Italiens erste voll digitale, cloudbasierte Bank fördert Kleinbetriebe im Mezzogiorno – Schwerpunkt dabei: der Klimaschutz
Roberto Stasi ist Kreditreferent bei der EIB. Eines Morgens – er saß in seinem Büro in Luxemburg und schrieb an einem Bericht – ruft ihn ein Unternehmer an und fragt nach einem Kredit für digitale Bankdienstleistungen für kleine Firmen.
„Es wäre schön, wenn das Betriebe im Mezzogiorno wären“, meinte Stasi. „Dort braucht man unsere Hilfe am dringendsten.“
„Mezzogiorno“ ist der italienische Name für den Süden Italiens einschließlich Sizilien und Sardinien. Stasi kommt selbst von dort, aus der Region Basilikata. Die Gegend ist bekannt für ihre gute Küche, ihre alten Städte, malerische Strände und Nationalparks, aber sie ist auch eine der ärmsten Regionen des Landes.
Der Anrufer war Amiran Tsintsadze, ein Georgier, der seit seiner Kindheit in Italien lebt. Tsintsadze verantwortet das digitale Kreditgeschäft und Produktmanagement bei illimity, der ersten voll digitalen, cloudbasierten Bank Italiens. Ergebnis des Telefonats war eine EU-Finanzierung, die illimity mächtig Schub gab.
„Die EIB war ein Katalysator für unsere Mittelbeschaffung“, freut sich Tsintsadze.
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illimity sprengt Grenzen im Bankgeschäft
Fast 900 Leute beschäftigt illimity im Kreditgeschäft, 45 Prozent von ihnen sind Frauen. Ihre Kunden sind Firmen, die ehrgeizige Wachstumsprojekte verfolgen oder in Schwierigkeiten stecken, aber nicht aufgeben wollen.
Gegründet hat illimity 2019 der frühere Minister für wirtschaftliche Entwicklung Corrado Passera. Die Bank ist schnell gewachsen und zu einem Inkubator geworden für bahnbrechende Initiativen wie b-ilty, das erste Online-Kreditprogramm Italiens für Kleinbetriebe.
„Wir wollten raus aus der Zwangsjacke des herkömmlichen Firmenkundengeschäfts und Kleinunternehmen über die Hürden helfen, vor denen sie Tag für Tag stehen“, erklärt Passera.
Mit dem 100-Millionen-Euro-Kredit, den die EIB im April an illimity vergab, kann b-ilty Kleinbetrieben im Mezzogiorno und anderen Firmen bei ihrem Kampf gegen den Klimawandel unter die Arme greifen.
Das innovative Institut hatte sich bereits zum zweiten Mal an die Bank der EU gewandt. 2021 stellten Stasi und Tsintsadze über eine Milliarde Euro auf die Beine, um den Liquiditätsbedarf kleiner italienischer Unternehmen zu decken. Finanziert wurde das Ganze aus einem Programm gegen die wirtschaftlichen Folgen der Coronapandemie.
Digitales Banking hält Einzug im Geschäft mit Firmen
Während italienische Banken bei Privatkunden schon seit einiger Zeit auf digital umstellen, fangen sie bei Firmenkunden gerade erst damit an.
Die Digital-Banking-Plattform von b-ilty, die im Februar 2022 an den Start ging, bietet kleinen Unternehmen eine Vielzahl von Dienstleistungen:
- Kontoeröffnung
- gestraffte Kreditanträge
- vereinfachte Unterzeichnung
- effiziente Kassenkontoführung
- Zugang zu grundlegenden Betriebsmittelkrediten
- nahtlose Rechnungslegung und Berichterstattung
Die Firmen behalten alle ihre Aktiva umfassend im Blick und können in Sekundenschnelle auf ihre Finanzkennzahlen zugreifen.
„Kleinbetriebe können sich auf ihr Geschäft konzentrieren, anstatt ihre Zeit zwischen Papierbergen zu vergeuden“, bringt es Roberto Stasi auf den Punkt.
b-ilty in Süditalien
Die digitale Bank gibt die günstigen Zinsen der EIB an kleine Unternehmen weiter:
- 30 Prozent der Mittel gehen an Kleinbetriebe in EU-Kohäsionsregionen, vor allem Molise, Kampanien, Apulien, Basilikata, Kalabrien, Sizilien, Sardinien, Abruzzen, Umbrien und Marken.
- 20 Prozent fließen in Investitionen kleiner Firmen, die grüne Energie erzeugen, Treibhausgasemissionen senken oder die Energieeffizienz verbessern.
„Wir konnten damit das Wachstum einer europäischen Regionalbank und grüne Kredite für kleinere Projekte fördern“, begeistert sich EIB-Ökonomin Tatiana Bosteels, die an der Operation beteiligt war. „Wir sind an einer langfristigen Beziehung zu b-ilty interessiert, um künftig noch mehr und größere Klimaprojekte zu finanzieren.“
Digitale Bank mit menschlichem Antlitz
Laut dem European Small Business Finance Outlook 2022 waren 2021 rund 99,8 Prozent aller Firmen außerhalb des Finanzsektors kleine Unternehmen. Auf sie entfielen 64,4 Prozent aller Arbeitsplätze.
Kleine Unternehmen bieten also ein enormes Potenzial, das es auszuschöpfen gilt. Deshalb leiht ihnen illimity nicht nur Geld, sondern begleitet sie auch aktiv auf ihrem Wachstumspfad. b-ilty kümmert sich intensiv um den Bedarf der chronisch unterversorgten eine Million Kleinbetriebe in Italien, und das im ganzen Land und ohne die Betriebskosten eines Filialnetzes. Die Plattform analysiert in Windeseile Dutzende von Kennzahlen und gibt Kleinunternehmern eine klare Kreditantwort.
„Ein Betrieb weiß in wenigen Tagen, ob er einen Kredit bekommt oder nicht, und warum“, berichtet Tsintsadze. Drei oder vier Wochen später kann die Firma das Konto nutzen, das sie in 30 Minuten eröffnet hat – bei herkömmlichen Banken dauert allein die Eröffnung 30 Tage.
„Wir tun gerne Gutes, und das möglichst schnell“, resümiert Corrado Passera.