„Dieses Jahr haben wir die tragischen Folgen der extremen Wetterereignisse in Mitteleuropa erlebt. Zuletzt in meinem Heimatland Spanien, wo viele Menschen starben und Tausende obdachlos wurden. Die Auswirkungen des Klimawandels sind weltweit zu spüren – in Pakistan ebenso wie in der Karibik und in North Carolina. Die Menschen wissen, dass wir jetzt handeln müssen, um uns an den Klimawandel anzupassen und die Auswirkungen möglichst gering zu halten. Das hat die heute veröffentlichte Umfrage bestätigt. Zudem ist ein geordneter Übergang auch wirtschaftlich am sinnvollsten. Jeder Euro, den wir in Vorbeugung und Vorbereitung investieren, spart uns fünf bis sieben Euro für die Reparatur von Schäden.“
Fast drei Viertel der Menschen in der Europäischen Union rechnen damit, dass sie wegen des Klimawandels ihre Lebensweise ändern müssen. Das geht aus der jüngsten jährlichen Klimaumfrage der Europäischen Investitionsbank (EIB) hervor. Die Befragten nannten den Klimawandel nach den Lebenshaltungskosten als zweitgrößte Herausforderung ihres Landes.
Viele sind überzeugt: Jetzt mehr in Klimaanpassung zu investieren, hilft nicht nur der Wirtschaft, sondern beugt auch höheren Kosten in der Zukunft vor.
Die EIB veröffentlicht heute ihre siebte jährliche Klimaumfrage. Darin äußern sich mehr als 24 000 Menschen in der EU und in den USA zum Klimawandel. Auf europäischer Seite haben 24 148 Befragte an der Umfrage teilgenommen, die im August 2024 durchgeführt wurde.
Die wichtigsten Ergebnisse
- 94 % der Europäerinnen und Europäer halten Klimaanpassung in ihrem Land für wichtig; 50 % von ihnen sagen, das Thema müsse Priorität haben
- 86 % gehen davon aus, dass Investitionen in Anpassung Arbeitsplätze schaffen und die lokale Wirtschaft ankurbeln können
- 85 % sagen: Jetzt in Klimaanpassung zu investieren, beugt höheren Kosten in der Zukunft vor
Naturkatastrophen werden häufiger und heftiger. Der Klimawandel fordert einen zunehmend höheren wirtschaftlichen Tribut. Und die Wissenschaft warnt, dass solche Katastrophen immer teurer werden dürften. Laut einem Bericht der Europäischen Umweltagentur[1] ist Europa aktuell der Kontinent mit der stärksten Erwärmung, und mit steigenden Temperaturen dürfte auch Extremwetter häufiger werden. Das birgt große Herausforderungen für die Infrastruktur und bedroht die Stabilität der Wasser- und Lebensmittelversorgung weltweit. Und es zeigt, dass wir dringend umfassende Anpassungsstrategien brauchen.
Priorität und wirtschaftliche Chance
Für die europäischen Befragten ist der Klimawandel nach den Lebenshaltungskosten die zweitgrößte Herausforderung ihres jeweiligen Landes.
In diesem Zusammenhang gab es folgende Ergebnisse:
- 94 % der Europäerinnen und Europäer halten eine Anpassung an den Klimawandel für notwendig. 50 % sagen, die Klimaanpassung sei in den kommenden Jahren in ihrem Land eine Priorität. In Südeuropa[2] sind 65 % dieser Meinung; der Wert liegt 15 Prozentpunkte über dem EU-Durchschnitt und zeigt, dass sich die Menschen im Süden Europas größere Sorgen machen.
Die Klimaanpassung wird auch als wirtschaftliche Chance und langfristige Investition verstanden:
- 86 % der Europäerinnen und Europäer sagen, Investitionen in Klimaanpassung könnten Arbeitsplätze schaffen und die lokale Wirtschaft ankurbeln.
- 85 % sind der Meinung, man müsse jetzt in die Anpassung investieren, um höhere Kosten in der Zukunft zu vermeiden.
Klimawandel und Änderung der Lebensweise
Die Menschen in Europa erkennen nicht nur das wirtschaftliche Potenzial einer Anpassung an den Klimawandel, sie sehen nach persönlichen Erfahrungen mit Extremwetter auch dringenden Handlungsbedarf:/p>
- 80 % der Europäerinnen und Europäer (89 % in Südeuropa) haben in den vergangenen fünf Jahren mindestens ein Mal Extremwetter erlebt. Genauer gesagt haben 55 % extreme Hitze und Hitzewellen erlebt (73 % in Spanien, 71 % in Rumänien), 35 % haben Dürren kennengelernt (62 % in Rumänien, 49 % in Spanien), und 34 % haben schwere Stürme oder Hagel erlebt (62 % in Slowenien, 49 % in Kroatien).
Die Folgen von Extremwetter sind konkret und vielfältig.
- 68 % der Befragten in Europa haben eigenen Angaben zufolge mindestens eine direkte Folge von Extremwetter erlebt. Bei 21 % waren es Verkehrsstörungen, bei 20 % Stromausfälle oder Probleme bei der Energieversorgung, 20 % hatten gesundheitliche Probleme, und 19 % berichten von zerstörten Waldflächen oder Naturgebieten in der Nähe ihres Wohnorts.
In diesem Zusammenhang wissen die Europäerinnen und Europäer, dass es ohne Anpassung nicht geht:
- 72 % der Menschen in Europa (81 % in Südeuropa) haben erkannt, dass sie ihre Lebensweise wegen des Klimawandels ändern und anpassen müssen.
- 35 % vermuten, dass sie an einen sicheren Ort umziehen müssen, vielleicht auch nur lokal, um Überschwemmungen, Waldbränden oder anderen Formen von Extremwetter zu entgehen.
- 28 % sagen, sie müssen in eine kühlere Region oder ein kühleres Land ziehen.
Wer sich persönlich an den Klimawandel anpassen will, braucht geeignete Informationen. Erfreulicherweise fühlen sich 71 % der Europäerinnen und Europäer gut darüber informiert, was sie tun können, um ihre Wohnungen und Häuser sowie ihre Lebensweise wirksam anzupassen. Allerdings weiß eine Mehrheit (60 %) nicht, welche staatlichen Hilfen oder finanziellen Anreize es für solche Maßnahmen gibt.
Prioritäten bei der Anpassung
Die folgenden Maßnahmen haben für Europäerinnen und Europäer bei der lokalen Klimaanpassung Priorität:
- Abkühlung der Städte (42 %)
- Verbesserung der Infrastruktur, z. B. bessere Entwässerungs- und Hochwasserschutz-Systeme, Unwetter-Schutzräume oder stabilere Stromnetze (39 %)
- Aufklärung der Öffentlichkeit über sinnvolles Verhalten, um sich auf Extremwetter vorzubereiten und es zu überstehen (38 %)
Die Frage, wer für die Klimaanpassung bezahlen sollte, beurteilen die Befragten so:
- Über ein Drittel (35 %) findet, Unternehmen und Branchen, die am stärksten zum Klimawandel beitragen, sollten die Kosten tragen
- Ein weiteres Drittel (32 %) würde die Kosten gleichmäßig auf alle verteilen
- 15 % meinen, wohlhabendere Personen sollten die Kosten über höhere Steuern tragen
Wer soll bei der Anpassung zuerst unterstützt werden?
- 38 % sagen, alle sollten gleich gefördert werden
- 28 % sagen, ältere Menschen sollten Vorrang haben
- 23 % sagen, Menschen in Hochrisikogebieten sollten vorrangig unterstützt werden
In der Frage, wer überhaupt bei der Anpassung unterstützt werden soll, blicken die Befragten über den lokalen Tellerrand hinaus. Die meisten Europäerinnen und Europäer (57 %) sehen bei der Unterstützung von Anpassungsmaßnahmen einen globalen Handlungsbedarf. Sie sagen, ihr Land sollte den am stärksten betroffenen Entwicklungsländern mehr helfen, sich an die zunehmenden Folgen des Klimawandels anzupassen.
[1] Europa ist nicht auf die sich rasant verschärfenden Klimarisiken vorbereitet | Europäische Umweltagentur.
[2] Spanien, Portugal, Italien, Griechenland, Kroatien, Zypern und Malta.
Hier die Ergebnisse für die folgenden Länder:
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Thomas Froimovici
Europäische Investitionsbank98-100, boulevard Konrad Adenauer
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