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EIB-Präsidentin Nadia Calviño eröffnet mit ihrer Rede über die Fortschritte der European Tech Champions Initiative die Veranstaltung „Tech Champions Made in Europe“ am 30. November 2024 in Madrid


©Mauricio Skrycky/ EIB

Bevor ich die heutige Veranstaltung über die European Tech Champions Initiative eröffne und über die verstärkte Unterstützung der EIB-Gruppe für europäische Scale-ups spreche, möchte ich im Namen der Europäischen Investitionsbank-Gruppe allen Menschen in Spanien unsere Bestürzung über die schreckliche Katastrophe aussprechen und ihnen unsere Hilfe und Solidarität zusichern. Unsere Gedanken sind vor allem bei all jenen, die einen geliebten Menschen, ihre Wohnung oder ihr Hab und Gut verloren haben.

Ich möchte mich auch bei allen Rettungs- und Sicherheitskräften bedanken, die zuverlässig ihre Pflicht erfüllt und in dieser dramatischen Situation ihren Einsatz, ihren Mut und ihre Professionalität unter Beweis gestellt haben.

Solche Ereignisse zeigen, wie dringend notwendig Investitionen in Resilienz, Klimaanpassung und Klimaschutz sind. Genau darum ging es letzte Woche auf der Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank in Washington. Das Thema zog sich wie ein roter Faden durch sämtliche Sitzungen. Wie können wir grüne Finanzierungen mobilisieren? Wie finanzieren wir die notwendigen Investitionen, um dem Klimawandel zu begegnen, der in unserem Alltag immer deutlicher sichtbar wird?

Das Gute ist: Es geht dabei um Investitionen, die sich wirklich lohnen. Jeder in Resilienz und Vorsorge investierte Dollar spart fünf bis sieben Dollar an Kosten für den Wiederaufbau und die Beseitigung von Schäden bei solchen Klimakatastrophen, die leider immer häufiger werden und zugleich immer höhere Kosten verursachen.

Als Klimabank hat sich die Europäische Investitionsbank klar dazu bekannt, mehr als 50 Prozent ihres jährlichen Finanzierungsvolumens in den Klimaschutz zu investieren. Diese Woche erst haben wir eine strategische Vereinbarung mit dem World Wildlife Fund unterzeichnet, um gemeinsam natürliche Lösungen zu finden, mit denen wir auch die Ökosysteme wieder instand setzen können. Diese Bemühungen um den Klimaschutz werden wir in den nächsten Jahren fortsetzen. Ich möchte das betonen, weil die Folgen des Klimawandels das zentrale Thema der vergangenen Woche waren und weil die Katastrophe in Spanien deutlich macht, wie dringend wir diese Investitionen angehen müssen.

Das zweite Thema in Washington war der Wandel der Weltordnung, den wir gerade erleben. Das Aufkommen neuer Mächte, die Unsicherheit in den globalen Märkten aufgrund von Spannungen und Krieg und die Fragmentierung der internationalen Märkte. Dieser tiefgreifende Wandel der Weltordnung zwingt Europa, sich darüber klar zu werden, welche Stimme es in dieser neuen internationalen Ordnung haben will. Das sind die entscheidenden Fragen, um die es heute geht: Wie schaffen wir es, dass Europa in der neuen Weltordnung weiter mit starker Stimme auftritt? Und wie können wir die europäische Wirtschaft wettbewerbsfähiger machen? 

Damit komme ich zu einem etwas positiveren Teil meiner Eröffnungsrede, denn die European Tech Champions Initiative ist ein voller Erfolg – ein voller Erfolg für Europa und ein voller Erfolg für Spanien. Die Initiative sucht nach Antworten auf eine der wichtigsten Fragen, bei denen Europa hinterherhinkt, vor allem gegenüber den Vereinigten Staaten: Wie bringen wir die nötige Finanzierung für das Wachstum von Technologieunternehmen auf, die zwar enormes Talent haben, aber in Europa keine Wachstumsperspektiven vorfinden? Wie schaffen wir es, dass die Ideen, die Unternehmen und die Technologien, die in der Europäischen Union entstehen, auch bei uns wachsen und gedeihen können?

Genau darum geht es bei der European Tech Champions Initiative. Der Letta-Bericht, der Draghi-Bericht und alle Berichte von Fachleuten fordern, das europäische Finanzierungs-Ökosystem für wachstumsstarke Unternehmen auszubauen und zu stärken. Die Datenlage ist eindeutig: 58 der Einhörner, die 2022 in den Vereinigten Staaten heranwuchsen, stammen aus Europa. Das Problem ist: Sobald die Unternehmen bei der Finanzierung die Marke von 500 Millionen Euro erreichen, bleibt ihnen nur der Weggang aus Europa oder die Übernahme durch ausländische Fonds, wenn sie weiter wachsen wollen.

Ich bin sehr stolz darauf, dass wir in meiner Zeit als Wirtschaftsministerin und stellvertretende spanische Ministerpräsidentin die Vision hatten und erkannt haben, dass wir dieses Finanzierungs-Ökosystem fördern und stützen müssen, um Mittel für das Wachstum dieser Unternehmen zu mobilisieren. Ebenso stolz bin ich, dass Carme Artigas heute hier ist. In ihrer Zeit als Staatssekretärin für Digitalisierung haben wir Hand in Hand gearbeitet und erreicht, dass in Spanien nicht nur Instrumente wie die vom ICO verwalteten Fonds geschaffen werden, vor allem der Next-Tech-Fonds, sondern auch, dass Spanien Gründungsmitglied der European Tech Champions Initiative wurde. Bei der ersten Sitzung und der ersten Unterzeichnung von Beiträgen war Spanien mit einer erheblichen Zusage dabei. Damit spielt es, was die Fähigkeit angeht, das Wachstum spanischer Firmen zu finanzieren, in einer Liga mit Deutschland und Frankreich.

Ich persönlich sehe nach nur anderthalb Jahren bereits deutliche Erfolge. Wir haben Vereinbarungen über rund 2 Milliarden Euro unterzeichnet und damit das Fünffache an Investitionen in Europa mobilisiert. Nächstes Jahr wollen wir die 3-Milliarden-Euro-Marke knacken, die wir uns als kurzfristiges Ziel gesetzt haben. Die geschäftsführende Direktorin des EIF Marjut Falkstedt ist heute hier und kann mehr dazu sagen.

Was wir gerade erleben, ist ein Crowding-in-Effekt: Fonds sehen die Möglichkeit, Seite an Seite mit dem Europäischen Investitionsfonds zu investieren. Sie wollen wachsen und sich zu Megafonds mit einem Volumen von 1 Milliarde Euro entwickeln. Das war in Spanien deutlich zu sehen, wo wir bereits in den Megafonds Kembara investiert haben, der heute ebenfalls hier vertreten ist. Nun wollen wir bis nächstes Jahr einen zweiten spanischen Megafonds für die European Tech Champions Initiative gewinnen.

Diese paneuropäische Initiative soll nicht nur ein Ökosystem von Risikokapitalfonds oder anderen Arten von Fonds schaffen. Sie hat auch bereits in zwei spanische Start-ups investiert: den Anbieter von Atemwegstherapien Inke und den Hersteller von Personalsoftware Factorial. Ich bin sicher, dass auch andere spanische Start-ups künftig Mittel von Megafonds aus Spanien oder anderen von der EIB-Gruppe unterstützten Fonds im übrigen Europa erhalten.

Jetzt bereiten wir die zweite Phase unserer Erfolgsstory vor, in der wir den Privatsektor mit ins Boot holen wollen. Marco Marrone wird etwas mehr darüber erzählen, wie wir das gesamte Potenzial an Ersparnissen in der Europäischen Union mobilisieren und mehr Finanzierungskapazitäten aufbauen wollen, damit europäische Start-ups und Scale-ups auch europäisch bleiben. Ich bin überzeugt, dass Spanien auch in dieser Phase eine fundamentale Rolle spielen wird.

Die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und der Produktivität Europas wird auch eine Priorität für die neue Kommission sein, die im Dezember ihre Arbeit aufnimmt, ebenso wie für das neue Europäische Parlament. Eine zentrale Voraussetzung dafür sind größere, tiefere und stärker integrierte Kapitalmärkte. Dieses Ziel – eine europäische Kapitalmarktunion – gehört zweifellos zu den künftigen Prioritäten. Parallel zu allen Gesetzgebungsinitiativen der europäischen Institutionen und des spanischen Wirtschaftsministeriums wollen wir bei der EIB von der Basis aus arbeiten und Instrumente schaffen oder bereits bewährte Instrumente ausbauen. Unser Ziel dabei: private Investitionen über den gesamten Innovations- und Lebenszyklus der Unternehmen mobilisieren.

Genau das tun wir bereits: mit dem Ausbau und der zweiten Phase der European Tech Champions Initiative und mit der Ausweitung der Rolle der EIB bei der Mobilisierung des europäischen Markts für grüne und digitale Anleihen. Hier sind wir seit der Emission der ersten Klimaschutzanleihe 2007 führend. Außerdem arbeiten wir an einem Exit-Fonds, um den Ausstieg von Erstinvestoren aus diesen wachstumsstarken Firmen zu finanzieren – etwa über eine Übernahme durch andere Unternehmen oder über ein Instrument, das auch den Börsengang dieser innovativen Unternehmen in einer Spätphase ihres Wachstums ermöglicht.

Das Ziel ist ambitioniert: Wir wollen die Investitionslücke über den gesamten Lebenszyklus hinweg schließen. Und wir wollen, dass die Unternehmen, die Ideen und Technologien, die in Europa entstehen, auch weiter in Europa wachsen und gedeihen können. Dass sie weiter europäisch bleiben – auch wenn sie die Start-up-Phase längst hinter sich gelassen haben.

Ich glaube, wir haben hier einige Erfolgsstorys vorzuweisen. Wir pflegen eine enge Zusammenarbeit mit öffentlichen Institutionen wie dem ICO in Spanien und mit dem Finanzsystem – sowohl den Banken als auch nationalen und europäischen Fonds. Auf dieser Grundlage wollen wir in den kommenden Jahren einen fundamentalen Wandel erreichen und die vordringlichen Fragen beantworten: Wie können wir Wachstum und Innovationen in Europa finanzieren? Und letztlich: Wie erreichen wir, dass Europa in der neuen internationalen Ordnung weiter mit starker Stimme auftritt?

Mit diesem positiven Gedanken möchte ich schließen. In der Überzeugung und mit dem Vertrauen, dass wir in der Lage sind, die Dinge zu verbessern und voranzukommen. Ich hoffe, dass wir heute viel erreichen und dass wir, wenn wir in einem Jahr Bilanz ziehen, nicht nur auf die erste Phase unserer Initiative zurückblicken, sondern eine European Tech Champions Initiative 2.0 vorweisen können. Eine Initiative, die den Weg weist für ein stärkeres Europa, für ein wettbewerbsfähigeres Europa und für ein Europa mit mehr Lebensqualität und mehr Raum für die Entwicklung neuer Ideen. Talent dafür ist genug vorhanden. Wir müssen nur dafür sorgen, dass es auch seine Chancen bekommt.

Und damit bedanke ich mich bei Ihnen und wünsche uns allen eine erfolgreiche Veranstaltung.

Vielen Dank.