Seit über 25 Jahren ist die Vasco-da-Gama-Brücke ein Wahrzeichen Lissabons, das die Mobilität und das Leben der Menschen in der Stadt verändert hat – auch mithilfe der EIB

Im März 1998 eröffnete Portugal ein symbolträchtiges Bauwerk: die Vasco-da-Gama Brücke, benannt nach dem berühmten Seefahrer, der den Seeweg nach Indien entdeckte. Die Brücke ist nicht nur ein Symbol für die reiche Geschichte Portugals und eine beachtliche technische Leistung, sie hat neben dem Stadtbild auch das Leben und die Mobilität der Menschen in der Region radikal verändert.

Diese Veränderung zeigt sich besonders in der Entwicklung der beiden Gemeinden Montijo und Alcochete, gerade im Tourismus und Handel. Auch in der umliegenden Region ist der Wandel sichtbar, unter anderem in Form einer besseren Verkehrsanbindung. Über 62 000 Fahrzeuge überqueren die Brücke täglich. Tausende Menschen auf beiden Seiten des Tejos profitieren von der neuen Verbindung.

Ein erheblicher Beitrag zu dem Projekt stammt aus dem Kohäsionsfonds der Europäischen Union und einem Kredit der Europäischen Investitionsbank (EIB). Dies zeigt, wie die EU Projekte fördert, die die Infrastruktur und den Zusammenhalt in der Union stärken.

„Die EIB hat einen Kredit von 299 Millionen Euro vergeben. Damit hat sie zusätzliche Mittel mobilisiert und es ermöglicht, dass das Projekt termin- und budgetgerecht fertiggestellt wurde“, erinnert sich Nuno Ascenso Pires, der bei der EIB den öffentlichen Sektor in Portugal betreut. „Das Ergebnis ist nicht nur eine Brücke, sondern auch ein langfristiger Impuls für die wirtschaftliche Entwicklung und die Verkehrsinfrastruktur in Portugal.“

Ein Vorzeigeprojekt entsteht

37 Monate hat der Bau der Brücke gedauert, von Februar 1995 bis März 1998.

Wichtig dabei war vor allem die Stabilität: Die Brücke wurde so geplant, dass sie Windstärken von bis zu 250 Stundenkilometern standhält – und sogar einem 4,5-mal so starken Erdbeben wie dem verheerenden Beben von 1755 in der Stadt.

>@Lusoponte
© Lusoponte

Um die Brückenpfeiler zu stützen, wurden zunächst lange Bohrpfähle tief in das Flussbett getrieben. Im Falle der beiden Pylone sind die Fundamente so ausgelegt, dass sie dem Aufprall eines 30 000-Tonnen-Schiffs standhalten.

Beeindruckend ist auch das Design der Brücke: Der Fahrbahnträger hängt in einer Höhe von 47 Metern über der Wasseroberfläche an Spannseilen, die an den 150 Meter hohen Pylonen befestigt sind.

So können mittelgroße Schiffe die Brücke passieren, ohne dass der Verkehr auf und unter dem Bauwerk beeinträchtigt wird. Die Länge der Fahrbahn, einschließlich der Brückenzufahrten, beträgt 17,2 Kilometer.

Insgesamt haben bei dem Projekt rund 3 300 Arbeiter 100 000 Tonnen Stahl verbaut.

Die Vasco-da-Gama-Brücke ist nach wie vor die längste Brücke in Europa. „Ihr Bau war angesichts der Größenordnung alles andere als einfach. Die technischen Herausforderungen waren enorm, etwa mit Blick auf die Stabilität und die komplexe Logistik in einem so großen Areal“, erklärt António Rosa, Geschäftsführer von Lusoponte, dem Betreiber des Brückenkolosses. Das Konsortium spielte bei der Umsetzung des ambitionierten Projekts eine entscheidende Rolle.

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© Lusoponte

Den Umweltschutz im Blick

Da die Brücke das Naturschutzgebiet am Mündungsdelta des Tejos durchquert, war ein umfassendes Umweltschutzprogramm erforderlich, um die biologische Vielfalt so wenig wie möglich zu beeinträchtigen – insbesondere mit Blick auf die Wasser- und Zugvögel, die das Gebiet als Brut- und Futterplatz nutzen.

„Eine der größten Herausforderungen war es, die Umweltauswirkungen auf die ökologisch so wichtige Tejo-Mündung zu minimieren. Wir haben das schließlich mit verschiedenen Maßnahmen geschafft und die Tier- und Pflanzenwelt geschont. Darauf sind wir sehr stolz.“

Die Umweltmaßnahmen brachten besondere technische Herausforderungen mit sich: Es wurde so gebaut, dass die Feuchtgebiete unter der Brücke intakt blieben. Auch bei der Brückenbeleuchtung wurde auf den Schutz des Ökosystems des Tejos geachtet, indem die Lichtverschmutzung reduziert wurde.

Eine Brücke für die Zukunft

Seit ihrer Einweihung hat sich die Vasco-da-Gama-Brücke zu einer wichtigen Verkehrsader entwickelt: Täglich überqueren hier mehr als 62 000 Fahrzeuge den Fluss.

In den Gemeinden Montijo und Alcochete wächst durch die direkte Anbindung an Lissabon die Bevölkerung und die Wirtschaft.

Weitere positive Effekte sind der Ausbau des öffentlichen Personenverkehrs in der Region sowie mehr Geschäftsinvestitionen. All das tut der Wirtschaft in der Region gut. Zudem arbeiten viele der neuen Bewohnerinnen und Bewohner in Lissabon in qualifizierten Positionen und heben so das Pro-Kopf-Einkommen der Region.

Die Vasco-da-Gama-Brücke ist damit mehr als ein beeindruckendes Bauwerk – sie ist eine Brücke für die Zukunft. Sie verbindet Mensch, Wirtschaft und Kultur und zeigt eindrucksvoll, wie Zusammenarbeit und Investitionen in großem Stil unser aller Leben verbessern können.

Nicht umsonst wurde sie im Laufe der Jahre für ihr außergewöhnliches Design und ihre transformative Wirkung auf die Region ausgezeichnet. Bessere Verkehrsverbindungen und Impulse für die Wirtschaft – für all das steht die Brücke. Vor allem aber ist sie ein Symbol für die menschliche Fähigkeit, große technische und ökologische Herausforderungen zu überwinden.