Suche starten De menü de ClientConnect
Suche starten
Ergebnisse
Top-5-Suchergebnisse Alle Ergebnisse anzeigen Erweiterte Suche
Häufigste Suchbegriffe
Meistbesuchte Seiten

Mehr als nur ein Teich

EU-Projekt schützt serbische Feuchtgebiete im Kampf gegen den Klimawandel

Feuchtgebiete sind der Lebensraum von 40 Prozent aller Arten weltweit, aber sie verschwinden dreimal so schnell wie unsere Wälder. Tausende von Pflanzen und Tieren sind vom Aussterben bedroht.

Auch Serbien erlebt immer häufiger Hitzewellen und Überschwemmungen. Das Land muss dringend seine wertvollen und produktiven Ökosysteme schützen – für das Klima und den Erhalt der Artenvielfalt.

„Feuchtgebiete speichern große Mengen an Kohlenstoff. Damit verringern sie die CO2-Konzentration in der Atmosphäre und bremsen die Erderwärmung“, sagt Tanja Vukov, Evolutionsbiologin und Expertin für Feuchtgebiete am Siniša-Stanković-Institut für biologische Forschung in Belgrad.

„Sie sind auch wichtig für die Regulierung des Mikroklimas und schützen vor extremen Wetterbedingungen. Wenn wir sie renaturieren und erhalten, könnten wir das Risiko einer Klimakatastrophe um 30 Prozent senken.“

Urbanisierung, Landwirtschaft, Verschmutzung und die Ausbeutung von Ressourcen – all dies belastet Feuchtgebiete. Um gegenzusteuern, brauchen wir strengere Vorschriften und müssen Umweltstandards durchsetzen. Vor allem müssen wir den Menschen bewusst machen, wie wichtig diese Naturschätze sind.

Serbien hat dazu die Kampagne „Mehr als nur ein Teich“ gestartet, als Teil der Initiative EU für die Grüne Agenda in Serbien. Aufklären und Handeln ist das Ziel: Die Öffentlichkeit soll erfahren, welche Vorteile Feuchtgebiete für Mensch und Umwelt haben. Unternehmen, Verwaltungen, wissenschaftliche Einrichtungen und zivilgesellschaftliche Organisationen sollen Vorschläge machen, wie sich diese Landschaften schützen lassen.



UNDPSerbia

Anpassung an veränderte Wettermuster

Serbien spürt die Folgen des Klimawandels bereits deutlich. Immer öfter kommt es zu extremen Wetterereignissen. Mehr als fünf Hitzewellen pro Jahr sind mittlerweile normal. Gleichzeitig fallen Niederschläge seltener als mäßiger Regen und öfter als Starkregen. Mit Hagel ist bis Ende des Jahrhunderts um 80 Prozent häufiger zu rechnen.

„In Zeiten des Klimawandels kämpft Serbien mit heftigeren Dürrephasen“, so Vukov. „Dadurch sinkt nicht nur der Pegel von Flüssen, Seen und Teichen. Die Trockenheit bedroht auch Moore und damit einzigartige und äußerst wichtige Feuchtgebiete.“

„Moore enthalten Torf, eine dichte Schicht von zersetzten Pflanzenresten. Torfmoore binden weltweit fast doppelt so viel Kohlenstoff wie die Wälder und sind damit unschätzbar wichtig für das Klima.

Wasserspeicher und Schwämme

Feuchtgebiete sind natürliche Speicher: Mit dem Wasser, das sie in Nassperioden aufnehmen, mildern sie den Effekt von Trockenphasen. Gleichzeitig saugen sie wie Schwämme überschüssiges Wasser auf und verhindern so bei starken Niederschlägen, dass Flüsse überlaufen und Wohngebiete überschwemmt werden.

„Wenn wir natürliche Wasserläufe wiederherstellen und Feuchtgebiete wieder miteinander verbinden, können wir diese Gebiete wieder in einen guten Zustand bringen“, erklärt Vukov.

„Zwischen den Feuchtgebieten schaffen wir Korridore, in denen wir heimische Gewächse anpflanzen – Lebensräume, in denen Tiere sich bewegen, paaren und vermehren können. Damit bewahren wir die genetische Vielfalt und verringern das Risiko, dass Arten aussterben. Indem sie Lebensräume verbinden, unterstützen diese Korridore natürliche Abläufe wie die Bestäubung, die Samenausbreitung und den Nährstoffkreislauf.

UNDPSerbia

Ein Paradies für Vögel

 

Das „Vogelparadies“ Obedska Bara zählt zu den wichtigsten Lebensräumen für Vögel in Serbien. Aber es ist bedroht. Ein Problem ist die Eutrophierung – die Überversorgung von Gewässern mit Nährstoffen wie Stickstoff und Phosphor. Das führt zu unkontrolliertem Algenwachstum, das dem Wasser Sauerstoff entzieht und damit andere Pflanzen und Tiere gefährdet. Plötzliche Überschwemmungen und sonstige Veränderungen im Wasserhaushalt könnten das Gebiet noch mehr aus dem Gleichgewicht bringen.

Dank der neuen Initiative kann Serbien nun in diesem besonderen Naturschutzgebiet, das sich über 9 820 Hektar im Süden der Region Srem erstreckt, eine neuartige naturbasierte Lösung umsetzen: Auf 25 Hektar Feuchtwiesen, Marschland und Waldsäumen sollen Wasserbüffel angesiedelt werden und grasen. Sie helfen, invasive Pflanzenarten zu verdrängen, und schaffen freie Wasseroberflächen für Vögel, die dann wieder zahlreicher im Marschland nisten.

Ein Schlüssel zum Erhalt der biologischen Vielfalt

Die Kampagne „Mehr als nur ein Teich“ wird von der die schwedischen Agentur für internationale Entwicklungszusammenarbeit (Sida) gefördert, die unter der Initiative „EU für die Grüne Agenda in Serbien“ Gelder dafür bereitstellt. Diese technisch und finanziell von der EU unterstützte Initiative wird in Partnerschaft mit dem Ministerium für Umweltschutz durchgeführt und vom Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen zusammen mit Schweden und der Europäischen Investitionsbank umgesetzt. Weitere Gelder dafür kommen vom schwedischen Staat, von der Schweiz und von Serbien selbst.

Die Europäische Investitionsbank hilft in diesem Fall mit technischer Hilfe für Finanzinstitute und Unternehmen bei der Finanzierung von Umweltprojekten.

„Feuchtgebiete bieten einen vielfältigen Nutzen für Umwelt und Menschen“, sagt Paul Collins, Erster Sekretär der schwedischen Botschaft in Belgrad. 

„Vom Erhalt der Artenvielfalt und der Verringerung von Überschwemmungsrisiken über die Wasserreinigung bis hin zur Speicherung von Kohlendioxid spielen diese empfindlichen Ökosysteme eine Schlüsselrolle beim Schutz des natürlichen Gleichgewichts und für das Wohlergehen der Menschen.“