem Zeitpunkt statt, da die Bank mit der Umsetzung ihrer sogenannten Resilienzinitiative begonnen hat, die ergänzend zur Europäischen Investitionsinitiative für Drittländer auf den Weg gebracht wurde. Die Initiative zur Stärkung der wirtschaftlichen Resilienz in der südlichen Nachbarschaft und im Westbalkan markiert einen deutlichen Wandel in der Unterstützung dieser Regionen durch die EIB. Sie hilft den Ländern, Krisen und Schocks wie die syrische Flüchtlingskrise aufzufangen und zu bewältigen, ohne dass die Wirtschaft darunter leidet. Durch die Förderung von Investitionen im Privatsektor und in wichtige Infrastruktur sollen neue Beschäftigungsmöglichkeiten entstehen. Fortschritte in der Energie-, Verkehrs-, Wasser- und Sanitärversorgung sowie im Bildungsangebot sollen dazu beitragen, dass sich die Lebensbedingungen der Menschen und das Umfeld für Unternehmen verbessern. Neben dem größeren Finanzierungsvolumen wird die EIB im Zeitraum 2016 bis 2020 zusätzlich vergünstigte Mittel, mehr Unterstützung für den Privatsektor und technische Hilfe anbieten.
Bei der Umsetzung der Initiative kommt die EIB gut voran: Seit dem Start Ende 2016 wurden bis Mitte 2017 schon 13 Projekte im Gesamtumfang von rund einer Milliarde Euro genehmigt. Gut die Hälfte der genehmigten Finanzierungen betrifft den Privatsektor. Allein die Darlehen, die über Partnerbanken vergeben werden, kommen über 600 KMU zugute und helfen, mehr als 40 000 Arbeitsplätze zu sichern.
Die EIB stellte im Jahr 2016 insgesamt 1,6 Milliarden Euro im Mittelmeerraum bereit. 60 Prozent davon flossen in den Privatsektor.