Vizepräsident Ambroise Fayolle sprach auf dem fünften hochrangigen Dialog auf Ministerebene über Klimaschutzfinanzierung. Organisiert wurde der Dialog von der Klimarahmenkonvention und der COP27-Präsidentschaft.
Erfahren Sie mehr über die EIB auf der COP27.
Es gilt das gesprochene Wort
Verehrte Ministerinnen und Minister,
sehr geehrte Damen und Herren,
wir haben den Ruf nach weiterer und stärkerer Klimafinanzierung vernommen. Die Botschaft ist klar.
Schlüsselrolle für multilaterale Entwicklungsbanken
Wie wir alle wissen, können internationale Finanzierungsinstitute den enormen Investitionsbedarf nicht allein stemmen. Auch das fehlende Know-how für den Erfolg eines Projekts können sie nicht allein liefern. Die einzige Lösung liegt in einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit. Die Europäische Investitionsbank hat dieses Jahr den Vorsitz der Gruppe der Präsidentinnen und Präsidenten der multilateralen Entwicklungsbanken inne, und ich freue mich, dass wir erhebliche Fortschritte in der Klimafinanzierung vermelden können.
Die multilateralen Entwicklungsbanken sind bei ihren 2019 gesteckten gemeinsamen Zielen bereits auf einem guten Weg:
- 2021 stellten sie weltweit 82 Milliarden US-Dollar für den Klimaschutz bereit. Davon entfielen 51 Milliarden US-Dollar (rund zwei Drittel) auf Klimafinanzierungen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen.
- Über 19 Milliarden US-Dollar wurden für die Klimaanpassung vergeben, davon knapp 18 Milliarden US-Dollar (92 Prozent) in Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen.
- An privaten Mitteln wurden 2021 weltweit 41 Milliarden US-Dollar mobilisiert.
Die gemeinsame Erklärung der multilateralen Entwicklungsbanken, die wir kurz vor der COP27 veröffentlicht haben, zeigt die ganze Bandbreite an finanzieller und technischer Unterstützung, die wir bieten.
- Wir stehen Städten und Ländern bei ihrer langfristigen Klimaplanung noch stärker zur Seite – damit sie transformative Projekte und Programme entwerfen können, die wirklich etwas verändern.
- Zu diesem Zweck mobilisieren wir zusätzliche Mittel aus öffentlichen und privaten Quellen.
- Wir unterstützen unsere Kunden, damit sie Klimarisiken besser verstehen und robuste, CO2-arme Infrastrukturen, Städte und Unternehmen schaffen, die allen zugutekommen.
- Wir helfen Ländern, die wirtschaftlichen Chancen dieses Wandels optimal zu nutzen.
- Und wir bündeln unsere Klimaschutzbemühungen verstärkt, wobei wir zunehmend die Natur und den Verlust der biologischen Vielfalt im Blick haben.
Der Beitrag der EIB als Klimabank der EU
Die Europäische Investitionsbank bringt sich ein.
- Wir wandeln uns derzeit zur Klimabank der Europäischen Union. Wir gehören zu den größten Geldgebern für den Klimaschutz weltweit. Wir begründeten vor 15 Jahren den Markt für grüne Anleihen und stecken uns seit 2010 ehrgeizige Klimaziele.
- 2019 machten wir einen Quantensprung – mit der Verabschiedung unserer überarbeiteten Energiefinanzierungsleitlinien. Wir setzten Prioritäten und beschlossen, Projekte mit fossilen Energieträgern ohne CO2-Minderung nicht mehr zu finanzieren. Parallel dazu kündigten wir ehrgeizige Ziele im Bereich Klimaschutz und ökologische Nachhaltigkeit an, die nun fester Bestandteil unseres Klimabank-Fahrplans sind. Im Rahmen dieser Ziele wollen wir:
- spätestens 2025 über 50 Prozent des jährlichen Finanzierungsvolumens für Klimaschutz und ökologische Nachhaltigkeit vergeben
- in diesem entscheidenden Jahrzehnt 1 Billion Euro an grünen Finanzierungen mobilisieren und
- alle neuen Aktivitäten auf das Pariser Übereinkommen abstimmen. Dies geschieht bereits seit Januar 2021.
In unserem auf der COP26 in Glasgow präsentierten neuen Anpassungsplan verpflichten wir uns, unsere Finanzierungen für die Klimaanpassung bis 2025 zu verdreifachen.
Auch unseren Rahmen für die Paris-Ausrichtung von Geschäftspartnern (PATH) stellten wir auf der COP26 vor. Damit wurden wir zur ersten multilateralen Bank, die nicht nur auf die Klimawirkung ihrer Projekte achtet, sondern allgemein darauf, was ihre Kreditnehmer tun.
Der Anteil der EIB-Finanzierungen, die in Klima- und Umweltprojekte fließen, stieg 2021 auf 51 Prozent. Zwar haben wir beim Klima noch einen weiten Weg vor uns, aber die Ergebnisse zeigen, dass sich die Bank schneller auf die Erfüllung ihrer Klimaverpflichtungen umstellt, als irgendjemand hätte erwarten können.
Mit der EIB Global hat die EIB einen Geschäftsbereich speziell für Entwicklung geschaffen. Damit werden wir den Klimaschutz außerhalb der EU noch stärker fördern. Gerade vor ein paar Stunden hat die EIB Global zusammen mit anderen multilateralen Entwicklungsbanken und Entwicklungsfinanzierungsinstituten einen Beitrag von 75 Millionen US-Dollar zum Alcazar Energy Partners II unterzeichnet. Dieser Eigenkapitalfonds investiert in Erneuerbare-Energien-Projekte im Nahen Osten, in Nordafrika, Osteuropa und Zentralasien. Hinzu kommt eine Investition von 25 Millionen US-Dollar durch den Emerging Markets Climate Action Fund. Der EMCAF-Fonds, den wir zusammen mit Partnern auf der COP26 aufgelegt haben, ist ein hervorragendes Beispiel für eine konkrete, innovative, marktorientierte Initiative, um private Investitionen für klimarelevante Infrastruktur zu mobilisieren und die multilaterale Finanzierung und Zusammenarbeit auszuweiten.
Jetzt gilt unser Augenmerk dem G20-Bericht zum Rahmen für die angemessene Eigenkapitalausstattung der multilateralen Entwicklungsbanken und den Empfehlungen der hochrangigen Gruppe unabhängiger Sachverständiger, die hier auf der COP von Nick Stern und Vera Songwe veröffentlicht wurden. Wir hoffen, dass wir schon bald mit unseren Verwaltungsräten darüber beraten können.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!