- Begrenzte Datenverfügbarkeit erschwert Bankenaufsicht und Klimafinanzierung durch Banken
- KMU sind sich der klimabedingten Finanzrisiken oft nicht bewusst und zu wenig informiert
- Massive Investitionen und langfristige Finanzierung sind nötig, um den Stromsektor in Mittel-, Ost- und Südosteuropa zu dekarbonisieren und die Energieeffizienz von Gebäuden zu verbessern
- Tochterunternehmen in ausländischem Besitz können die Entwicklung eines nachhaltigen Finanzmarkts beschleunigen
Die Europäische Investitionsbank (EIB) hat heute unter dem Titel „Greening the financial sector: A Central, Eastern and South-Eastern European perspective” eine umfangreiche Forschungsarbeit der Arbeitsgruppe zu Klimawandel und Finanzstabilität der Wiener Initiative veröffentlicht.
Der Bericht liefert wichtige Erkenntnisse und Empfehlungen dazu, wie die Länder in Mittel-, Ost- und Südosteuropa mit den komplexen Risiken durch den Klimawandel umgehen und eine nachhaltige Finanzpraxis stärken können.
Er beschreibt, wie die begrenzte Datenverfügbarkeit im Bereich Umwelt, Soziales und Governance (ESG) Banken daran hindert, mit Klimarisiken effektiv umzugehen, und wie die Bankenaufsicht dadurch beeinträchtigt wird.
Große Unternehmen in der EU haben sich bereits erfolgreich an die strengen Offenlegungspflichten angepasst und erfüllen die steigenden Anforderungen von ESG-Standards. Doch den in dieser Region gehäuften kleinsten sowie kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) fehlen die notwendigen Informationen und das Bewusstsein, um das Ausmaß der Klima- und Finanzrisiken zu verstehen.
Ambroise Fayolle, Vizepräsident der Europäischen Investitionsbank: „Der Bericht unterstreicht die entscheidende Rolle des Finanzsektors dabei, den Übergang zu einer nachhaltigeren Wirtschaft zu schaffen und die EU-Ziele für die grüne Wende zu erreichen. Durch koordinierte Anstrengungen können wir das volle Potenzial eines nachhaltigen Finanzwesens in Mittel-, Ost- und Südosteuropa entfalten und so die nachhaltige Entwicklung vorantreiben. Die EIB wird als Klimabank der EU Unternehmen kontinuierlich unterstützen und den Übergang zu erneuerbaren Ressourcen erleichtern.“
Tochterunternehmen in ausländischem Besitz könnten die Entwicklung eines nachhaltigen Finanzwesens in Mittel-, Ost- und Südosteuropa beschleunigen, indem sie die Best Practices und den Rahmen für das Risikomanagement ihres Mutterunternehmens anwenden.
Zusätzlich beschreibt der Bericht regulatorische und aufsichtliche Probleme. Dabei legt er den Fokus auf die Notwendigkeit von robuster Aufsicht und von Stresstests der Bankaktivitäten, die Klimarisiken unterliegen. Er thematisiert auch die Dekarbonisierung von Industriesektoren und Gebäuden, insbesondere des Stromsektors. Dabei werden Investitionsbarrieren, regulatorische Schwierigkeiten und Finanzierungsmöglichkeiten zur Erleichterung der grünen Wende in Mittel-, Ost- und Südosteuropa identifiziert. So soll zum Beispiel der Anteil der Erneuerbaren am Strombedarf von momentan ungefähr 30 Prozent auf 50 Prozent bis 2030 und 75–85 Prozent bis 2050 steigen.
Debora Revoltella, EIB-Chefvolkswirtin: „Der Bericht ist ein Fahrplan für die Länder in Mittel-, Ost- und Südosteuropa, um ihre Finanzsektoren an Nachhaltigkeitsgrundsätzen auszurichten. Es ist wichtig, Datenlücken zu schließen, um die Vergleichbarkeit in Europa zu verbessern und Herausforderungen zu bewältigen. Dazu müssen die notwendigen Kapazitäten und Finanzstrategien entwickelt werden.“
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Hintergrundinformationen
EIB
Die Europäische Investitionsbank ist die Einrichtung der Europäischen Union für langfristige Finanzierungen. Ihre Anteilseigner sind die Mitgliedstaaten. Ihre Mittel und ihr Know-how fließen in Projekte, die die Ziele der EU unterstützen. Die EIB-Gruppe arbeitet eng mit Partnern aus dem öffentlichen und dem privaten Sektor zusammen, um nachhaltige Investitionen, Beschäftigung, Wirtschaftswachstum und Innovationen in Europa zu fördern.
Die Wiener Initiative
Die Wiener Koordinationsinitiative europäischer Banken ist ein Forum für Entscheidungsfindung und Koordinierung, bestehend aus Stakeholdern aus dem öffentlichen und privaten Sektor von EU-basierten grenzüberschreitenden Banken in Mittel-, Ost- und Südosteuropa. Dazu gehören Zentralbanken, Aufsichtsbehörden, Geschäftsbanken und internationale Finanzinstitute. Sie wurde auf dem Höhepunkt der weltweiten Finanzkrise im Januar 2009 ins Leben gerufen. Innerhalb der Wiener Initiative gibt es thematische Arbeitsgruppen, um Wissen und Best Practices zu teilen. Die Arbeitsgruppe zu Klimawandel und Finanzstabilität wurde 2021 eingerichtet und lieferte bis 2023 eine Reihe an Seminaren sowie den Bericht „Greening the financial sector: A Central, Eastern and South-Eastern European perspective.”