Wer beim Wettbewerb für Soziale Innovation gewinnen will, muss die Jury in drei Punkten überzeugen: Wirkung, Ideen und Teamqualität. Wir verraten Ihnen, worauf es der Jury ankommt.
In Kürze ist es wieder soweit: Das EIB-Institut läutet seinen jährlichen Wettbewerb für Soziale Innovation ein.
Ende September konkurrieren in Wien 15 Start-ups um ein Preisgeld von 70 000 Euro, das ihrem Projekt zum Durchbruch verhelfen könnte. Aber auch die Finalistinnen und Finalisten, die leer ausgehen, können im Austausch mit Gleichgesinnten ihren Wissenshorizont erweitern, Networking betreiben und Kontakte zu Investoren knüpfen.
Einige Teilnehmende hoffen, wissenschaftsbasierte Erfindungen zu vermarkten, andere wollen die Klimakrise bewältigen und wieder andere gesellschaftliche Probleme lösen. Auf der Bühne bleiben ihnen nur wenige Minuten, um die Jury zu überzeugen.
Der Druck ist hoch. Doch bei dem Event geht es nicht nur um eine bessere Welt, sondern es macht auch Spaß.
Komplexe Entscheidungen mit langfristigen Folgen
Die Jurymitglieder haben nur wenige Stunden, um sich ein Bild über die konkurrierenden Start-ups zu machen und zu entscheiden.
Justina Alders-Sheya ist Fondsmanagerin bei Triodos Investment Management und sitzt zum vierten Mal in der Jury. Das niederländische Unternehmen will mit seinen Investments Positives bewirken.
Sie weiß, dass die Jurymitglieder immer sehr intensiv diskutieren, vor allem weil die Bandbreite der Vorschläge so groß ist.
„Wie können wir bei der Auswahl Diversität sicherstellen und gleichzeitig globale Probleme angehen?“, fragt sich die Fondsmanagerin. „Welche oder welcher dieser drei, vier oder fünf Finalistinnen und Finalisten wird die größte Wirkung erzielen?“
Olivier de Guerre ist Gründer und Präsident der französischen Vermögensverwaltungsgesellschaft Phitrust, spezialisiert auf verantwortungsvolle Investments. Er war Juror bei allen elf Wettbewerben.
„Wir brauchen junge, mutige Leute, die Probleme anpacken, zu denen großen Unternehmen oder klassischen NGOs nichts einfällt“, erklärt er. „Für eine größere Wirkung brauchen sie Partner, die ihnen von Anfang an unter die Arme greifen und helfen, Kapital aufzutreiben. Nur so klappt es. Und für uns Investoren ist es sehr nützlich, Projekte zu finden, die wir später unterstützen könnten.“
Wie die Jury ihre Entscheidungen trifft
Für Jurorin Elena Casolari, Mitbegründerin des Fonds OPES Italia Sicaf EuVECA, der in italienische Impact-Unternehmen investiert, sind Zusammensetzung und Qualität des Teams ausschlaggebend.
„In erster Linie muss ein Team mit Herzblut hinter einer Idee stehen“, sagt sie. „Es muss gemeinsam an diese Idee glauben und gemeinsam kämpfen. Ein gutes Team kann finanzielle Durststrecken überwinden und ein nachhaltiges Unternehmen aufbauen.“
Alle drei Jurymitglieder betonen, dass die quantifizierbare Wirkung entscheidend ist.
„Ich muss die Leidenschaft und die Absicht dahinter spüren“, betont Elena.
Justina sagt: „Ich prüfe zuerst, ob das Projekt einen bestehenden Bedarf deckt. Das ist für mich das A und O. Wenn dem so ist, weiß ich, dass das Fundament gut ist und das Projekt etwas bewirken kann.“
Auch Olivier de Guerre hat eine Checkliste für erfolgreiche Start-ups: An erster Stelle stehen bei ihm die potenzielle soziale oder ökologische Wirkung und die Frage, ob er an ihre Vision glaubt. „Zweitens braucht es ein kompetentes Team, das das Projekt vorantreibt“, sagt er. „Und drittens einen Geschäftsplan, der belegt, dass genug Ressourcen in Form von Personal und Geld vorhanden sind.“
Als dienstältester Juror hat er einen besonderen Blick auf den Wettbewerb. Die Projekte sind jetzt qualitativ viel besser und die Pitches viel überzeugender, meint er.
„Erstens hat sich der Markt sehr stark entwickelt“, erklärt de Guerre. „Die Produkte, die uns heute vorgestellt werden, sind viel besser strukturiert, organisiert und entwickelt als noch vor elf Jahren. Zweitens hat sich der Wettbewerb sehr verändert. Die Qualität der Präsentationen und der Geschäftspläne ist heute deutlich besser. Das EIB-Institut hat die Teams dabei sicher tatkräftig unterstützt.“
Für Elena Casolari ist der Wettbewerb für Soziale Innovation Teil einer größeren Bewegung, die sozial und ökologisch engagierte Unternehmen wertschätzt.
„Wir sollten endlich begreifen, dass es keinen Zielkonflikt zwischen Wirkung und finanzieller Performance gibt“, sagt Casolari. „Wenn die Idee fundiert und wirklich solide ist, ist beides erreichbar.“
Wettbewerb für Soziale Innovation 2022
Interessierte können die Präsentationen im Rahmen des Wettbewerbs für Soziale Innovation 2022 online oder live vor Ort verfolgen.
Die Veranstaltung findet am 29. September 2022 in Wien am Erste Campus in der Grand Hall (Am Belvedere 1, 1100 Wien) statt.
Mit Unterstützung der Erste Group und der Erste Stiftung werden fünf Preise vergeben: ein Preis in der allgemeinen Kategorie in Höhe von 50 000 Euro, ein Preis in der Sonderkategorie der blauen oder grünen Wirtschaft in gleicher Höhe sowie zwei zweite Preise von jeweils 25 000 Euro. Zudem gibt es einen Publikumspreis von 10 000 Euro. Die Sonderkategorie der blauen Wirtschaft befasst sich mit den Ozeanen und Meeren, die grüne Kategorie mit ökologisch und sozial nachhaltigen Volkswirtschaften.