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    Philippe Guilluy sitzt bei einem Kaffee im Chez Daniel, einer beliebten Bar am Ufer der Seine unter der Pont Louis-Philippe. Von seinem Platz genießt er den Blick auf den Fluss. Seit Jahren wünscht sich der 60-jährige Anwalt, in Paris in der Seine zu schwimmen.

    „Wenn sie sauber ist, bin ich dabei“, sagt er und fügt hinzu, dass die Stadt die Wasserqualität regelmäßig prüft. „Jeden Tag schicken sie Taucher ins Wasser, und die werden nicht krank davon.“

    In der Seine zu schwimmen, ist verboten, auch wegen der vielen Bakterien im Wasser. Das galt schon vor den letzten Olympischen Spielen in Paris, die 1924 stattfanden. Aber jetzt sollte der Fluss sauber werden für die Freiwasser-Wettbewerbe über die Marathonstrecke und im Triathlon. Dafür hat Paris sämtliche Kläranlagen erneuert. Die größte davon ist Seine-Aval in der Gemeinde Achères, nordwestlich der Stadt. Die Europäische Investitionsbank beteiligt sich mit 250 Millionen Euro an der 1 Milliarde Euro teuren Sanierung der Anlage. Es ist der zweite Kredit der Bank für das Sanierungsprojekt, das Teil eines 3-Milliarden-Euro-Programms für eine saubere Seine ist.

    Die Bank unterstützt damit Investitionen von 473 Millionen Euro des Pariser Wasserversorgers Eau de Paris. Das Investitionsprogramm läuft seit 2021 und soll 2025 abgeschlossen werden.

    Guilluy und seine Freundin Mylene Le Clanche im Chez Daniel (EIB)

    Die Wasser-Challenge

    130 Millionen Euro vergibt die Bank für die Modernisierung des Leitungsnetzes. Hinzu kommen 5 Millionen Euro aus der Fazilität für Naturkapital, die für den Schutz des Wasserlaufs und der Artenvielfalt bestimmt sind. Das Wasserprojekt betrifft das Leitungsnetz der Hauptstadt innerhalb des Boulevard Périphérique, kurz „Périph“, der Paris als Stadtautobahn von allen Seiten umschließt.

    „Manche Abschnitte der Wasserleitungen in Paris sind über 100 Jahre alt, der Durchschnitt liegt bei etwa 80 Jahren“, sagt Marco Beroš, der als Lead Engineer in der Abteilung Wassermanagement bei der EIB arbeitet.



    Das Netz ist vielleicht alt, aber es ist noch ziemlich gut in Schuss.

    Paris bezieht sein Wasser aus verschiedenen Quellen. Ein Teil fließt über Aquädukte aus dem 19. Jahrhundert von der Normandie und Burgund nach Paris, der Rest aus weiteren Quellen in der Umgebung.

    Die Gesundheits- und Sicherheitsstandards sind hoch.In der Stadt verlaufen die Wasserleitungen in den unterirdischen Kanalisationsanlagen, zumeist entlang der Decke. So muss niemand die Erde aufgraben, um an die Leitungen zu gelangen.

    Bei dem Projekt werden jetzt „Dutzende oder Hunderte von Leitungen erneuert“, so Beroš.

    Im Gebiet innerhalb des Périph leben rund 2,1 Millionen Menschen. Zählt man Arbeitskräfte und Touristen hinzu, nutzen 3 Millionen Menschen täglich das Wassernetz.

    Und während der Olympischen Spiele und der Paralympics kommen noch mehr hinzu. 13 Wettkampfstätten gibt es im Stadtgebiet. Manche davon sind weltberühmt, wie das Tennisstadion Roland Garros. Andere wurden jetzt neu in den Teppich der Stadt eingewoben.

    Die Marathonstrecke führt vom Pariser Rathaus nach Westen, dann entlang der Seine und bis raus nach Versailles. Von dort geht es zurück ins Zentrum und südlich der Seine zum Ziel auf der Esplanade des Invalides. Beach-Volleyball, 3-gegen-3-Basketball, Skateboarden und Breakdance finden im Schatten des Eiffelturms und auf der Place de la Concorde statt – in Arenen, die nur für die Spiele errichtet wurden.

    Die olympische Marathonstrecke

    Stéphane Dechristé betreut als Kreditreferent bei der EIB in Paris die beiden Projekte für das Wasserleitungsnetz und die Kläranlage Seine-Aval. Er erwartet davon Verbesserungen für das tägliche Leben in der Hauptstadt. „Die beiden Projekte verbinden grundlegende Versorgungsleistungen mit der Gesundheit und dem Wohlbefinden von Menschen. Deshalb fühlt es sich gut an, daran mitzuarbeiten.“

    Mobilität und saubere Luft

    Die Region Paris hat in den letzten zehn Jahren fast 5 Milliarden Euro von der EIB erhalten. Einen Teil davon investiert sie in die Metro, etwa einen Abschnitt der neuen Linie 15, die die südlichen Vororte an die Innenstadt anbindet. Die Linie 15 gehört zum Großprojekt Grand Paris Express, das die Verkehrsanbindung im Großraum Paris verbessern soll, mit verlängerten Bus- und Straßenbahnlinien und neuen, automatischen Metrolinien. Mit einem separaten Kredit über 240 Millionen Euro finanziert die EIB auch die neuen Züge für die Linie 15.

    „Die Olympia-Fans haben auch etwas davon und können die neue Infrastruktur und die Züge nutzen, die wir mitfinanziert haben“, sagt Nicolas Lucien, der als Kreditreferent bei der EIB öffentliche Projekte betreut.

    Grand Paris Express ist eines der größten Projekte der EIB. Bislang beteiligt sich die Bank mit 3,5 Milliarden Euro an den Gesamtkosten von über 11 Milliarden Euro.

    Der 33 Kilometer lange südliche Abschnitt der Linie 15 verbindet Pont de Sèvres im Westen von Paris mit Noisy-Champs im Osten. An den 16 neuen Stationen gibt es Anschlüsse an Straßenbahnen, U-Bahnen und Züge, die in die Innenstadt und andere Gebiete im Großraum führen.

    Davon werden über eine Million Menschen profitieren, die in den Vororten leben. Rund 500 000 pendeln zur Arbeit in die Stadt, viele von ihnen derzeit mit dem Auto. Das neue, erweiterte öffentliche Verkehrsnetz verkürzt Fahrzeiten und bedeutet weniger Staus und weniger Emissionen.



    Anbindung macht Paris gerechter

    Die Region Île-de-France mit der Hauptstadt Paris ist vermutlich die reichste des Landes, aber auch eine, die unter großer Ungleichheit leidet.

    „Aus manchen Randgebieten braucht man zurzeit über eine Stunde bis in die Stadt“, sagt Caroline Lemoine, die als Senior Engineer bei der EIB arbeitet und Expertin für städtische Mobilität ist. „Wenn die Linie 15 fertig ist, verkürzt sich die Fahrt von einer Endhaltestelle zur anderen von 50 auf 35 Minuten. Die neue Metro wird auch andere Strecken entlasten, wie etwa die Hauptverbindungen der Regionalbahn RER. Davon haben Millionen Menschen etwas.“

    Das Projekt kommt den Menschen zugute, die in Paris leben, aber auch all jenen, die die Stadt jedes Jahr besuchen. Rechtsanwalt Guilluy hofft einfach nur, dass die Stadt ihr Versprechen hält und die Seine wieder zum Baden freigibt.

    „Seit Jahren warte ich darauf“, sagt er. „Ich möchte nicht noch länger warten.“