Schlussansprache von Präsident Werner Hoyer beim EU-LAC Business Round Table vor dem EU-CELAC-Gipfel


Es gilt das gesprochene Wort.


>@EIB

Exzellenzen, sehr geehrte Damen und Herren,

vielen Dank für die Einladung. Ich freue mich sehr, heute hier zu sein. Es ist schön, so viele hochrangige Teilnehmende von beiden Seiten des Atlantiks zu sehen. Mein besonderer Dank gilt der Europäischen Kommission, der Interamerikanischen Entwicklungsbank und der Corporación Andina de Fomento für die Organisation dieses Forums – eine hervorragende Gelegenheit, an einer Partnerschaft auf Augenhöhe zwischen beiden Regionen zu arbeiten.

Lateinamerika, die Karibik und Europa sind auf besondere Weise miteinander verbunden – kulturell, wirtschaftlich und politisch. Wir kämpfen mit den gleichen Problemen, ob Klimawandel, wirtschaftliche Ungleichheit oder Bedrohung des Multilateralismus, und wir bauen dabei auf die gleichen Werte:  persönliche Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte.

Die Europäische Union ist der weltweit größte Investor in Lateinamerika und der Karibik und der zweitgrößte Handelspartner der Region. Jenseits der nackten Zahlen bedeutet das: Die wirtschaftliche Entwicklung der einen Region hat direkte Folgen für den Wohlstand der anderen. Diese wirtschaftliche Beziehung wird in den kommenden Jahren weiter an Dynamik gewinnen. Ja, ich glaube sogar, wir werden einen echten Boom erleben.

Ein ganz entscheidender Grund dafür ist der Kampf gegen den Klimawandel.

Die Zeit drängt, und die Ereignisse führen uns jeden Tag vor Augen, dass wir dekarbonisieren müssen: so schnell wie möglich und mit innovativen, effizienten Technologien. Nur so können wir Ökosysteme und Existenzgrundlagen erhalten. 

Immer mehr Unternehmen beider Regionen sehen im Klimawandel mittlerweile nicht nur eine Bedrohung, sondern auch eine Chance.

Ich glaube, dass Europa viel von Lateinamerika lernen kann: Lateinamerika hat eine der saubersten Energiebilanzen weltweit. Fast die Hälfte des Stroms kommt aus grünen Quellen – dank seines gigantischen erneuerbaren Potenzials.  

Und dieses Potenzial reicht weit über den Energiesektor hinaus, Stichwort Naturvermögen und Rohstoffe.

Ich sehe sehr gute Voraussetzungen, um unsere Beziehung weiter zu stärken: damit wir gemeinsame Ziele verfolgen, eine Kooperation auf Augenhöhe entwickeln und Investitionen dort forcieren können, wo sie am dringendsten benötigt werden. Darauf werde ich gleich zurückkommen. 

Als Bank der EU schlägt die Europäische Investitionsbank mit ihren Investitionen Brücken zwischen den beiden Regionen. Und sie ist fester Bestandteil des Leistungsversprechens der EU, vor allem über die Global Gateway-Initiative. 

Mit unserer international tätigen EIB Global, die mir sehr am Herzen liegt, verfügt die Europäische Union über ein Instrument, um weltweit Partnerschaften zu knüpfen. Nicht nur mit hochentwickelten Ländern und Schwellenmärkten, sondern auch mit vulnerablen Ländern. 

Die EIB steht voll hinter der überarbeiteten Bridgetown-Initiative unter der Führung von Ministerpräsidentin Mia Mottley aus Barbados. Mehrere der dort geforderten Strategien setzen wir bereits um: Klauseln in unseren Finanzierungsverträgen, damit bei Klimakatastrophen Zahlungen ausgesetzt werden können, längere Kreditlaufzeiten und vergünstigte Finanzierungen. 

Ich bin überzeugt, dass öffentliche Banken wie die EIB und unsere Pendants in Lateinamerika eine besondere Rolle beim Erreichen der UN-Entwicklungsziele spielen und eine entsprechende Verantwortung tragen. Dieser Verantwortung müssen wir aber auch gerecht werden! 

Die EIB ist dazu fest entschlossen. 16 Verträge haben wir im Rahmen der Global Gateway-Initiative bereits in der Region unterzeichnet – über insgesamt 1,9 Milliarden Euro. Und in den kommenden Jahren wollen wir weitere 5,1 Milliarden Euro mobilisieren.

Letztes Jahr entfielen fast 80 Prozent unserer Finanzierungen in der Region auf Klimaschutz und Klimaanpassung.

Gegenwärtig arbeiten wir an mehreren spannenden Projekten: der Finanzierungsplattform für erneuerbaren Wasserstoff für Chile, der Stromverbundleitung zwischen Peru und Ecuador sowie der Förderung von kleineren grünen Investitionen in der Karibik und Projekten für Wassersicherheit in der Region.

Wenn wir unsere gemeinsamen Ziele erreichen wollen, müssen wir privates Kapital mit an Bord holen. Dafür brauchen wir neue Modelle wie die Global Green Bond Initiative der EU. Die Möglichkeiten, unsere Investitionen auszuweiten, waren noch nie so gut wie heute!

Meine Damen und Herren, 

eine Partnerschaft braucht Vertrauen, Respekt und gemeinsames Verständnis.

Ich weiß, dass wir diese Begriffe mit Leben füllen können. Wir haben die Ressourcen, das Können und den festen Willen dazu. Und wir haben gemeinsame Werte, die uns leiten.

Ich freue mich darauf, unsere Partnerschaft auf dem Finance in Common Summit in Cartagena im September weiter auszubauen.

Und ich hoffe, dass viele von Ihnen sich uns anschließen, um gemeinsam an einer nachhaltigeren, erfolgreichen Zukunft für Europa, Lateinamerika und die Karibik zu arbeiten.

Vielen Dank!