Wegen der unsicheren Wirtschaftsaussichten in Finnland schieben Firmen dort Investitionen auf. Deshalb fördern Finnvera Plc und die Europäische Investitionsbank (EIB) nun Projekte mittelgroßer Unternehmen, die Arbeitsplätze schaffen, Wachstum bringen und bei der grünen Wende helfen.
Mit einer EIB-Garantie über 200 Millionen Euro will Finnvera, die nationale Förderbank und offizielle Exportkreditagentur Finnlands, die Kreditvergabe an finnische Midcap-Unternehmen ausweiten. Das Programm soll Finanzierungshürden abbauen. Es sieht eine Teilübernahme von Risiken vor, die sich durch wirtschaftliche Unsicherheiten wie Inflation, hohe Zinssätze, begrenzte externe Wachstumschancen und eine unsichere Energieversorgung ergeben.
Durch die EIB-Garantie kann Finnvera ein Portfolio an Neukrediten von insgesamt bis zu 400 Millionen Euro aufbauen. Die Förderbank erhöht damit ihre Kreditvergabe und bietet Unternehmen Zugang zu günstigen Finanzierungen mit niedrigeren Zinsen und geringeren Besicherungsanforderungen. Durch das Programm sollen insgesamt rund 560 Millionen Euro in die Realwirtschaft fließen.
Mit der Vereinbarung gewährt die EIB in Finnland erstmals eine direkte Garantie für Einzeldarlehen, die neu an Midcap-Unternehmen (Unternehmen mit 250 bis 3 000 Beschäftigten) vergeben werden. Die unterzeichnete Garantie ist Teil eines sogenannten LRS-Programms für die Risikoteilung bei neuen Portfolios und deckt das Risiko der Neukredite bis zu 50 Prozent ab.
Die EIB-Mittel werden über das Filialnetz von Finnvera an die Unternehmen weitergeleitet.
Jussi Haarasilta, Executive Vice President von Finnvera: „Für die finnische Wirtschaft ist es enorm wichtig, dass wir unsere Midcap-Unternehmen beim Wachstum unterstützen. Die Risikoteilung mit der EIB räumt uns da zusätzlichen Spielraum ein. Die Vorteile dieser Zusammenarbeit geben wir direkt an die Unternehmen weiter. Das LRS-Programm ist auch dahin gehend vorteilhaft, dass die Mittel vielseitig einsetzbar sind und die Garantien nicht nur für Projekte im Inland, sondern auch für die Exportfinanzierung innerhalb der EU verwendet werden können. Mehr Exporte sind ein strategisches Ziel von Finnvera. Wir arbeiten in erster Linie mit anderen Geldgebern zusammen. Aber durch die LRS-Garantie können wir unser Finanzierungsangebot ausweiten.“
EIB-Vizepräsident Thomas Östros: „Zusammen mit Finnvera können wir finnische Midcap-Unternehmen mit Garantien für langfristige Kredite unterstützen. Das kommt Projekten zugute, die dem Auftrag der EIB entsprechen, Wachstum und Beschäftigung zu fördern und den Klimawandel einzudämmen. Da Finnvera landesweit agiert, fließt etwa die Hälfte der mobilisierten Mittel in finnische Kohäsionsgebiete.“
Finnvera hat umfangreiche Erfahrung mit Garantielösungen der EIB und des Europäischen Investitionsfonds (EIF), unter anderem im Rahmen des paneuropäischen Garantiefonds. So unterzeichnete der EIF 2023 mit Finnvera eine Vereinbarung für die Vergabe von 280 Millionen Euro an kleine Unternehmen in Finnland für Projekte, die die grüne Wende, Innovationen und die Digitalisierung voranbringen.
Finnlands Wirtschaftsminister Wille Rydman: „Die Regierung will Finnland mit einem umfangreichen Maßnahmenpaket wieder auf Wachstumskurs bringen. Dazu gehört auch die Garantievereinbarung mit der EIB. Zusammen mit europäischen Akteuren kann Finnvera die Finanzlage und das Geschäftsumfeld finnischer Unternehmen verbessern. Das ist im Interesse der Firmen und aller Menschen in Finnland.“
Hintergrundinformationen
Europäische Investitionsbank
Die EIB ist die Einrichtung der Europäischen Union für langfristige Finanzierungen. Ihre Anteilseigner sind die Mitgliedstaaten. Sie vergibt Mittel für solide Investitionen, die zu den Kernzielen der EU beitragen. EIB-Projekte stärken die Wettbewerbsfähigkeit, eine nachhaltige Entwicklung und den sozialen und territorialen Zusammenhalt. Sie fördern Innovationen und beschleunigen einen gerechten Übergang zur Klimaneutralität.
Die EIB-Gruppe, zu der auch der EIF gehört, unterzeichnete 2023 neue Finanzierungen von insgesamt 88 Milliarden Euro für über 900 Projekte. Diese Mittel werden voraussichtlich Investitionen von rund 320 Milliarden Euro anschieben, 400 000 Unternehmen erreichen und 5,4 Millionen Arbeitsplätze schaffen oder sichern.
Alle Projekte, die die EIB-Gruppe finanziert, entsprechen dem Pariser Klimaabkommen. Die EIB-Gruppe fördert keine Investitionen in fossile Brennstoffe. In unserem Klimabank-Fahrplan haben wir zugesagt, in den zehn Jahren bis 2030 ca. 1 Billion Euro für das Klima und ökologische Nachhaltigkeit zu mobilisieren, und wir sind auf gutem Weg dorthin. Über die Hälfte unserer jährlichen Finanzierungen ist für Projekte bestimmt, die direkt zur Eindämmung des Klimawandels, zur Anpassung an seine Folgen und zu einer gesünderen Umwelt beitragen.
In der EU fließt etwa die Hälfte der EIB-Mittel in Kohäsionsregionen, wo das Pro-Kopf-Einkommen niedriger ist. Dies unterstreicht den Willen der Bank, ein gerechtes Wachstum zu fördern und die Lebensstandards anzugleichen.
2023 sagte die EIB-Gruppe in Finnland fast 1 Milliarde Euro zu. Die EIB-Mittel waren für Forschungs- und Entwicklungsprojekte großer Unternehmen, Industrieinvestitionen, energieeffiziente Gebäude, Bildungsinfrastruktur und kleine Unternehmen bestimmt. Die Finanzierungen entsprachen 0,35 Prozent des finnischen Bruttoinlandsprodukts und mobilisierten Investitionen von fast 4,4 Milliarden Euro. Insgesamt hat die EIB-Gruppe in den letzten fünf Jahren knapp 8 Milliarden Euro im Land bereitgestellt.
Finnvera ist die nationale Förderbank und offizielle Exportkreditagentur Finnlands. Sie befindet sich vollständig im Eigentum des finnischen Staates und wird von Moody’s und Fitch mit Aa1 bzw. AA+ bewertet. Finnvera wurde 1999 von der finnischen Regierung eingerichtet, um einheimische KMU mit Krediten, Garantien und Exportkreditgarantien zu unterstützen. Die Förderbank hat derzeit 368 Beschäftigte, zählt rund 23 100 Kunden und betreibt landesweit 15 Filialen. Per Gesetz entschädigt der finnische Staat Finnvera für einen Teil der Verluste – in der Regel 50 Prozent – aus KMU-Krediten. Zum 31. März 2024 belief sich die Bilanzsumme von Finnvera auf 14,3 Milliarden Euro. 2023 vergab die Bank Inlandskredite und Garantien von insgesamt 1,8 Milliarden Euro.