- Finanzierungen der EIB in ärmeren EU-Regionen konnten wirtschaftliche Folgen der Coronapandemie abfedern
- 2021 vergab EIB-Gruppe 36,6 Milliarden Euro für EU-Kohäsionsregionen; das waren 46,8 Prozent ihres Jahresvolumens
- Klima- und Kohäsionsziele hängen zusammen, sie verstärken sich gegenseitig
Die Finanzierungen der Europäischen Investitionsbank-Gruppe (EIB-Gruppe) zur Unterstützung der EU-Kohäsionspolitik haben geholfen, die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie einzudämmen. Nun könnten sie dazu beitragen, kurzfristige Folgen des Ukrainekriegs abzufedern. Das geht aus einem neuen Bericht über die Tätigkeit der EIB-Gruppe in den EU-Kohäsionsregionen hervor.
Die Förderung des Zusammenhalts gehört seit Gründung der Bank im Jahr 1958 zu ihrem Kerngeschäft. Unter dem langfristigen EU-Haushalt 2014–2020 unterstützte die EIB-Gruppe Kohäsionsregionen mit rund 630 Milliarden Euro. Das entsprach etwa 16 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) der EU. Dem neuen Bericht zufolge bewirken diese Investitionen langfristige Vorteile, die über die Eindämmung unmittelbarer wirtschaftlicher Schocks hinausgehen. Durch die zwischen 2014 und 2020 geförderten Investitionen dürfte das BIP der EU bis 2040 um schätzungsweise 4,7 Prozent gegenüber dem Basisszenario steigen. Dabei könnten weitere 3,2 Millionen Arbeitsplätze entstehen.
Der Bericht zur Wirkung der Kohäsionsförderung knüpft an die neue Orientierung zur Kohäsion der Bank vom Oktober 2021 an und untersucht, inwiefern die EIB-Gruppe vergangenes Jahr in den betreffenden Regionen zu den Kohäsionszielen beitrug, in welchen Bereichen und Ländern sie aktiv war, inwieweit sie die UN-Nachhaltigkeitsziele förderte und welche Ergebnisse in den einzelnen Sektoren erzielt wurden. Er enthält Fallstudien aus der gesamten EU, umreißt die wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen in den Kohäsionsregionen und analysiert, was die Gruppe mit ihren Finanzierungen auf makroökonomischer Ebene erreicht hat.
Zum vollständigen Bericht
EIB-Vizepräsidentin Lilyana Pavlova: „In Anbetracht der Herausforderungen, vor denen die Europäische Union und ihre Mitgliedstaaten stehen, baut die EU-Bank ihre Kohäsionsfinanzierungen und die flankierende Beratung aus. Denn aus dem Bericht, den wir in dieser Form erstmals veröffentlichen, geht klar hervor, dass diese Förderung der EIB den Menschen und Unternehmen zugutekommt. Wir hoffen, damit auch Führungskräften aus Politik und Wirtschaft Anregungen zu liefern, wie sie die Instrumente der EIB-Gruppe für ihre Regionen am besten nutzen können.“
Alain Godard, geschäftsführender Direktor des EIF: „Der erste Bericht über unsere Kohäsionsförderung zeigt, dass die 16,8 Milliarden Euro, die wir 2021 unterzeichnet haben, kleinen und mittleren Unternehmen in den weniger entwickelten Regionen Europas eine wirksame Hilfe sind. Der Zusammenhalt ist ein vorrangiges strategisches Ziel des EIF, dem wir einen Großteil unserer künftigen Tätigkeit widmen werden.“
Tätigkeit der EIB-Gruppe in Kohäsionsregionen nach Ländern
2021 unterstützte die EIB-Gruppe Projekte in den EIB-Kohäsionsregionen mit 36,6 Milliarden Euro. Das entsprach 41,5 Prozent aller Finanzierungen, die die EIB 2021 in der EU vergab, und lag deutlich über dem Anteil der Kohäsionsregionen an der Wirtschaftsleistung der EU (35 Prozent des BIP). Mit ihren Finanzierungen unterstützte die EIB in Kohäsionsregionen Projekte im Volumen von 47,3 Milliarden Euro. Dabei war Polen der größte Empfänger (4,5 Milliarden Euro), gefolgt von Frankreich (3,3 Milliarden Euro) und Spanien (2,7 Milliarden Euro). Im Verhältnis zur Größe ihrer Volkswirtschaft erhielten Griechenland (1,6 Milliarden Euro), die Tschechische Republik (0,9 Milliarden Euro) und Rumänien (0,8 Milliarden Euro) ebenfalls einen erheblichen Anteil der Kohäsionsmittel.
Der EIF unterzeichnete 2021 Geschäfte von insgesamt 16,8 Milliarden Euro. Sie kamen kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) und anderen förderfähigen Endkunden in Kohäsionsregionen in 25 der 27 EU-Mitgliedstaaten zugute. Bereitgestellt wurden die Mittel hauptsächlich über Kredite, Garantien und Eigenkapitalfinanzierungen. In absoluten Zahlen am meisten profitieren dürften von den 2021 unterzeichneten EIF-Geschäften Kohäsionsregionen in Portugal, Italien und Spanien. Gemessen am BIP fiel die EIF-Unterstützung für Kohäsionsgebiete 2021 jedoch wahrscheinlich in Bulgarien und Kroatien höher aus.
Zusammenhang zwischen Klima und Kohäsion
Investitionen in Klimaschutz und eine nachhaltige Umwelt gehen nicht zulasten der Kohäsionsziele. Im Gegenteil: Klimainvestitionen können entscheidend dazu beitragen, die Kohäsionsziele der EU zu erreichen und der grünen Wende den Weg zu ebnen.
Die verstärkte Förderung von Klima- und Umweltprojekten ist besonders in den Kohäsionsregionen wichtig, weil die öffentliche Hand dort bislang weniger in Klimaschutz, Klimaanpassung und ökologische Nachhaltigkeit investiert hat. Viele Kohäsionsregionen sind auch in größerem Maße Klima- und Umweltbedrohungen ausgesetzt und potenziell stärker von den sozialen und wirtschaftlichen Herausforderungen der Dekarbonisierung betroffen als andere Regionen.
In der Praxis zeigen die Finanzierungsdaten für 2021, dass die Prioritäten Klima, ökologische Nachhaltigkeit und Kohäsion ineinander greifen: 23 Prozent der vergebenen Mittel fördern sowohl Klimaschutz und ökologische Nachhaltigkeit als auch die Kohäsion.
Hintergrundinformationen
Die Europäische Investitionsbank (EIB) ist die Einrichtung der Europäischen Union für langfristige Finanzierungen. Ihre Anteilseigner sind die Mitgliedstaaten der EU. Die EIB vergibt langfristige Mittel für solide Projekte, die den Zielen der EU entsprechen. Die Finanzierung von Projekten, die den wirtschaftlichen, sozialen und territorialen Zusammenhalt in der Europäischen Union stärken, zählt seit Gründung der EIB im Jahr 1958 zu ihrem Kerngeschäft.
Die Kohäsionsfinanzierungen der Bank decken das gesamte Wirtschaftsspektrum ab und müssen unter mindestens einen der vier Förderbereiche der EIB fallen: nachhaltige Städte und Regionen, nachhaltige Energie und natürliche Ressourcen, Innovation, Digitalisierung und Humankapital sowie KMU. Zu den von der EIB geförderten Kohäsionsregionen gehören weniger entwickelte Gebiete (Pro-Kopf-BIP von weniger als 75 Prozent des EU-Durchschnitts) und Übergangsregionen (75–100 Prozent des EU-Durchschnitts) wie auf der Karte der Kohäsionsregionen der EU dargestellt.
Der Europäische Investitionsfonds (EIF) gehört zur EIB-Gruppe. Er verhilft kleinen und mittleren Unternehmen in Europa über eine Vielzahl ausgewählter Finanzintermediäre zu besseren Finanzierungsmöglichkeiten. Der EIF konzipiert, fördert und implementiert Eigenkapital- und Fremdfinanzierungsinstrumente für KMU. Damit unterstützt er die Ziele der EU in den Bereichen Unternehmertum, Wachstum, Innovation, Forschung und Entwicklung, grüner und digitaler Wandel sowie Beschäftigung.