Mit finanzieller und technischer Hilfe der EU erneuert Albanien seine Bahnstrecken – und spart Emissionen

Die Züge zwischen der mittelalbanischen Stadt Vorë und der Grenze zu Montenegro fahren im Schnitt nicht schneller als 50 Stundenkilometer. Über Jahrzehnte wurde die Strecke vernachlässigt. Im Rahmen seiner Strategie für nachhaltiges Wachstum investiert der Staat jetzt in die Modernisierung seines Bahnnetzes. Das wird die Emissionen senken, die Sicherheit erhöhen und die Fahrzeiten verkürzen.

Ein wichtiger Schritt dieser Strategie ist die Sanierung eines 120 Kilometer langen Teilstücks zwischen Vorë und der Grenze zu Montenegro.

„Die EU-finanzierte Erneuerung der Strecke von Vorë nach Hani i Hotit macht den Güter- und Personenverkehr entlang der Adriaküste schneller und sicherer“, sagt André Rizzo, Beauftragter der EU-Delegation in Albanien. „Sie verbessert die Anbindung und fördert den Handel in Albanien, im Westbalkan und mit der EU.“

Elektrifizierte Strecke mit neuen Signalanlagen und Kommunikationssystemen

Im Rahmen des Projekts soll das Teilstück nun elektrifiziert wird. Hinzu kommen neue Signalanlagen und Telekommunikations- und Sicherheitssysteme. Dann können die Züge mehr als doppelt so schnell fahren – bis zu 120 Stundenkilometer statt derzeit 50.

Unter dem Wirtschafts- und Investitionsplan der Europäischen Kommission erhält Albanien dafür ein Finanzpaket der EU: einen Kredit über 100 Millionen Euro von der EIB, einen Investitionszuschuss von 126 Millionen Euro aus dem Investitionsrahmen für den westlichen Balkan und einen Kredit über 98,75 Millionen Euro von der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung.

Als Erweiterung des Mittelmeerkorridors des TEN-V-Kernnetzes verbindet die Strecke von Vorë nach Hani i Hotit die Hauptstadt Tirana mit Podgorica in Montenegro und dem Rest Europas.

Sie ist Teil des staatlichen Plans, das von Durrës nach Norden und Osten abzweigende Bahnnetz zu sanieren, insgesamt rund 420 Kilometer Schiene. Die größtenteils zwischen 1947 und 1987 gebauten Strecken verfallen zusehends, weil es an Geld fehlt und deshalb bei der Instandhaltung hapert. Das Erdbeben 2019, das schwere Schäden anrichtete, hat die Lage zusätzlich verschärft.

Nun will Albanien über die nächsten zehn Jahre mehr als 75 Prozent seines Bahnnetzes modernisieren, erneuern und elektrifizieren.

Wichtiger Geldgeber für Bahnprojekte im Westbalkan

„Nach der Strecke Tirana–Durrës mit ihrer Abzweigung in Rinas ist die Verbindung von Vorë nach Hani i Hotit das zweite albanische Großprojekt im Bahnverkehr“, sagt Belinda Balluku, stellvertretende Ministerpräsidentin Albaniens und Ministerin für Infrastruktur und Energie.

„Die Europäische Investitionsbank zählt zu unseren wichtigsten Partnern bei mehreren strategischen Projekten für das Straßen- und Schienennetz“, bestätigt sie.

Mit bislang über 1,9 Milliarden Euro für Bahnstrecken im Westbalkan ist die Bank der EU dort einer der größten Geldgeber für den Sektor. Begleitend dazu haben Fachleute des gemeinsam von der Europäischen Kommission und der EIB finanzierten Beratungsprogramms JASPERS einen Aktionsplan entwickelt, um in Albanien die Kapazitäten für das Management von Bahnprojekten zu stärken.

„Mit unserer Beratung haben wir den Boden dafür bereitet, dass die Bahngesellschaft die Bahn mit neuem Know-how wieder in die Spur bringt“, sagt Jakubik Denis, der bei JASPERS das Projekt leitete.

„Das sollte sich auf das Land insgesamt positiv auswirken. Es wird zur schrittweisen Integration Albaniens in das europäische Schienennetz und den europäischen Markt beitragen und das Land auf dem Weg zum EU-Beitritt voranbringen.“

Geplant sind nun der Neubau und die Modernisierung der Streckenabschnitte Durrës–Tirana (mit einer neuen Verbindung zum Flughafen Tirana), Vorë–Han i Hotit, Durrës–Rrogozhinë und Rrogozhinë–Pogradec; außerdem eine neue grenzüberschreitende Verbindung nach Nordmazedonien. Die albanischen Behörden stehen hinter den Plänen und wollen sie durchziehen.

Nachhaltige Mobilität ist die Grundlage für nachhaltiges Wachstum.

„Mit vereinten Kräften stärken wir die Anbindung in Albanien, in der Region und an die EU. Gleichzeitig fördern wir eine nachhaltige Mobilität als Grundlage für ein smartes, stabiles und sicheres Bahnnetz für alle“, sagt EIB-Vizepräsident Kyriacos Kakouris, der die Finanzierungen der Bank im Westbalkan beaufsichtigt.

Wenn die Modernisierung abgeschlossen ist, kann das Land von der noch ursprünglichen Küste bis zu seinen charmanten Bergdörfern per Zug neu entdeckt werden: schneller und bequemer.