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Aleksandra Merchel-Koter kennt die Geschichten aus ihrer Kindheit. Schon ihr Vater und ihr Großvater waren bei der Bahn. „Es liegt mir buchstäblich im Blut“, sagt sie – und führt die Familientradition fort: Sie hat einen Abschluss in Bahntechnik von der Technischen Universität Gdańsk. Als Projektleiterin bei der Bahngesellschaft PKP Polskie Linie Kolejowe will sie Polens Schienennetz ausbauen und verbessern.

Seit über zehn Jahren arbeitet Merchel-Koter an einem Projekt, das ihr sehr am Herzen liegt: die Modernisierung der Bahnlinie 201 zwischen Koscierzyna und der Hafenstadt Gdynia im Norden Polens. Die Strecke bekommt ein zweites Gleis und wird elektrifiziert. Das verbessert den Frachtverkehr zum Gdyniaer Hafen. Außerdem verringert es die Überlastung von parallel verlaufenden Routen und verbessert die Mobilität der Menschen in der Region.

„Die Strecke war eigentlich zweigleisig geplant gewesen“, erklärt Merchel-Koter. „Wir kehren also lediglich zum ursprünglichen Plan zurück.“

Die EIB unterstützt das Projekt mit einem Kredit von 480 Millionen Euro, der im Juli 2024 unterzeichnet wurde. Der Ausbau steht im Zentrum einer mehrstufigen Bahnmodernisierung, die Bydgoszcz mit der Dreistadt-Region um Gdańsk, Sopot und Gdynia verbindet.



Lebensader für Nordpolen

Die Linie 201 wurde in den 1930er-Jahren für den neuen Hafen von Gdynia gebaut. Über sie wurde ursprünglich Kohle in die Nachbarländer transportiert. Fast 100 Jahre später funktioniert die Frachtverbindung in den Hafen immer noch – aber nicht mehr so effizient wie früher. Denn seit ihrem Bau ist kaum etwas geschehen. „Teile der Strecke werden nicht genutzt oder sind nicht elektrifiziert“, erklärt Merchel-Koter.

Doppelt geht schneller: So lange dauert die Fahrt für Güter und Passagiere bei einer eingleisigen und einer zweigleisigen Verbindung
Dawid Fusiek

Nach der Modernisierung können mehr Züge die Strecke befahren, und das mit höheren Geschwindigkeiten. Denn dank eines zweiten Gleises ist ein gleichzeitiger Verkehr in beide Richtungen möglich. Wo die Züge bisher auf die Freigabe von Streckenabschnitten warten mussten, was zu Verzögerungen führte, haben sie dank des zweigleisigen Ausbaus freie Fahrt.

Zwischen den Bahnhöfen Gdańsk Osowa und Gdynia Główna wird außerdem noch ein drittes Gleis gelegt. Das gibt dem Gütertransport vom und zum Hafen weiteren Schub. „Eine gute Anbindung des Hafens von Gdynia ist nicht nur für die Region entscheidend, sondern für das gesamte Land“, sagt Merchel-Koter.



Mehr Mobilität in Polen

Die Modernisierung einer Bahnstrecke ist schwierig. Ohne die richtige Planung und eine stabile Finanzierung läuft nichts. Gleichzeitig muss der Bahnbetreiber weiter für einen reibungslosen Betrieb sorgen, damit Fahrgäste und Fracht von den Arbeiten nicht ausgebremst werden.

Mit dem Kredit der Europäischen Investitionsbank kann PKP Polskie Linie Kolejowe das ehrgeizige Projekt vorantreiben. Das Unternehmen baut neue und modernisiert alte Bahnhöfe. Außerdem bereitet es das Europäische Zugsicherungs- und Zugsteuerungssystem ETCS vor. Das ist ein standardisiertes Signalsystem für mehr Sicherheit, Interoperabilität und Effizienz der Bahnen in Europa.

„Das Projekt bringt mehr Menschen zum Zugfahren und verlagert mehr Güterverkehr auf die Schiene“, sagt EIB-Kreditreferent Adam Gephard. „Außerdem kurbelt es die regionale Entwicklung an und verbessert den Zugang zu nachhaltiger Mobilität.“

 „Ziel ist es, das Reisen grüner, schneller und effizienter zu machen und gleichzeitig das Wachstum der Region zu stärken.“



Besser und grüner Bahn fahren

Die Modernisierung der Verbindung zwischen Koscierzyna und Gdynia hat einen weiteren Vorteil: Mehr Züge bedeuten weniger Überfüllung. Das freut die Reisenden, darunter auch die Touristen.

„Die Strecke bedient Ausflugs- und Urlaubsziele wie die Kaschubei. Entsprechend voll sind die Züge an den Wochenenden“, so Merchel-Koter. „Und während des Schuljahres sind da natürlich noch die Schülerinnen und Schüler.“

Das Projekt hat darüber hinaus auch eine grüne Dimension.

Plan für die Modernisierung eines Bahnhofs auf der Strecke
PKP

„Eine bessere Zugverbindung lässt mehr Leute auf die Schiene umsteigen. Das ist nachhaltiger als Fliegen oder Autofahren“, sagt William Sugrue, Schienenexperte bei der EIB. „Und die Elektrifizierung bedeutet geringere Kosten und weniger Umweltverschmutzung. Denn elektrische Züge sind leichter zu warten und sauberer als die alten Dieselloks.“